«Ich lache dem Schicksal entgegen»
Seit einem schweren Snowboardunfall ist Flo Tetraplegiker und im Rollstuhl. Trotzdem hat er nichts von seiner Lebensfreude und seinem Optimismus verloren.
Wenn der Kopf schwebt; wenn der Körper sitzt, aber das Hirn nichts davon weiss; wenn Bewegung nicht mehr möglich ist. All diese «Wenns» sind für Florian Bickel aus Mühlau (AG) Realität. Seit einem schweren Snowboardunfall ist er Tetraplegiker und auf den Rollstuhl angewiesen. Trotzdem hat er nichts von seiner Lebensfreude und seinem Optimismus verloren. Hier erzählt Florian, wie er seinen Alltag meistert.
Ein folgenschwerer Sturz
2008, an einem traumhaften Skitag in Davos, sprang der erfahrene Snowboarder über einen kleinen Hügel und stürzte so unglücklich, dass zwei seiner Halswirbel brachen und sein Rückenmark fast gänzlich durchtrennt wurde. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Nur noch der Kopf gehörte seinem Gehirn. Er wusste, dass etwas gewaltig schief gelaufen war, und dass jede Bewegung seine Verletzung noch schlimmer gemacht hätte. Zum Glück kam ihm eine Familie, die den Sturz beobachtet hatte, zu Hilfe.
Der damals 21-Jährige wurde ins Krankenhaus nach Chur geflogen, dort operiert und zur Rehabilitation in das Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) verlegt. Dort bereitete ihn das multidisziplinäre Team auf seinen neuen Alltag vor.
Jeder Fortschritt ein kleiner Triumph
Nach einem Unfall, der die Nerven im Rückenmark zwischen dem 3. und dem 5. Halswirbel durchtrennt, können Tetraplegiker*innen lediglich noch ihren Kopf bewegen. Wie sich im Laufe von Florians Behandlung allerdings herausstellte, waren bei ihm nicht alle Nervenstränge im Nacken durchtrennt – einige waren nur gequetscht. So kamen allmählich muskuläre Funktionen zurück, die die Ärztinnen und Ärzte ihm ursprünglich als verloren deklariert hatten. Jene Momente, in denen Flo bewusst wurde, dass er einzelne Gliedmassen wieder bewegen kann, beschreibt er noch heute mit einer ansteckenden Euphorie. Die kleinen Fortschritte summierten sich von Tag zu Tag auf. Heute besitzt er wieder motorische Fähigkeiten in den Beinen, Armen und Händen. Stolz erfüllt ihn, wenn er davon erzählt, wie er sich auch über jeden kleinen Triumph freuen konnte und kann. Die zurückgewonnenen Fähigkeiten erleichtern ihm den Alltag, sind aber noch immer nicht vergleichbar mit einem voll funktionsfähigen Körper.
Wie jede*r andere Para- oder Tetraplegiker*in wurde auch Flo mit der Diagnose Querschnittlähmung vor eine einschüchternde Herausforderung gestellt. Trotz dieses harten Schicksalsschlages widerstrebt es Florian jedoch, bemitleidet zu werden. Stattdessen sind ihm Mitgefühl und Gleichbehandlung willkommen. Allem und allen begegnet er mit Sarkasmus und Ironie. Die Gespräche mit ihm pendeln zwischen Ernst, schwarzem Humor und spitzbübischen Provokationen. Das lauteste Lachen kann man ihm entlocken, wenn man seine Neckereien mitmacht und zurückstichelt. Auch wenn sein Unfall noch so schwere Einschränkungen für seinen Bewegungsapparat bedeutet, ist sein Charakter stark genug, um jedes Wortgefecht zu verkraften.
Leben im Extremsportmodus
Besonders Anekdoten aus seiner Zeit im Krankenhaus zeugen von seiner nicht zu brechenden Lebensfreude. «Während der Reha», erzählt er mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, «sind wir beim Zmorge an den Pflegenden vorbei geflitzt, haben ihnen die Konfitüre und den Käse vom Tisch stibitzt und versteckt.» Er scheint seine Behinderung fast als sportliche Herausforderung zu verstehen; als Leben im Extremsportmodus, das jeden Tag neue Herausforderungen bereit hält, die es mit Optimismus zu überkommen gilt.
Ein tragendes Netz
Wie kommt es, dass Florian es geschafft hat, so positiv mit seinem Schicksal umzugehen? Ohne die Unterstützung von Freunden und Familie w äre es natürlich nicht gegangen. Ohne die Schweizer Paraplegiker-Gruppe aber auch nicht. Das Netz aus Spezialistinnen und Spezialisten von Medizin über Reha bis zur Berufsberatung hat ihm geholfen, wieder in einen Alltag zu finden. «Ich wurde während der Reha im SPZ nicht nur medizinisch super behandelt, sondern auch in der Berufswahl oder beim Umbau der Wohnung unterstützt. Sonst wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin und würde heute auch nicht wieder arbeiten.»
Eine Querschnittlähmung führt zu hohen Folgekosten, z.B. für den Umbau der Wohnung oder des Autos. Werde jetzt Mitglied der Gönner-Verenigung der Schweizere Paraplegiker-Stiftung und erhalte im Ernstfall 250 000 Franken.
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