Sport als Energiequelle
Bereits während der Reha im SPZ sucht sich die sportbegeisterte Giulia neue Herausforderungen. Sie war schon immer ein aktiver Mensch. Nebst dem Geräteturnen ging sie vor ihrem Unfall auch regelmässig Klettern, Ski und Snowboard fahren sowie Tennis spielen.
Am Schweizer Paraplegiker-Zentrum probiert Giulia diverse neue Sportarten im Rollstuhl aus: Leichtathletik, Schwimmen, Bogenschiessen, Kajak fahren. Die Sporttherapie ist für die Patientinnen und Patienten im SPZ ein wichtiger Bestandteil der Reha. Erst das Rollstuhltennis packt Giulia so richtig. Heute trainiert sie zwei bis drei Stunden pro Woche und spielt bereits Interclub. «Ob im Studium oder in meiner Freizeit: Der Sport gibt mir sehr viel.»
Die Frau klettert, spielt Tennis, macht Krafttraining, ist Vizepräsidentin des Turnvereins gymPully, amtet als Wertungsrichterin und arbeitet für das Eidgenössische Turnfest Lausanne 2025. «Der Sport war immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens», sagt sie. «Und wird es wohl bleiben.» Während der Erstrehabilitation in Nottwil hat sie viele neue Disziplinen ausprobiert.
«Eine mental sehr starke Frau»
Giulia Damiano hat den bisher grössten Kraftakt ihres Lebens bewältigt und ein neues Gleichgewicht gefunden. Noch bevor sie am Montagabend die Turnerinnen und Turner von gymPully coacht, trainiert sie im Kraftraum unter Anleitung ihrer Freundin Sarah Cudré. «Los gehts!», sagt diese, als sie auf dem Ruderergometer sitzt. «Weiter!» – «Noch 30 Sekunden!» Und mit einem Grinsen erzählt Sarah Cudré: «Giulia redet beim Sport immer. Sogar dann, wenn sie am Boxsack schwitzt …»
Am Montagstraining nimmt auch Mathilde Rosat teil. Sie hatte aus unmittelbarer Nähe mitbekommen, wie Giulia Damiano verunglückte. Die Schmerzensschreie hat sie noch heute im Ohr. Und sie erinnert sich an die beklemmenden Gefühle in den Tagen danach. Als sie erfährt, dass Giulia im Schweizer Paraplegiker-Zentrum behandelt wird, geht es ihr wie vielen im Turnverein: Sie ist überzeugt, dass Giulia wieder auf die Beine kommt. Doch die Hoffnung zerschlägt sich beim ersten Besuch in der Spezialklinik. «Wirst du wieder laufen können?», fragt sie Giulia. Die Antwort schockiert sie: «Nein.»
Wie erlebt sie Giulia heute? «Als eine mental sehr starke Frau, die unsere Turngruppe kompetent coacht», sagt Mathilde Rosat. «Giulia ist humorvoll, lösungsorientiert und – so nehme ich sie wahr – zufrieden. Ihre sensible Seite legt sie eher selten offen.»
Ihre Solidarität ermöglicht Grosses
Für Giulia war der Sport essenziell, damit sie sich wieder voll und ganz in der Gesellschaft integrieren konnte. Die Unterstützung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung zugunsten von Para- und Tetraplegiker*innen wird finanziert durch Spenden und Mitgliederbeiträge. Nur dank der grossartigen Solidarität der Bevölkerung können wir auch weiteren Betroffenen unkompliziert Hilfe leisten und die Rückkehr ins Leben ermöglichen.