Das Rettungswesen der Schweiz

2000er Konsolidierung

Verbundstrukturen

In einigen Landesgegenden bestehen diverse regionale, bzw. kantonale Organisationsstrukturen, um die Belange der Rettungsdienste bestmöglich zu koordinieren. Als Beispiele seien hier die Kantonale Walliser Rettungsorganisation (KWRO) und die Federazione Cantonale Ticinese dei Servizi Autoambulanze (FCTSA) genannt.

Seit 1978 sind alle Ambulanzdienste im italienischsprachigen Südkanton Tessin und verschiedene im Bereich der prähospitalen Rettung tätige Verbände unter dem Dach der FCTSA zusammengeschlossen. Die FCTSA vertritt die Rettungsdienste gegenüber der Politik, betreibt die Sanitätsnotrufzentrale «Ticino Soccorso 144» und trägt die Grossereignisstrukturen im Tessin (FCTSA 2022).

Der Kanton Wallis (Valais) gehört (wie Bern, Graubünden und Fribourg) zu den mehrsprachigen Kantonen. Er ist im Oberwallis deutsch-, im Unterwallis französischsprachig. Allein daraus ergibt sich ein Koordinationsbedarf. Die anspruchsvolle Topografie mit schwer zugänglichen zum Teil hochalpinen Bergregionen tut ein Übriges dazu. Der Staat Wallis (eine im Kanton gerne verwendete amtliche Selbstbezeichnung) übertrug der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation (KWRO / Organisation cantonale valaisanne des secours – OCVS) mit dem «Gesetz über die Organisation des Rettungswesens» die Aufgabe, das Rettungswesen im Wallis sicherzustellen (KWRO 2022).
So gehören zu den Aufgaben der KWRO die regelmässige Bedarfsermittlung und Ableitung von Planungsmassnahmen, der Betrieb der Sanitätsnotrufzentrale (in deutscher und französischer Sprache), sowie ein statistisches Monitoring des Rettungswesens zur Qualitätssicherung.

Einsatzmittel

Den grössten Anteil rettungsdienstlicher Einsatzfahrzeuge machen Rettungswagen und Einsatzambulanzen aus. Darüber hinaus werden notfallärztliche Person bzw. Notfalleinsatzfahrzeuge (NEF) eingesetzt. Die Europäische EN 1789 wurde als Schweizer Norm angenommen. Fahrzeuge werden zumeist aus dem benachbarten Ausland bezogen.

Als Sonderfahrzeuge existieren solche zum Transport von Neugeborenen im Transportinkubator, Fahrzeuge zum Transport schwergewichtiger Personen, Intensivtransportfahrzeuge und solche für den Einsatz bei Grossschadenfällen. Einzelne Rettungsdienste verfügen auch über Boote zum Einsatz bei Ereignissen im und am Wasser.

Luftrettung

Insgesamt vier Organisationen nehmen am Luftrettungswesen der Schweiz teil. Mit dreizehn Helikopter-Einsatzbasen sowie einer Partnerbasis in Genf und 19 Rettungshelikoptern ist die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) die grösste – und zudem älteste - Luftrettungsorganisation der Schweiz. Sie verfügt zudem am Hauptsitz, dem Regacenter am Flughafen Zürich, auch über drei Repatriierungsflugzeuge Typ Challenger 650, sowie eine Trainingsbasis am Flugplatz Grenchen.

Weitere Luftrettungsbeteiligte sind die Air Zermatt (zusammen mit der Air Glacier) im Wallis sowie im Kanton Bern und die Alpine Air Ambulance (AAA) im Aargau. In Liechtenstein betreibt die AAA eine Basis zusammen mit der deutschen DRF und der österreichische ARA.
Als Helikoptertypen kommen bei der Rega Agusta Westland Da Vinci und Airbus Helicopters H145 zum Einsatz. Die Air Zermatt verwendet Eurocopter AS 350, Eurocopter EC 135 und Bell 429. Bei der AAA stehen Airbus H 135 und Bell 429 im Einsatz.

Bergrettung

Die Alpine Rettung Schweiz ist eine selbständige, gemeinnützige Stiftung, je hälftig getragen durch die Rega und den Schweizer Alpen-Club SAC. Sie stellt die terrestrischen Rettungsaufgaben im Gebirge sicher.

Rund 2'500 fast ausschliesslich ehrenamtliche Retterinnen und Retter sind in 86 Rettungsstationen der sieben Regionalvereine über Voralpen/Alpen und Jura verteilt. Der Kanton Wallis wird auch in Sachen Bergrettung relativ autonom durch die o.g. KWRO organisiert.

Grossereignisorganisation

Durch die starke Fragmentierung der Rettungsdienstlandschaft sind auch die Strukturen und Ressourcen für die Grossereignisbewältigung traditionell zergliedert. Wie aber auch weiter oben für andere Themen beschrieben hat sich hier seit einiger Zeit eine Veränderung zugunsten überregionaler Systeme zu etablieren begonnen.

Heute sind es v.a. die Rettungsdienste der grösseren Städte sowie zum Teil die Kantone, die die Strukturen definieren und die Ressourcen vorhalten und bewirtschaften.
Unter dem Titel "Sanitätsdienstliche Führung im Grossereignis (SFG)" bestehen seit 2004 nationale Weiterbildungen für Notärztinnen und Notärzte (LNA) sowie für Einsatzleitende Sanität (EL San). Ein neues, nationales "Handbuch Grossereignis" ist zurzeit in Erarbeitung.

Ersthelfende

Seit Mitte der 1990er Jahre kommen – zunächst nur vereinzelt und im Rahmen umschriebener Programme – zunehmend so genannte Firstresponder-Systeme auf. Nachdem zunächst auf der Basis lokal-regionaler Engagements Feuerwehren und Sanitätsvereine Firstresponder-Gruppen aufgebaut und in bestehende Strukturen integriert haben, besteht in einigen Kantonen seit mehreren Jahren die Möglichkeit, dass sich Absolvierende von BLS-AED-Kursen über ein entsprechendes digitales Tool registrieren und alarmierbar machen. Ein Prinzip, dass rasche Verbreitung findet und in vielen Fällen zur Verkürzung des therapiefreien Intervalls bei ausserklinischem Herzkreislaufstillstand führt.

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