
Erste Hilfe bei Stromunfällen
Was ist wichtig bei Stromunfällen
Unfälle mit Niederspannung aber auch Hochspannung können noch Stunden nach dem Ereignis zu medizinischen Notfallsituationen führen. Oftmals ist das Ausmass nicht gleich ersichtlich. Die ärztliche Abklärung ist dringend empfohlen.
Fakten zu Stromunfällen
- Jährlich 4-5 Todesfälle in der Schweiz infolge eines Stromunfalles
- 2 Todesfälle mit Hochspannung in 10 Jahren (alle anderen durch Niederspannung)
- 60 - 70% der Unfälle passieren mit Haushaltsstrom
- Am häufigsten betroffen sind Kleinkinder und berufstätige Männer
- Bei Niedervoltunfällen am ehesten Tod aufgrund Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern)
- Bei Hochvoltunfällen häufig Tod durch Polytrauma (mehrere Verletzungen, von denen eine oder die Kombination lebensbedrohlich ist).
Vorgehen bei einem Stromunfall
1. Selbstschutz
Eigene Sicherheit beachten! Zuritt zum Betroffenen erst, wenn der Stromkreis sicher unterbrochen ist. Nach Möglichkeit dies durch eine Fachperson bestätigen lassen.
2. Strommarken
Strommarken können Auskunft über den Verlauf des Stroms durch den Körper geben und auf Verletzungsmuster hinweisen.
3.1 Wache Betroffene
Wache Betroffene nach Wohlbefinden lagern.
3.2 Bewusstlose Betroffene
Bewusstlose Betroffene mit normaler Atmung in die stabile Seitenlage bringen und beobachten, sowie den Rettungsdienst alarmieren.
3.3 Bewusstlose Betroffene ohne normale Atmung
Bewusstlose Betroffene ohne normale Atmung wiederbeleben (BLS-AED) und den Rettungsdienst alarmieren.
4. Ärztliche Beurteilung
Die medizinische Beurteilung bei Stromunfällen ist dringend empfohlen. Folgeschäden wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, können bis zu 48 Stunden nach dem Ereignis auftreten.
Pathophysiologie von Stormunfällen
Thermische Schäden
Thermische Schäden entstehen besonders in Gewebe mit hohem elektrischen Widerstand (Haut, Knochen, Fett). Seltener betroffen sind Gefässe und Nerven, da diese einen geringeren Widerstand aufweisen und besser leiten. Thermische Schäden sind abhängig von der Einwirkdauer und der Energiestärke. Sie sind nicht immer auf Anhieb sichtbar.
Sekundärschäden
Sekundärschäden entstehen durch eine Druckwelle aufgrund plötzlicher Erhitzung der Umgebungsluft. Beispiele sind Knochenbrüche, Kopfverletzungen oder Verletzungen durch Stürze. Auch Verletzungen innerer Organe zählen dazu.
Gefahren für Ersthelfende
- freiliegende oder herabhängende Stromquelle
- Lichtbogen 1)
- Gegenständen unter Spannung
- Feuer
- herabstürzende Gegenstände
1) Der Lichtbogen kann eine Temperatur von 3’000 - 20’000 °C aufweisen. Er kann durch die Annäherung an eine Hochspannungsleitung entstehen und mehrere Meter überbrücken.
Er schädigt Hautschichten und kann Kleider entzünden.
Eigenschutz besonders bei Hochspannungsunfällen:
Schutzmassnahmen beim Hochspannungsunfall:
- Sicherheitsabstand einhalten: mindestens 1 cm / 1000 V (d. h. 4 m bei 380 kV)
- Unterbrechung des Stromkreises über Rettungsleitstelle veranlassen
- Nur durch Fachkraft (z. B. stromversorgendes Unternehmen) vorzunehmen
Meldepflicht von Stromunfällen
Berufsunfälle mit Strom (Hoch- sowie Niedervolt) sind meldepflichtig.
Nichtberufsunfälle sind nicht meldepflichtig. Die Arztbesuche werden automatisch gemeldet.
Die Meldung erfolgt an das Starkstrominspektorat. Diesem Inspektorat können auch gefährlicher Konsumentenprodukte gemeldet werden.
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