Chiara Schlatter auf dem Laufsteg der Mode Suisse 2023.

Mode für alle

Stylische Mode ist für Menschen mit Querschnittlähmung oft unpraktisch. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung ruft Modeschaffende und -studierende dazu auf, dem mit Ideen entgegenzuwirken. 

Auch Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung haben das Bedürfnis, Kleider zu tragen, die nicht nur funktional, sondern auch stylisch sind. Doch bis sie einen uneingeschränkten Zugang zu zeitgemässer Mode bekommen, muss sich noch vieles ändern. Stil und Funktionalität werden in unserer Gesellschaft nur selten zusammengedacht. 

Erfolgreiche Sensibilisierung

Deshalb hat die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) im vergangenen Jahr zusammen mit Yannick Aellen, dem Gründer und Direktor von Mode Suisse, das Projekt ADAPT lanciert. Es setzt sich für eine Mode für Rollstuhlfahrende ein, die sowohl barrierefrei  als auch stylisch ist. 2024 wurde die zweite Runde des Projekts eingeläutet: ADAPT by SPF x Visual (ArchivesTM) Society. Victor Prieux vom Modelabel Visual (ArchivesTM) Society entwickelte mit Studierenden der Genfer Hochschule für Kunst und Design (HEAD – Genève) neue Modeideen.  

Das war ADAPT 2023

Preise und Awards

ADAPT will möglichst viele Modeschaffende für das Thema der adaptiven Mode sensibilisieren. Auch in der neuesten Ausgabe wirken wieder fünf Personen mit, die selbst im Rollstuhl sitzen. Nadia Dell'Oro, Angela Fallegger, Chiara Schlatter, Florian Bickel und Mike Lackner begleiteten das Projekt sowie die einzelnen Phasen des Designprozesses. Sie stellten zum Beispiel sicher, dass keine Nähte oder Knöpfe zu Druckstellen führen, die Hosenbeine nicht zu kurz sind oder der nötige Stoff oberhalb des Beckens nicht fehlt.

Einblicke in ADAPT 2024

Das Projekt umfasst drei Phasen. Am Anfang stand der Austausch mit Designer Victor Prieux, den Studierenden und den Betroffenen. In der zweiten Phase wurden die Kleidungsstücke entwickelt. In diesem Stadium waren die Feedbacks der Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer das A und O. Zum Abschluss wurden die adaptiven Kleider am 2. September an der Mode Suisse einem breiten Publikum präsentiert.  

Der Start

Im April waren Victor Prieux und die Studierenden der Genfer Hochschule für Kunst und Design zu Besuch in Nottwil. An oberster Stelle stand der Austausch mit Menschen im Rollstuhl. Nadia Dell’Oro, von allen «Giordi» genannt, und Florian Bickel erzählten aus ihrem Alltag und worauf es bei adaptiver Mode ankommt. Natürlich durfte auch ein Besuch in unserem Besuchszentrum ParaForum nicht fehlen. Schliesslich ging es darum, dass das Mode-Team mit möglichst vielen wertvollen Inputs rund um das Thema Querschnittlähmung wieder nach Hause reist.   

Das Fitting

Nach einer intensiven und kreativen Zeit in Genf kam der Designer Victor Prieux wieder zurück nach Nottwil und hat die erarbeiteten Looks dem Projektteam vorgestellt. Die Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer waren begeistert. Dem Designer und den Studierenden ist es gelungen, die Inputs vom April optimal umzusetzen und adaptive Mode zu entwickeln, die stylisch und funktional ist. Die Betroffenen konnten nochmals hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben, wie z.B. hier hat es noch zu viel Stoff, da stört eine Naht oder der Druckknopf ist nicht optimal platziert. Die Mode-Experten wurden für die nächste kreative Phase gerüstet.

Die Arbeit im Atelier

Im Visual (ArchivesTM) Society Atelier rauchten die kreativen Köpfe von Designer Victor Prieux und den Studierenden der Genfer Hochschule für Kunst und Design (HEAD – Genève). Es wurden Stoffmuster angefertigt, genäht, alte Ideen verworfen und neue Ideen entwickelt. Und dies alles mit dem Ziel, die Looks für die Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer zu optimieren. Victor und sein Team arbeiten mit viel Herzblut an der diesjährigen ADAPT-Kollektion.

Das finale Fitting und Fotoshooting

Mitte August war es endlich so weit: Unsere Models Nadia Dell'Oro, Angela Fallegger, Chiara Schlatter, Florian Bickel und Mike Lackner konnten während dem finalen Fitting das erste Mal die angepassten und fertigen Looks anziehen. Nach dem sie von KETS-Mitarbeiterinnen professionell geschminkt und frisiert wurden, waren die Rollstuhlfahrenden parat für das Fotoshooting mit Mirjam Kluka in Nottwil.

Das finale Highlight: Die Mode Suisse

«Wenn ich über den Catwalk rolle, heisst es dann Catroll?», fragte sich die kribbelige Chiara Schlatter kurz vor ihrem Auftritt als Model an der Mode Suisse 2024. Auch die Herzen der anderen Rollstuhl-Models schlugen hinter den Kulissen der renommierten Modeschau bis zum Hals. Das ganze Projektteam war an diesem Abend unheimlich stolz, gemeinsam ein Zeichen für inklusive Mode zu setzen.

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