Integration und Bildung

Bildung und Arbeit geben nicht nur wirtschaftliche Sicherheit. Sie sind Fundament für ein sinnerfülltes Leben, da sie soziale Teilhabe ermöglichen, Funktionsfähigkeit und Selbstwert fördern. Querschnittgelähmte können die meisten Arbeiten ausführen: mithilfe von beruflicher Rehabilitation, Beratung, angemessenen unterstützenden Technologien sowie Anpassungen am Arbeitsplatz.

Schule im Rollstuhl

Die Rückkehr zur Schule sollte so früh wie denkbar ermöglicht werden, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Erfolgsfaktoren für Integration in Schule und Berufsleben

  • Für die meisten querschnittgelähmten Kinder und jungen Erwachsenen ist die grösste Herausforderung, den Wiedereinstieg in die Schule zu meistern. Problematisch können sein:

    • die physische Zugänglichkeit
    • die Teilhabe an schulischen Aktivitäten

    Insbesondere wichtig ist daher ein Netzwerk sozialer Unterstützung durch Familie, Freunde, Mitschüler und Kommilitonen. Ebenso die Interaktion mit gleichaltrigen Betroffenen. Durch die Querschnittlähmung und lange Abwesenheiten von der Schule besteht Gefahr, dass jemand den Anschluss an die Gesellschaft verliert.

    Die Rehabilitation sollte darauf abzielen, eine Rückkehr in die Schule so früh wie denkbar zu ermöglichen. Ebenso muss die Kontinuität der Ausbildung Teil des Zielsetzungsprozesses während der Rehabilitation sein.

     

    Eine Integration eines querschnittgelähmten Kindes gelingt besser wenn:

    • ein früher Kontakt zwischen Kind, Eltern und Schulpersonal mit Einbindung von Rehabilitationsfachleuten stattfindet.
    • Anpassungen und Vorkehrungen zur physischen Zugänglichkeit vorgenommen werden.
    • alle Aktivitäten zugänglich sind und der jeweilige Schüler an sämtlichen Schulaktivitäten teil hat; etwa an Sportstunden und an Schulausflügen.
    • Mitschüler und Lehrpersonen über das Thema Querschnittlähmung und damit verbundene Gesundheitsprobleme vor Ort aufgeklärt sind.
    • Aufklärungsprogramme für Mitschüler/Eltern stattfinden, um die Akzeptanz des anderen zu fördern.

    Auch Peer-Mentoring-Programme haben sich als gute Möglichkeit erwiesen, junge Erwachsene zur Wiederaufnahme ihrer Ausbildung nach der Verletzung zu ermutigen.

  • Oftmals sind Barrieren im Bereich der grundlegenden Mobilität entscheidend, etwa für den Schulbesuch. Umwege und Verzögerungen verhindern, dass die Schüler den Unterricht rechtzeitig erreichen.

     Beispiele für Barrieren können sein:

    • Zu steile Rampen
    • Fehlende angemessene Toiletten
    • Fehlende Behindertenparkplätze
    • Zu schmale Zugänge zu Klassenzimmern, Speisesälen, Bibliotheken.
    • Unzugängliche Transportmittel
    • Natur: unebene ländlichen Wege oder  überflutete Strassen während der Regenzeit.
  • Die meisten querschnittgelähmten Menschen können arbeiten und einen produktiven Beitrag zur Gesellschaft leisten - wenn sie einen angemessenen Arbeitsplatz haben. Dies trifft nicht immer zu. Deswegen leben die Betroffenen und ihre Familien in Armut und werden so an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Dies bedeutet:

    • Der Ausschluss ist eine Verschwendung wertvoller Arbeitskraft.  à Querschnittgelähmte leisten in dem sie arbeiten und Steuern entrichten, ebenso einen wichtigen Beitrag zur Volkswirtschaft.
    • Beschäftigung ist das wichtigste Rehabilitationsziel von Querschnittgelähmten. Sie wirkt sich positiv auf Lebenszufriedenheit, Zielstrebigkeit, geistige Stimulation, soziale Kontakte und das Wohlbefinden aus.

    Ein geringes Einkommen vereint mit Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung lässt sich mit höheren Sterblichkeitsraten infolge einer Querschnittlähmung in Verbindung bringen. Ebenso mit einem allgemein schlechteren Gesundheitszustand.

    Es lässt sich sagen:

    Je jünger, besser ausgebildet und weniger schwer verletzt eine Person ist, desto schneller kann die Person nach der Querschnittlähmung in die Beschäftigung zurückkehren. Desto wahrscheinlicher wird sie auch eine Anstellung finden.

