Alessandro Bertolo arbeitet im Labor

Einen Stein auf den anderen

Alessandro Bertolo will Menschen mit Querschnittlähmung zu mehr Lebensqualität verhelfen. Dazu experimentiert er im Labor mit Stammzellen. Der 42-jährige Forscher verrät, warum es gut ist, wenn dabei nicht immer alles nach Plan verläuft.

Text: Teresa Brinkel
Foto: Adrian Baer

Mit ruhiger Hand führt Alessandro Bertolo die Pipette in ein Röhrchen, zieht exakt 4,5 Milliliter Flüssigkeit auf, tröpfelt sie sorgfältig auf eine Zellkultur und beobachtet diese unter dem Mikroskop. «Das sind isolierte Stammzellen», erklärt er. Als Mitarbeiter der Forschungsgruppe «SCI Population Biobanking & Translational Medicine» bei der Schweizer Paraplegiker-Forschung (SPF) untersucht der 42-Jährige, wie man mittels dieser Zellen Gewebe reparieren kann, das bei Menschen mit Querschnittlähmung zerstört ist. Dazu gehören zum Beispiel degenerierte Bandscheiben oder geschädigte Haut bei einem Dekubitus.

Faszination Biologie

Alessandro ist Forscher mit Leib und Seele. «Eigentlich hat alles mit Biologie zu tun», meint der Experte für Gewebekonstruktion und Stammzellen begeistert. Nichtsdestotrotz kratze die Wissenschaft bei vielen wichtigen Fragen noch an der Oberfläche. So etwa beim Mikrobiom, der Gesamtheit aller Mikroorganismen in und auf unserem Körper. «Ich finde es sehr spannend, durch Forschung immer wieder ein neues Puzzlestück aufzudecken», schwärmt der gebürtige Italiener. «Irgendwann erkennt man die Zusammenhänge.»

In seinem Berufsalltag wechselt Alessandro ständig zwischen Labor und Büro, Experimenten und Computerarbeit, Beobachtung und Analyse. Zudem muss er sich an einen grossen Regelkanon halten. Das beginnt bei der Kleiderordnung, geht über Hygienevorschriften bis hin zu wichtigen Schutzmassnahmen. «Wir arbeiten oft mit Gefahrenstoffen, die für unsere Gesundheit schädlich sein können. Deshalb müssen wir uns strikt an gewisse Abläufe halten. Jeder Handgriff muss sitzen.»

Wie Legospielen

«Forschen ist wie Legospielen», meint Alessandro. «Man hat eine Idee, macht einen Plan und setzt ihn um, immer einen Stein auf den anderen – und am Ende wird getestet, ob es funktioniert.» Dabei läuft nicht immer alles glatt. Resultate fallen oft anders aus als vermutet. Alessandro hat gelernt, damit umzugehen: «Forschende müssen offen sein für alles», meint er. Das kann neue Perspektiven eröffnen und die Wissenschaft vorwärtsbringen.» Denn: Bei vielen grosse Entdeckungen, wie zum Beispiel beim Penicillin, hat der Zufall mitgespielt. Vielleicht wird er einst auch Alessandros Forschung zum Durchbruch verhelfen.

Alessandros Job ist sehr kopflastig. Als Ausgleich dazu ist er am liebsten in den Bergen unterwegs. Genauer gesagt in den Dolomiten. «Ich liebe es, an meine Grenzen zu gehen», erzählt er und erinnert sich an ein besonderes Erlebnis auf dem Langkofel: «Ich war auf über 3100 Meter unterwegs und hatte sehr schwierige Kletterpassagen zu überwinden. Das Gefühl, als ich es geschafft hatte, werde ich nie mehr vergessen.»

Forschung anwendbar machen

Im Vergleich zu diesem Extrem geht es beim Tennis oder Fussball etwas entspannter zur Sache. Auch powert er sich nach einem Tag im Labor gerne im Fitnessraum aus. Körperlich und geistig fit zu sein, ist ihm wichtig. Nur so kann er in seinem Beruf alles geben. In Nottwil arbeitet er gerne – hier sieht er, wem seine Arbeit zugutekommt: «Wenn ich dazu beitragen kann, dass sich Menschen mit Querschnittlähmung nach einer Operation schneller erholen, dann ist das meine berufliche Erfüllung.»

Jeden zweiten Tag wird ein Mensch in der Schweiz querschnittgelähmt.

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