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Das Ziel: grösstmögliche Selbstständigkeit

Für die Rehabilitation von Menschen mit Querschnittlähmung arbeiten Fachleute aus verschiedensten Disziplinen eng zusammen. Um die Patientinnen und Patienten herum entsteht ein vielschichtiges System der Betreuung.

Text: Stefan Kaiser
Fotos: Sabrina Kohler, Adrian Baer, Keystone/Christian Beutler

Wenn eine Person mit einer Rückenmarkverletzung ins Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil eingeliefert wird, beginnen sogleich die Massnahmen, die für eine umfassende Rehabilitation notwendig sind. Die Behandlung richtet sich danach aus, den betroffenen Menschen die grösstmögliche Selbstständigkeit zurückzugeben. Sie umfasst körperliche, seelische und soziale Aspekte. «Kommt eine verletzte Person zu uns auf die Intensivstation, ist es das Wichtigste, dass sie stabilisiert wird – dass die Atmung funktioniert und allfällige Nebenverletzungen versorgt werden», erklärt Björn Zörner, Chefarzt Paraplegiologie. Auch die rasche Linderung des Drucks aufs Rückenmark ist für die Rehabilitation entscheidend, meistens geschieht dies durch einen chirurgischen Eingriff.

Mit der Zeit erkennen die Teams, welche Therapieziele erreichbar sind, und definieren sie gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten in jeder Phase neu. Ausschlaggebend dafür sind die Art und der Schweregrad der Verletzung und die Höhe, auf der das Rückenmark geschädigt wurde. Bei einer inkompletten Paraplegie im Lendenwirbelbereich ist ein völlig anderer Grad an Selbstständigkeit erreichbar als bei einer hohen kompletten Tetraplegie, bei der die Betroffenen oft auf fremde Unterstützung angewiesen sind.

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«Kein Schubladendenken …»

Jede Rückenmarkverletzung ist einzigartig und muss individuell beurteilt werden. «Aus medizinischer Sicht ist eine Querschnittlähmung unglaublich komplex, alle Aspekte sind ineinander verschachtelt und voneinander abhängig», sagt Björn Zörner. Für die Behandlung ist deshalb eine Kombination aus hochspezialisierter Medizin, massgeschneiderter Therapie und querschnittspezifischer Pflege notwendig. «Wir können bei einer Querschnittlähmung nicht in Schubladen denken», sagt der Chefarzt. «Die Vielfalt an klinischen Bildern erfordert eine personalisierte Medizin.»

In Nottwil sind dafür alle Fachbereiche an einem Ort vereint. Die Zusammenarbeit erfolgt interprofessionell, wobei die Ärzteschaft die Gesamtverantwortung trägt und die Fachdisziplinen koordiniert, die ihre spezifischen Expertisen in den Behandlungsprozess einbringen. Auf dem gemeinsamen Behandlungsweg muss jede Massnahme auf alle anderen abgestimmt sein, das gleiche Ziel verfolgen und richtig priorisiert werden.

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Hippotherapie auf dem Gelände des Schweizer Paraplegiker-Zentrums.

Einschränkungen überwinden

Am SPZ werden nicht nur die neurologischen Ausfälle behandelt, sondern auch Techniken trainiert, um fehlende Funktionen im Alltag auszugleichen. In der Rehabilitation lernen die Betroffenen, wie sich gewisse Einschränkungen im Alltag überwinden lassen. Zum Beispiel, wie sie mit dem Erlernen einer neuen Anziehmethode die Restmuskelfunktionen nutzen können. Oder wie die Hilfe eines Spezialbestecks das selbstständige Essen ermöglicht. Die Massnahmen reichen vom Muskelaufbau in der Physiotherapie bis zum robotergestützten Gehtraining, von einer breiten Palette an Hilfsmitteln bis zu unterstützenden Technologien wie Orthesen, umgebaute Autos oder auch Computer mit Kinn- und Augensteuerung. Auch eine angepasste Umgebung kann eine wichtige Rolle spielen, um weniger von der Hilfe anderer Menschen abhängig zu sein. Zum Beispiel der Einbau eines Treppenlifts oder einer Wohnungstüre, die sich per App öffnen lässt.

Solche Abklärungen im häuslichen Umfeld sowie die Vorbereitung für die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben beginnen bereits früh in der Rehabilitation. Gleichzeitig werden die Angehörigen für die Betreuung zu Hause geschult. Dabei unterstützen die Schweizer Paraplegiker-Stiftung und ihre Tochtergesellschaften die Betroffenen in allen Bereichen.

Intensive Mitarbeit erforderlich

Die Patientinnen und Patienten sollen ihre Zeit in Nottwil möglichst intensiv nutzen können. Statt mit einer Wellnesskur ist die Erstrehabilitation eher mit einem Trainingslager im Sport vergleichbar: Man möchte das bestmögliche Resultat erreichen und leistet dafür einen grossen Einsatz. Um erfolgreich in den Alltag zurückzukehren, braucht es von allen Beteiligten grosse Anstrengungen – von den Betroffenen ebenso wie von den Behandlungsteams.

«Mitzuerleben, dass man als Team auch in schwierigen Situationen für die betroffenen Menschen etwas erreichen kann – das macht mich glücklich», sagt Chefarzt Björn Zörner. Manchmal sind es nur kleine Veränderungen. Aber für die Patientinnen und Patienten können sie den Durchbruch bedeuten. Zum Beispiel, dass sie nach der Erstrehabilitation
nicht in ein Pflegeheim müssen, sondern wieder einer Arbeit nachgehen können. Daher lohnt sich der scheinbar lange Klinikaufenthalt unter dem Strich auch für die Kostenträger.

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«Mitzuerleben, dass man als Team auch in schwierigen Situationen für die betroffenen Menschen etwas erreichen kann – das macht mich glücklich»

Björn Zörner, Chefarzt Paraplegiologie SPZ

Die Rehabilitation hört nie auf

Je nach Diagnose und den individuellen Voraussetzungen dauert eine stationäre Behandlung in Nottwil unterschiedlich lange. Bei einer Paraplegie beträgt sie durchschnittlich vier Monate, bei einer Tetraplegie sind es sieben bis neun Monate. Eintretende Komplikationen können die Hospitalisationsdauer jedoch verlängern. Der Austritt aus dem SPZ ist für die Patientinnen und Patienten ein wichtiger Meilenstein, der wiederum neue Herausforderungen mit sich bringt. Er steht nicht für das Ende der Rehabilitation, sondern ist der Eintritt in die lebenslange Begleitung. Das bedeutet zum Beispiel wöchentliche ambulante Therapien und ein Engagement im Rollstuhlsport. Da sich der Körper der Betroffenen und ihre Situation verändern können, ist auch eine regelmässige Überprüfung der Gesundheit im Ambulatorium des SPZ erforderlich. So hört die Betreuung einer Rückenmarkverletzung am SPZ in Nottwil nie auf. Sie fängt auf der Intensivstation an und geht ein Leben lang weiter.

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