Assistenzroboter Lio Schweizer Paraplegiker-Stiftung

Räume den Geschirrspüler, Lio!

Der Assistenzroboter Lio steht erstmals bei einer Tetraplegikerin zu Hause im Einsatz. Der Test wird von ParaHelp, einem Tochterunternehmen der Paraplegiker-Stiftung, unterstützt – damit Lio für Menschen mit Querschnittlähmung zur echten Hilfe werden kann.

Text: Martin Steiner
Fotos: Astrid Zimmermann-Boog


Lio greift die Flasche vom Küchentisch und kurvt damit ins Wohnzimmer. «Genug Wasser trinken ist wichtig», tönt es aus seinem Lautsprecher. Er schraubt den Deckel auf und reicht Stefanie Fischer das Getränk.
Während zwei Wochen steuert die 26-jährige Tetraplegikerin den Assistenzroboter über ihr Smartphone. Der Test der Herstellerfirma F&P Robotics findet in Zusammenarbeit mit ParaHelp statt. «Es ist das erste Mal, dass Lio in einem privaten Umfeld eingesetzt wird», erklärt ParaHelp-Geschäftsführerin Nadja Münzel. «Wir wollen herausfinden, wie ein Roboter körperlich behinderte Menschen zu Hause unterstützen kann; welche Bedürfnisse abgedeckt werden können und wo es noch Entwicklungen braucht, damit Lio eine Hilfe für Betroffene sein kann.»

Lio im Einsatz

Bedienung braucht Übung

Stefanie Fischer kann sich seit dem Säuglingsalter nur eingeschränkt bewegen und ist auf einen Elektrorollstuhl angewiesen, zudem benötigt sie Unterstützung durch die Spitex und Assistenzpersonen. Roboter wie Lio könnten durchaus eine Unterstützung für Menschen mit Einschränkungen sein, sagt die junge Frau: «Ich finde es spannend, neue Technologien auszuprobieren und mit meinen Erfahrungen die Entwicklung voranzutreiben.»
Die Miss Handicap des Jahres 2011 bewegt Lio über eine App auf dem Handy in vorgespeicherte Positionen in der Wohnung. Dabei übertragen Kameras das «Sehfeld» des Roboters. Hat Lio den gewünschten Ort erreicht, kann Stefanie Fischer ihn frei steuern und beispielsweise etwas vom Boden aufheben lassen.
Das Handling des rund eineinhalb Meter grossen Roboters sei allerdings nicht ganz einfach: «Ich musste ihn zuerst kennenlernen. Die vielen beweglichen Gelenke am Greifarm machen es schwierig, ihn schnell und zielgenau zu manövrieren.» So wirken Lios Bewegungen noch nicht besonders flüssig. Ihre Erfahrungen teilt Stefanie Fischer jeden Abend den Projektverantwortlichen mit. Zudem kommt regelmässig ein Techniker der Entwicklerfirma vorbei, um die Programmierung ihren Bedürfnissen anzupassen.

Assistenzroboter Lio Schweizer Paraplegiker-Stiftung
Assistenzroboter Lio Schweizer Paraplegiker-Stiftung

Die Entwicklung geht weiter

Stefanie Fischer arbeitet an zwei Halbtagen als kaufmännische Angestellte. Sie ist in ihrem Alltag gut organisiert und meistert viele Handgriffe selbstständig. Ihr erstes Fazit: «Damit Lio eine Hilfe für mich wäre, müsste er zum Beispiel den Geschirrspüler ausräumen können.»
Die Roboterfirma aus Glattbrugg nimmt ihre Anregung auf. Usability-Expertin Alina Gasser sagt: «Mit diesem Test wollen wir herausfinden, wie nutzertauglich die Fernsteuerung ist.» Ihr ist bewusst, dass der aktuelle Funktionsumfang nicht allen Ansprüchen genügt. «Wir werden die Test-Ergebnisse auswerten und Lio entsprechend weiterentwickeln.» Bis der Assistenzroboter Lio Menschen mit Querschnittlähmung umfassend durch den Tag begleiten kann, sind noch einige Schritte nötig. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene bereits früh ihre Erfahrungen einbringen können.

 

Jeden zweiten Tag wird ein Mensch in der Schweiz querschnittgelähmt.

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