    Im Umkehrschluss:

    Je schwerwiegender die Querschnittlähmung und je grösser die Schwierigkeiten in Bezug auf die Funktionsfähigkeit, desto geringer sind die Chancen auf einen Arbeitsplatz.

     

    Hauptbarrieren für eine Beschäftigung

    Hauptbarrieren für eine Beschäftigung sind nicht demografischer, biomedizinischer oder psychologischer Natur. Vielmehr stehen sie in Verbindung mit der Umwelt:

    • Wenn die Art der beruflichen Tätigkeit oder des Arbeitsplatzes nicht angepasst sind, damit die betroffene Person die bevorzugte Arbeit ausüben kann. Etwa unterstützende Technologien, höhenverstellbare Schreibtische, Zugang zu anderen Räumen etc.
    • Wenn  keine zugänglichen Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit verfügbar sind.
    • Vorurteile, falsche Vorstellungen zu Querschnittlähmung: z. B.: «Querschnittgelähmte sind ».
    • Fehlendes Verständnis für nötige Anpassungen inpunkto Arbeitszeit oder -ort. Wenn etwa die noch vorhandene Funktionsfähigkeit der Gliedmassen oder das Blasen- und Darmmanagement längere Pausen erfordern.
  • Die berufliche Rehabilitation verfolgt einen multidisziplinären Ansatz. Dieser bezweckt, eine Person wieder in die Erwerbstätigkeit zurückzuführen oder ihr die Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Je früher diese beginnt, desto besser die Chancen des Betroffenen eine Anstellung zu bekommen und zu behalten. Es gilt berufliche Ziele und Erwartungen eines produktiven Lebensstils früh in den allgemeinen Rehabilitationsplan einzubeziehen. Als Vorbereitung auf eine spätere und mehr zielgerichtete Berufsberatung. Dazu zählen spezialisierte Leistungen wie:

    • Berufsberatung und -begleitung
    • Berufsausbildung und Arbeitsvermittlung

    Die Aufgabe von Fachleuten im Bereich der beruflichen Rehabilitation ist es:

    • Zwischen Arbeitgeber und Klient zu vermitteln
    • Jegliche Vorurteile von Arbeitgebern hinsichtlich der Beschäftigung von Menschen mit schweren Behinderungen zu zerstreuen

    Selbst in Ländern mit hohem Nationaleinkommen sind berufliche Rehabilitation und Berufsberatung für querschnittgelähmte Menschen nicht immer verfügbar. Die Politik muss sich daher für den Bedarf an diesen Leistungen einsetzen. Es gibt weltweit Modelle, wie dies aussehen könnte:

    • Arbeitsvermittlungsdienste durch Berufsberatungen: diese unterstützen bei Arbeitsplatzsuche, knüpfen Kontakte, haben Übersicht über verfügbare Stellen etc.
    • Geschützte Werkstätten: Menschen mit schweren Behinderungen führen bestimmte Aufgaben in einer Werkstatt aus. Diese wird von Fachleuten im Bereich der beruflichen Rehabilitation geleitet. Diese Option gilt manchmal als die realistischere Lösung für Menschen mit komplexen Bedürfnissen. Häufig ist sie als erster Schritt in Richtung einer Anstellung auf dem freien Arbeitsmarkt angeboten.
    • Selbstständigkeit fördern und wirtschaftliche Unabhängigkeit sichern: gerade in Ländern mit niedrigem Nationaleinkommen, z.B. mit Mikrofinanzierungen.
    • Sozialer Schutz (z.B. Invalidenrente) im angemessenen Rahmen: Es gilt die Sozialversicherungsfalle zu vermeiden.

Berufliche Integration im Schweizer Paraplegiker-Zentrum

Sich schon während der Erstrehabilitation damit zu befassen, wie es beruflich weitergehen soll – scheint komisch. Aber: Der Weg zurück an die Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil des individuellen Rehabilitationsprozesses und des persönlichen Wohlergehens. Arbeiten ist gesund und hilft dabei, sich lebendig zu fühlen. Ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein. Dieses Credo «Eingliederung vor Rente» gilt seit den Anfängen der SPS.

Es ist wichtig, dass Patienten, der bisherige Arbeitgeber sowie der Sozial- und Privatversicherer sich frühzeitig damit auseinandersetzen. ParaWork, eine Abteilung des Paraplegiker-Zentrums, prüft mit den Klienten Möglichkeiten der beruflichen Wiedereingliederung.

Rollstuhlgerechter Arbeitsplatz

«Unsere Mission ist, dass Patienten eine berufliche Perspektive vor Augen haben und wissen, wie sie ihre gesteckten Ziele erreichen können.»

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