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Potenzial

Einschneidende Erlebnisse bergen auch Potenzial. Wie findet man zu seinen Fähigkeiten? 

Die Geschichte von Gerold Solèr

«Es war morgens um 10 Uhr, als ich mit dem Traktor den Hang hinunterstürzte. Sechs Mal drehte sich das Fahrzeug um die eigene Achse. Da lag ich nun, drei lange Stunden. Meinen Körper konnte ich nicht mehr bewegen, umso schneller rasten meine Gedanken. Einfach nicht sterben, das war meine grösste Hoffnung.

Mein Vater fand mich und ich kam noch am gleichen Tag ins Schweizer Paraplegiker-Zentrum nach Nottwil. Erst ein paar Tage später wurde mir bewusst, dass ich nie mehr werde laufen können. Doch mit meinem «sturen Grind» habe ich inzwischen Ziele erreicht, die aufgrund meiner Lähmungshöhe unerreichbar schienen. Heute kann ich als hochgelähmter Tetraplegiker selbstständig essen, habe gegen allen Widerstand wieder eine neue, erfüllende Arbeitsstelle und habe das Reisen und das Malen entdeckt.»

«Mit meiner Sturheit habe ich Ziele erreicht, die aufgrund meiner Lähmungshöhe unerreichbar schienen.»
Gerold Solèr, Tetraplegie seit 2006

Alle Geschichten der Betroffenen von Orte der Hoffnung

Neues Potenzial wecken

Die soziale und berufliche Reintegration bildet ein wichtiges Ziel der Rehabilitation. Hierzu arbeiten die zuständigen Fachbereiche am Schweizer Paraplegiker-Zentrum eng miteinander zusammen. Stefan Staubli von ParaWork, Cordula Ruf von der Sozialberatung und Marianne Boller vom Psychologischen Dienst erzählen über ihren Alltag und über das Gefühl, wenn neues Potenzial entfaltet werden kann.

«Man muss das Beste daraus machen, Trübsal blasen bringt nichts.» 
Roman Späni, Tetraplegie seit 2019

Die Geschichte von Roman Späni

«Eigentlich sollten unsere Ferien auf den Kap Verden nur positive Erinnerungen zurücklassen, doch es kam anders... Ich wollte meinen beiden Jungs demonstrieren, wie man durch die Wellen taucht. Der Kopfsprung ins Meer veränderte mein Leben: Durch die Welle hindurch, landete ich kopfvoran direkt in der Sandbank. Knack! Meine Beine bewegten sich nicht mehr und ich hatte panische Angst zu ertrinken. Knapp vierzehn Stunden später war ich zurück in der Schweiz.

Im Schweizer Paraplegiker-Zentrum verbrachte ich neun Monate, in denen ich wieder alles lernen musste: schlucken, essen, trinken. Glücklicherweise war ich schon immer ein ehrgeiziger Kämpfer und schaute nach vorne. Mein Motto: Man muss das Beste daraus machen, Trübsal blasen bringt nichts. Ebenso wichtig ist, dass man sich helfen lassen kann.»

Wir begleiten Querschnittgelähmte. Ein Leben lang.

  • Die wenigsten wissen, eine Querschnittlähmung bedeutet viel mehr, als im Rollstuhl zu sein. Sie hat weit gravierendere Einschnitte für die Betroffenen zur Folge. Der Verlust der Mobilität, nicht mehr gehen, allenfalls die Arme nur noch eingeschränkt nutzen zu können, ist das eine. Der Verlust von Blasen- und Darmfunktionen, Sexualfunktionen, Sensorik und so weiter das andere.

  • Die Konsequenzen einer Querschnittlähmung sind sehr weitreichend. Sie betreffen den Menschen nicht nur auf der körperlichen Ebene, sondern auch in den sozialen, beruflichen und psychischen Aspekten seiner Existenz. Der Mensch ist in seiner Ganzheit verletzt und vieles von dem, was bisher als Sinn gebend und seelisch stabilisierend erlebt wurde, ist plötzlich infrage gestellt oder zerstört.

    Deshalb arbeiten die Fachbereiche ParaWork (berufliche Eingliederung), Sozialberatung und Psychologischer Dienst mit den Betroffenen gemeinsam daran, die Wiedereingliederung auf allen Ebenen erfolgreich zu schaffen. Während dem intensiven Rehabilitationsprozess wird der Fokus auf das Potenzial gelegt.

    Ein wichtiger Teil der Rehabilitation ist die Aussicht auf eine berufliche Wiedereingliederung. Durch eine Berufs- und Laufbahnberatung erfahren Querschnittgelähmte bereits während der Rehabilitation die Hoffnung und Zuversicht, die sie für den Wiederaufbau ihres Lebens benötigen. Auch nach abgeschlossener Rehabilitation werden Betroffene in beruflichen Fragen weiterhin betreut und begleitet.

    • 95% der Patienten haben nach Abschluss der Rehabilitationsphase eine konkrete berufliche Zukunftsperspektive und kennen die nächsten Etappenschritte.
    • Bei über 60% der erwachsenen Personen kann eine berufliche (Wieder-) Eingliederung erreicht werden, unabhängig von der Lähmungshöhe. Dieser Wert ist weltweit einzigartig.
    • Jugendliche erreichen dank ParaWork zu praktisch 100% ihre Ziele, wie Schulstandwahrung, Schulabschluss, Übertritt in eine höhere Ausbildung (Kantonsschule, Hochschule) oder Lehrabschlussprüfungen.
  • Technische Hilfsmittel verhelfen Menschen mit motorischer und kognitiver Beeinträchtigung oder neurologischer Erkrankung zu einer Stimme, Computerzugang und mehr Selbständigkeit.

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