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Zerbrechen Freundschaften nach einer Querschnittlähmung?

Rückblick: Peti kämpfte mit viel Fleiss und Schweiss dafür, seinen Rollstuhl zu beherrschen und selbständiger zu werden. Mehr dazu lesen Sie hier. 

Nottwil – ein Ort der Begegnung

Petis Eltern unterstützten ihren Sohn nach besten Kräften. Seine Mutter besucht ihn täglich, liest ihm aus der Zeitung vor und gibt ihm das Essen ein. Zu Beginn darf er nur Jogurt zu sich nehmen, da sich sein Körper erst wieder an feste Nahrung gewöhnen muss. Einmal scherzt Peti: «Mama, schau mal, das ist wie früher, als ich ein Baby war». Die Mutter bricht in Tränen aus. 

Auch für Angehörige sind die Schicksalsschläge ihrer Liebsten eine grosse Herausforderung. Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum hat daher ein gezieltes Angebot für Angehörige entwickelt. Im sogenannten Peer Counselling für Angehörige können sich diese mit anderen betroffenen Angehörigen austauschen. Das Angebot richtet sich aber auch an Patientinnen und Patienten in der Rehabilitation. Sie können sich als Betroffene gegenseitig unterstützen, sind also Peers. 

Sex und Genuss geht auch anders

Gerade in der ersten Zeit im SPZ sind die Peers für Peti eine grosse Hilfe: Sie zeigen ihm beispielsweise, wie man eine Flasche öffnet. Oder wie man etwas vom Boden aufhebt, ohne dabei aus dem Rollstuhl zu fallen. Sie tauschen sich mit ihm über alle möglichen Fragen aus, auch über intime Themen. Natürlich beschäftigt Menschen mit Querschnittlähmung auch die Frage, ob sie noch Sex haben können. Peti hat von seinen Peers erfahren, dass das von Mann zu Mann variiert. Betroffene müssen nicht auf Lust und Sinnlichkeit verzichten, lernen aber neu damit umzugehen. Manche benötigen Hilfsmittel wie etwa Viagra. Unter Peers kann man offen über diese Dinge sprechen. So erzählen sie etwa, dass sie beim Sex nicht mehr ausschliesslich auf den Höhenpunkt ausgerichtet sind. Sie haben gelernt, wie sie Erotik auch ohne Orgasmus oder mit eingeschränkter Sensibilität geniessen können. 

Die Peers haben ähnliche Bedürfnisse, Probleme und Fragen wie Peti. Manche von ihnen werden zu Freunden. Die neuen Freundschaften, die Peti im SPZ schliesst, wird er auch später pflegen, wenn er nicht mehr im Zentrum lebt. Nottwil wird für ihn dadurch zu einem Zentrum der Begegnung. 

Freunde fürs Leben

Es ist nicht zu vermeiden, dass er nach dem Unfall auch alte Freunde verliert. Mit der Zeit bricht ebenso der Kontakt zu früheren Arbeitskollegen ab. Peti und seine Freundin trennen sich. «Meine Freunde sollen mich so nehmen, wie ich bin», darauf legt Peti grossen Wert. Die guten Freunde blieben. Drei von ihnen besuchen ihn jeweils am Donnerstag im SPZ. Dann wird in froher Runde gejasst. Auch das klappt nicht auf Anhieb: Petis Handfunktionen sind so stark eingeschränkt, dass er die Karten nicht mit den Fingern greifen kann. Er kann sie sich aber zwischen die Handflächen klemmen. Einer seiner Freunde baut für ihn kurzerhand eine Konstruktion mit einer Schiene. Darin kann Peti seine Karten hineinstecken. Derart ausgerüstet steht dem wöchentlichen Jass-Plausch nichts mehr im Weg. 

Seine Freunde unterstützen Peti auch in seinem grossen Wunsch, endlich mal wieder ein Spiel des FC Luzern zu besuchen. Peti hat noch nicht gelernt, seinen Rollstuhl selbst zusammenzuklappen. Auch schafft er es nicht, selbständig in ein Auto einzusteigen. Darum lernen seine Freunde, wie sie Peti ins Auto transferieren und den Rollstuhl korrekt handhaben. Peti, der Fussballfan, verbringt mit ihnen einen Abend im Stadion des FC Luzern. Gute Freunde machen es möglich: Peti kann für einige Stunden seinem Rehabilitations-Alltag entfliehen. 

In der nächsten Folge lesen Sie, wie sich Peti vom Fitness-Muffel zum Topsportler wandelt. 

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