Ein Mann im Rollstuhl steuert einen Baumaschinensimulator und ein Mann erklärt es ihm.

Steine aus dem Weg räumen

Der Fahr- und Baumaschinensimulator Tenstar ist ein wertvolles Trainingswerkzeug. Tetraplegiker Michael Lüber übt damit, einen Baum zu pflanzen.

Text: Peter Birrer
Fotos: Sabrina Kohler

Michael Lübers Hände umklammern die Joysticks und schaffen es trotz eingeschränkter Fingerfunktion, einen Bagger zu steuern. Er lädt schwere Steine auf die Schaufel und räumt Baumstämme aus dem Weg. Manchmal rumpelt es gehörig, aber der Landschaftsgärtner erschrickt nicht. Er übt die Situation mit einem Baumaschinensimulator bei ParaWork, einer Abteilung des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ), die Menschen mit Querschnittlähmung bei der beruflichen Eingliederung begleitet.

«Der Computer ist jetzt meine Gartenschere.»

Michael Lüber ist mit Baumaschinen vertraut. Ein Motorradunfall machte ihn im Sommer 2021 zum Tetraplegiker, und er weiss, dass er nicht mehr in seinen angestammten Beruf zurück kann. Stundenweise arbeitet er bei einem Gartenbauer an seinem Wohnort Schönenberg ZH. «Der Computer ist jetzt meine Gartenschere», sagt er.

Einsatz für die Berufsabklärung

Mit dem Simulator Tenstar fühlt er sich in die Zeit vor seinem Unfall versetzt. «Ich bleibe damit à jour», sagt er. «Vielleicht ergibt sich ja irgendwann die Möglichkeit, wieder mit einem Bagger zu arbeiten.» Das Gerät der ParaWork ist überaus beliebt. Mit ihm lassen sich vierzehn verschiedene Fahrzeuge und Baumaschinen simulieren – von Bus und Traktor über Gabelstapler bis zum Muldenkipper. In Nottwil wird der Simulator für die Berufsabklärung eingesetzt. Ebenso wertvoll ist er zur Förderung der kognitiven Belastbarkeit.

Wer im Tenstar trainiert, sitzt in einer Art Cockpit, aus dem die gewünschte Maschine gesteuert wird. Drei grosse Bildschirme zeigen, was gerade passiert – etwa wie Michael Lüber die Steine aus dem Weg räumt. Jan Bättig, Fachperson Bildung und Berufsabklärung bei ParaWork, kennt die Feinheiten des Geräts: «Das ist kein Spielzeug. Der Tenstar ist vergleichbar mit einem Flugsimulator für Piloten. Auch Bauunternehmungen schulen ihre Mitarbeitenden damit.»

Ein Mann im Rollstuhl steuert einen Baumaschinensimulator.

Michael Lüber empfindet Glücksgefühle

Im Simulator der ParaWork lassen sich die Lernfortschritte und das Potenzial der Klientinnen und Klienten mit detaillierten Daten bestimmen. «Die Intensität der Trainings richtet sich nach den individuellen Zielen», sagt Stefan Staubli, Leiter Soziale und Berufliche Integration am SPZ. «Ob man in der Rush Hour Auto fährt oder mit dem Bagger schweres Material in eine Mulde hievt: In diesem Simulator gehts zur Sache. Man kommt oft ins Schwitzen.»

Michael Lüber übt häufig mit dem Tenstar und empfindet dabei stets Glücksgefühle, wie er sagt. Aus Dankbarkeit für die Unterstützung, die er in Nottwil bekommt, hat er der Schweizer Paraplegiker-Stiftung jetzt einen Kastanienbaum geschenkt: «Der Baum soll Wurzeln schlagen und sich entfalten. So wie ich das in meinem zweiten Leben auch darf.»

Die Kastanie hat Michael Lüber auf dem Campus Nottwil gleich selbst gepflanzt – mit einem echten Bagger.

Michael Lüber sitzt in einem Bagger und pflanzt einen Kastanienbaum.

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