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«Ich bin auch mit dem Rollstuhl nützlich»

Michaela Vogler engagiert sich mit Leidenschaft in der Feuerwehr Alpnach.

Text: Peter Birrer
Fotos: Franca Pedrazzetti

Ich war 20, als ich der Feuerwehr beitrat, zum einen aus «Gwunder», zum anderen, weil ich wohl eine Art Helfersyndrom habe. Schon in der Schule half ich immer den Schwächeren. Das Hobby entwickelte sich zur Leidenschaft, für die ich gerne viel Zeit opferte. Nach dem Unfall 2020 stellte sich die Frage: Kann ich das auch in Zukunft? Feuerwehr und Rollstuhl - das ist ja keine alltägliche Kombination.

Es reizte mich, weiterzumachen. Ich liebe das Teamwork und weiss, dass das Bewältigen von Extremsituationen stark zusammenschweisst. Aber ich sagte dem Feuerwehrkommandanten offen: «Ich bleibe nur, wenn ich etwas Sinnvolles tun kann.» Er nahm mir meine Bedenken und sagte: «Eine Feuerwehr besteht aus vielen Puzzlestücken. Wir brauchen dich.»

Eine wertvolle Stütze der Feuerwehr Alpnach

Ich bekam eine neue Rolle. Keine schlechtere, sondern eine andere. Es hat sich eigentlich wenig geändert. So bin ich heute auch mit dem Rollstuhl in der Feuerwehr nützlich. Jahrelang gehörte ich zur Verkehrsabteilung, nun wechselte ich in die Führungsunterstützung. Ich sitze in der Zentrale im Feuerwehrlokal Alpnach, trage Uniform und bin die rechte Hand des Einsatzleiters. Bei Übungen oder im Ernstfall muss ich den Überblick behalten und zum Beispiel telefonisch Anweisungen entgegennehmen oder weitergeben.

Eine meiner Aufgaben besteht darin, die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wie Polizei und Rettungsdienst zu pflegen. Ich schreibe auch die Einsatzprotokolle. Und es kommt vor, dass ich für unsere Leute die Verpflegung organisiere, wenn ein Einsatz mehrere Stunden dauert. Eigentlich bin ich das Mädchen für alles. An Übungsabenden bin ich immer anwesend, auch wenn es mich für die Führungsunterstützung nicht jedes Mal bräuchte. Dann frage ich den Materialwart – ihm kann ich immer Arbeit abnehmen.

Michaela Vogler ist in der Feuerwehr Alpnach

«In der Feuerwehr darf ich anderen Menschen helfen. Das erfüllt mich mit Stolz.»

Michaela Vogler

Seit meiner Querschnittlähmung bin ich in vielen Bereichen selbst auf Hilfe angewiesen. In der Feuerwehr darf ich anderen Menschen helfen. Das macht nicht nur Spass, sondern erfüllt mich mit Stolz. Erst recht, wenn ich intern unterrichten darf; das geht auch mit dem Rollstuhl problemlos. Es fällt mir leicht, vor Leuten zu sitzen und Wissen zu vermitteln. Ich habe über all die Jahre viel Erfahrung gesammelt, die gebe ich gerne meinen Kolleginnen und Kollegen weiter.

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Die Reihe der Lektionen soll ich jetzt in Kooperation mit dem Schweizerischen Feuerwehrverband mit einem Thema erweitern: «Auto mit Handgas.» Ich möchte den Einsatzkräften zeigen, wie im Notfall vorzugehen ist und wie etwa Tetraplegiker aus dem Auto zu befreien sind. Oft ist das Grundwissen über Menschen mit einer Beeinträchtigung nicht oder nur ungenügend vorhanden. Mit meiner Freundin Angela Fallegger zusammen zeige ich die Eigenheiten von umgebauten Autos und erkläre, dass die Betroffenen nicht gleich auf Kälte und Hitze reagieren wie Fussgängerinnen und Fussgänger.

Meine Leidenschaft für die Feuerwehr und die Nachwuchsförderung ist auch im Alter von 35 Jahren unverändert – oder sogar noch grösser geworden. Ich setze mich ein, weil ich nicht nur sehr gerne helfe, sondern auch dankbar bin, wenn mir geholfen wird.

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