Der Lösungsfinder
Der Architekt Felix Schärer passt mit seinem Team vom Zentrum für hindernisfreies Bauen (ZHB) Wohnungen und Häuser für Menschen mit einer Querschnittlähmung an. Vor der beruflichen Karriere stand der Sport im Zentrum: Er war Fussballer beim FC Aarau.
Text: Peter Birrer
Fotos: Joel Najer
Wer lernen muss, mit einer Querschnittlähmung einen neuen Alltag zu meistern, sieht sich zwangsläufig mit der Frage konfrontiert: Kann ich in meine vertrauten vier Wände zurückkehren? Wenn es um Umbauten und Anpassungen von Wohnungen oder Häusern geht, führt der Weg meistens ins Zentrum für hindernisfreies Bauen (ZHB) – zu Felix Schärer und seinem Team der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV).
Massgeschneiderte Lösungen
Felix bringt so schnell nichts aus der Fassung. In 24 Jahren hat das ZHB Hand an allen möglichen Objekten angelegt. Die Palette reicht vom Schloss in einem Weinbaugebiet in Bordeaux über die grosszügige Villa am Zürichsee bis zur einfachen Mietwohnung. Der 54-Jährige ist reichen und armen Menschen begegnet, er hat Einblicke in unzählige Schicksale erhalten. «Diese Vielfalt bildet das ganze Leben ab», sagt er dazu.
Felix engagiert sich immer für eine massgeschneiderte Lösung, unabhängig davon, welche Geschichte sich hinter der Kundin oder dem Kunden verbirgt. Weit über 600 Projekte hat er bislang begleitet, nie ist in ihm das Gefühl aufgekommen, dass es sich um eine Wiederholung handelt. Für ihn ist das, was er tut, eine Lebensaufgabe geworden.
Begegnung mit Beltrametti
Dabei hat er sich in jüngeren Jahren vorstellen können, dass er zunächst einmal auf anderem Gebiet Karriere macht. Felix, aufgewachsen in Oberentfelden AG, gilt als talentierter Fussballer, der schon mit 16 in der 2. Liga spielt. Er unterschreibt einen Vertrag beim FC Aarau in der höchsten Schweizer Liga, wird Halbprofi und erhält ein paar Einsätze. Aber die Gesundheit macht nicht mit. Felix plagt sich oft mit Verletzungen herum und weiss: So schön es wäre, mit Sport sein Geld zu verdienen – daraus wird nichts.
Nach einer Lehre als Hochbauzeichner studiert er Architektur an der Fachhochschule Brugg-Windisch, arbeitet danach fünf Jahre in Zürich, sehnt sich aber nach einer Stelle in «seiner» Region und findet sie in Muhen AG. Per 1. Januar 1999 wird er Leiter des ZHB. Und erlebt immer wieder Eindrückliches. Eines von vielen Beispielen: der Skirennfahrer Silvano Beltrametti. Nach dessen schwerem Unfall am 8. Dezember 2001 fährt Felix vor Weihnachten ins Bündnerland, um im Elternhaus des Sportlers ein Studio zu planen. Als er sich mit ihm austauscht, ist er fasziniert, mit welcher Zuversicht er den Blick nach vorne richtet.
Felix strebt nicht danach, mit Extravaganz zu punkten, dennoch soll die Architektur der Umbauten und Anpassungen qualitativ gut sein. Der Mensch steht dabei im Zentrum, es soll so auf seine Bedürfnisse eingegangen werden, dass er sich weiterhin in seinem gewohnten Umfeld aufhalten kann. So geht er auch vor, als er 2022 mit seinem Team die Büroräumlichkeiten der SPV umgestaltet.
Golf zur Entspannung
Verbunden geblieben ist Felix über all die Jahre mit dem Sport, primär mit dem Fussball. Er trainierte Junioren und trägt heute im Vorstand des FC Suhr die Verantwortung für die Finanzen. Aber seit 2020 kann er seinen Bewegungsdrang nur noch eingeschränkt ausleben. Bei einem Skiunfall zog er sich «einen Totalschaden am rechten Knie», wie er es scherzhaft nennt, zu.
Was immer noch klappt: das Golfspielen. Vor fünf Jahren fing er damit an, seit drei Jahren ist der zweifache Familienvater gerne mit seiner Frau auf verschiedenen Plätzen unterwegs. «Es ist eine ideale Möglichkeit, um sich zu entspannen», sagt Felix. Das gibt ihm die nötige Energie, um das ZHB voranzubringen.
Sein Team, derzeit bestehend aus neun Leuten, erhält bald Zuwachs, weil verstärkt Wert auf die Interessenvertretung gelegt wird. Das ZHB möchte bei öffentlichen Bauprojekten landesweit darauf hinweisen, dass hindernisfreies Bauen ein selbstverständliches Thema sein muss wie etwa der Brandschutz. «Die Situation in der Schweiz ist besser geworden», sagt Felix, «aber wir haben immer noch Luft nach oben.»
Eine Querschnittlähmung führt zu hohen Folgekosten, z.B. für den Umbau der Wohnung oder des Autos. Werden Sie deshalb Mitglied der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, um im Ernstfall 250 000 Franken zu erhalten.
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