Design Preis Schweiz
Ästhetik und Funktionalität vereinen
Was ist der Design Preis Schweiz?
Es handelt sich um den führenden und bekanntesten Preis für kreative Köpfe in der Schweiz – und das in sämtlichen Bereichen des Designs. Dazu gehören grafisches, modisches und auch inklusives Design. Seit mehr als dreissig Jahren wird dieser Preis bereits vergeben. Neu ist diesmal die Kooperation mit einem externen Partner, also mit der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. In der neu geschaffenen Kategorie Inclusive Design sollen ausschliesslich Produkte eingereicht werden, die der Ausschreibung entsprechen.
Wichtig ist, dass man den Begriff Design richtig versteht. Design ist nichts Abgehobenes, nichts Teures, nichts Elitäres – Design bedeutet nicht zuletzt, ein Problem zu lösen.
Wer kann daran teilnehmen?
Grundsätzlich alle, die innovativ denken und glauben, dass sie einen coolen Beitrag zum Thema leisten können. Man muss also nicht Design studiert haben. Wichtig ist einfach, dass eine konkrete, gute, ausgearbeitete und verständliche Idee vorhanden ist, idealerweise auch gleich ein Prototyp. Wer Interesse hat, füllt ein Formular aus und erklärt, wieso das Produkt so wertvoll ist und für Menschen im Rollstuhl einen Beitrag leistet, um ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben zu führen.
Was bedeutet Design?
Es gibt zwei verschiedene Arten von Design: das ästhetische und das funktionale. Wir möchten beides haben. Die neuen Produkte sollen möglichst praktisch sein – und eben auch schön. Oft gibt es bestehende Produkte, die zwar hohen funktionalen Kriterien gerecht werden, aber in Sachen Ästhetik erheblichen Nachholbedarf haben. Menschen mit einer Querschnittlähmung haben genauso einen Sinn für Schönes wie Fussgängerinnen und Fussgänger.
Wie sieht das konkrete Vorgehen aus?
Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung bemüht sich darum, dass in einer ersten Phase möglichst viele konkrete Ideen eingehen. Wir gingen auf alle Designschulen in der Schweiz zu, stellten das Projekt vor und erkundigten uns, ob ein Interesse an einer Teilnahme besteht. Die Rückmeldungen waren erfreulich – praktisch alle Schulen sind dabei.
Jeweils eine ganze Klasse kommt zu uns nach Nottwil und verbringt hier einen Tag. Peers führen sie durch den Campus, tauschen sich mit ihnen aus und erzählen ihnen aus ihrem Alltag, auch von ihren Problemen. Die Studierenden hören ihnen zu, und gleichzeitig löst das, was sie erfahren, ganz viel in ihren Köpfen aus. Und plötzlich haben sie einen Einfall. Darauf machen sie sich an ihrer Schule an die Umsetzung, produzieren einen Prototyp oder halten alles in detaillierten, nachvollziehbaren Skizzen fest. Danach kommt es in Nottwil zu einer Präsentation, die von einer Fachjury bewertet wird.
Eine Jury wird in einem ersten Schritt die Produkte unter die Lupe nehmen und sie nach verschiedenen Kriterien bewerten: Wie sinnhaft sind sie? Wie funktional? Wie schön? Danach wird sich eine internationale Fachjury der besten Produkte annehmen. Richtig gut sind die Produkte ausserdem dann, wenn sie nicht nur für Personen im Rollstuhl infrage kommen, sondern auch für Fussgängerinnen und Fussgänger.
Was will man mit der neuen Preiskategorie erreichen?
Dazu fällt mir ein Zitat von Linus Pauling – Zweifacher Nobelpreisträger – ein: «Die beste Methode, eine gute Idee zu bekommen, ist, viele Ideen zu haben.» Das heisst: Der Auftrag besteht darin, möglichst viele Ideen zu sammeln, weil das die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass etwas dabei ist, das richtig gut und hilfreich ist. Und das auf dem Markt eine Chance hat. Das, was bisher eingereicht worden ist, bestärkt mich in meiner Überzeugung: Es sind Produkte darunter, die Menschen mit Querschnittlähmung tatsächlich zu einem besseren Leben verhelfen können.
Warum ist es wichtig, dass sich die Schweizer Paraplegiker-Stiftung in diesem Bereich engagiert?
Die SPS unterstützt querschnittgelähmte Menschen ein Leben lang. Es ist uns wichtig, dass es den Betroffenen möglichst gut geht. Design trägt sehr viel zur Inklusion bei, das haben wir mit unserem Modeprojekt gesehen. Design hat aber auch einen Einfluss auf die Gesundheit und zweifellos auch auf das Selbstwertgefühl. Wenn eine Person im Rollstuhl auf ihren tollen Rucksack angesprochen wird, tut ihr das genauso gut wie einer Fussgängerin, die ein Kompliment für eine schöne Handtasche erhält.
Was winkt der Siegerin oder dem Sieger der Preiskategorie?
Ob es ein Preisgeld geben wird, ist noch offen. Sicher ist, dass die Siegerin oder der Sieger das gekrönte Produkt samt Businessplan dem Innovation Board der Schweizer Paraplegiker-Stiftung vorstellen darf. Ist das Board überzeugt davon, wird die Umsetzung des Projekts auch finanziert. Wir wollen nicht bei irgendwelchen Plänen und Skizzen bleiben, die in irgendeiner Schublade verschwinden, sondern in die Praxis übergehen. Sonst verärgern wir die Teilnehmenden.
Neu ist ausserdem, dass alle eingereichten Arbeiten dem Innovation Hub gezeigt werden. Vielleicht finden sich da Dinge, die Personen im Rollstuhl nützlich sein könnten, aber ästhetisch nicht ganz so ausgefeilt waren, dass sie für den Gewinn des Design Preises Schweiz infrage gekommen wären. Es kann sich also aus ganz vielen Ideen noch etwas Konkretes entwickeln.
*Ulrich Kössl ist seit 2020 Verantwortlicher für Design und agile Methoden im Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil. Zuvor war er CCO bei de Sede AG und Global Head of Design bei Kuhn Rikon. Er leitete die Design- und Entwicklungsabteilung bei WillisauGroup und hat umfangreiche Erfahrung als Coach agiler Arbeitsmethoden wie Design Thinking oder Lego Serious Play. Der gebürtige Regensburger wurde mehrfach mit renommierten internationalen Designpreisen ausgezeichnet.
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