Rosa Zaugg (68) stürzt 1975 bei einem Arbeitsunfall von einem Gerüst und ist seither querschnittgelähmt. Aber deswegen resignieren? Im Gegenteil. Für die Bernerin aus Heimberg ist der Begriff Langeweile ein Fremdwort.

Zwei Probleme ist sie los
Die Diagnose ist für Rosa, die mit sechs Geschwistern aufwächst, nichts Fremdes. Fünf Jahre zuvor hat ihr Bruder Willy bei einem Motorradunfall eine Querschnittlähmung erlitten. Nun muss sie selbst einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten, wobei sie ihren Humor nicht verliert. «Damals dachte ich: Zwei Probleme bin ich jetzt los», erzählt sie heute mit einem Schmunzeln. «Ich kann nicht tanzen und nicht Ski fahren – jetzt muss ich mich nicht mehr ständig rechtfertigen.»
«Ich glaube, ich habe die Herausforderung ganz gut gemeistert.»

Zu Gast im Schweizer Fernsehen
1980 nimmt sie erstmals an den Paralympics in Holland teil, damals noch im Rollstuhlslalom. Ihre grösste Leidenschaft aber wird das Tischtennis. Rosa Zaugg gilt als Talent, das sich im Club von Heimberg gar gegen Fussgänger durchsetzt und 1992 an den Paralympics in Barcelona einen beeindruckenden Erfolg feiern kann. Im Einzel erobert die Bernerin die Silbermedaille, was landesweit für Aufsehen sorgt. Jedenfalls wird sie in Sendungen des Schweizer Fernsehens eingeladen. Ihre sportliche Medaillensammlung erweitert sie danach mit Erfolgen an nationalen und internationalen Wettkämpfen.
Sie ist viel unterwegs und lernt Länder kennen, die sie sonst vermutlich nie besucht hätte. «Mein Leben ist im Rollstuhl spannender geworden», sagt sie. Nur eines wurmte sie noch jahrelang: dass sie ihren Traumjob als Malerin aufgeben musste. «Ich hatte richtig daran zu beissen.»
Aber die Freude an der Abwechslung und der Möglichkeit, stetig Neues zu entdecken, überwiegt. Dank ihrem positiven Denken schafft sie es, Rückschläge wegzustecken – getreu ihrem Motto: «Das Leben ist leichter zu ertragen, wenn man es schön findet.» Den Rollstuhl empfindet sie nie als fremd oder gar als Feind, sondern als praktisches Hilfsmittel. Sie wusste damit stets gut umzugehen. «Ich war in jüngeren Jahren oft eine Wilde», merkt Rosa verschmitzt an.
«Man kann auch im Rollstuhl ein gutes Leben haben, fröhlich sein und lachen.»
Für andere Menschen da sein
Rosa Zaugg bildet sich weiter auf dem Gebiet der Lithografie und Fotografie, wird Angestellte eines Bauunternehmens und ist glücklich, wenn sie zwischendurch auf einer Baustelle fotografieren darf. Daneben ist es ihr ein Anliegen, Aufklärungsarbeit zum Thema Querschnittlähmung zu leisten und auf die Bedürfnisse von Betroffenen hinzuweisen. Zudem ist sie in Heimberg für ihre Familie da, hütet den Nachwuchs von Verwandten und Bekannten und kümmert sich auch um Flüchtlingskinder aus Somalia.
Die Frau, die offiziell Rentnerin ist, kennt den Begriff Langeweile nicht. Ihre Freizeit füllt die «Querschnittgelähmte des Jahres 2016» weiterhin mit viel Sport aus. Im Winter mit Skifahren (sitzend im Monobob), das sie erst nach ihrem Unfall gelernt hat und so sehr liebt. Und im Sommer setzt sie sich gern ins Kajak auf dem Brienzersee.
Gerne unterwegs mit dem Motorrad
Seit 2015 führt sie Gäste in Nottwil über den Campus. Und wenn sie einmal ein paar Tage nicht vor Ort ist, kann es gut sein, dass sie mit ihrem Partner Lukas Heinzmann auf Reisen ist – mit dessen Motorrad, auf dem sie sitzt «wie auf einem Sofa». Die zwei waren schon in England und Frankreich, in Belgien und Portugal – und 2025 planen sie einen Abstecher nach Norwegen.
Rosa Zaugg hadert nicht. Sondern sieht das Schöne im Alltag. Und davon gibt es für sie ganz vieles.
Medienanfragen
Bei Interesse an einem Interview mit Rosa Zaugg oder generell an einer Berichterstattung zum Thema Querschnittlähmung, melden Sie sich bei unserem Medienteam:
250 000 Franken im Ernstfall
6 Vorteile einer Mitgliedschaft
- Sie erhalten 250 000 Franken, wenn Sie nach einem Unfall querschnittgelähmt und dauerhaft auf den Rollstuhl angewiesen sind.
- Die Auszahlung erfolgt schnell und unbürokratisch.
- Die Auszahlung ist unabhängig von Versicherungsleistungen, Unfall- oder Behandlungsort.
- Eine Mitgliedschaft ist möglich für Personen mit Wohnsitz in der Schweiz wie auch im Ausland.
- Bereits 1,9 Millionen Mitglieder vertrauen auf die Schweizer Paraplegiker-Stiftung.
- Sie zeigen Ihre Solidarität gegenüber querschnittgelähmten Menschen – denn es kann jeden treffen.