Ich reise selbstständig - auch über die Landesgrenze hinaus.

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Ich reise selbstständig - auch über die Landesgrenze hinaus.

November-Blog 2023

Autor: Daniel Rickenbacher

Andere Städte kennenlernen oder das Meer geniessen: Ich reise sehr gerne. Obwohl ich nicht weiss, ob man so wie ich wegfahre wirklich von reisen sprechen kann. Ich fahre einfach von Zeit zu Zeit weg. Oft unternehme ich auch in der Schweiz Ausflüge.

Dieses Jahr wurde zu meiner grossen Freude die neue Pilatusbahn eröffnet. Ich war sehr gespannt, wie barrierefrei die Bahn wirklich ist. Die Mitarbeitenden der Bahn waren sehr hilfsbereit. Ganz unten im Zug war das barrierefreie Abteil. Jedoch war die Bahn bei meiner ersten Fahrt noch nicht barrierefrei. Der Abstand zwischen Peron und dem Zug war so gross, dass die Bahnbegleitenden meine Vorderräder festhalten mussten, damit sie nicht in die Lücke fielen. Höflich sagte ich zum Zugführer "Der Zug ist sehr gut und überlegt gebaut. Jedoch wäre es schön, wenn Sie eine Rampe hätten.» Zwei Wochen später wollte ich wieder auf den Pilatus. Als ich die Rampe sah, war ich sehr glücklich. Die neue Pilatusbahn, die neue Rigibahn und andere Standseilbahnen sind seit noch nicht allzu langer Zeit mit dem Rollstuhl gut erreichbar, wofür ich sehr dankbar bin.

Anfang August bin ich etwas weiter weggeflogen, nämlich nach Schweden. Ich wollte meine Kollegin und ihre Familie besuchen. Da sie schon da waren, habe ich mich der Herausforderung gestellt und bin zum ersten Mal ganz allein nach Göteborg geflogen. Ja, ganz allein, das hat funktioniert. Ich musste mit meinen Assistenten im Vorfeld an vieles denken und viel organisieren. Es war nicht einfach, eine gute Wohnung zu finden oder eine Unterkunft, die barrierefrei ist. Ausserdem musste die Unterkunft die Möglichkeit bieten, ein Wohnmobil neben der Unterkunft abstellen können. Meine Kollegin und ihre Familie waren nämlich damit unterwegs. Nach stundenlanger Suche fanden wir eine Wohnung. Nun war die nächste Frage, wie und ob ich allein fliegen kann. Ich informierte mich und buchte einen Flug mit Flughafenassistenz.

«Da sass ich also im Flugzeug, ohne Hilfe und auf mich allein gestellt.»

Daniel Rickenbacher

Endlich war es so weit! Eine Assistentin begleitete mich zum Flughafen Zürich. Vor der Sicherheitskontrolle übergab sie mich der Flughafenassistenz. Ich war schon etwas aufgeregt. Die Flughafenassistenz begleitete mich ins Flugzeug. Mein Elektrorollstuhl wurde im Flugzeug verstaut. Als ich im Flugzeug war, stieg die Flughafenassistenz wieder aus. Da sass ich also, ohne Hilfe und auf mich allein gestellt.

In Göteborg angekommen, wartete ich, bis alle Passagiere ausgestiegen waren. Zwei Flughelfer holten mich mit einem kleinen Rollstuhl ab, der durch den schmalen Flugzeuggang fahren konnte. Sie sprachen kein Deutsch. Ich konnte zwischen Schwedisch und Englisch wählen. Ich stellte mein Kommunikationsgerät um und sprach so gut es ging Englisch. Dann kam der grosse Moment: Ist mein Elektrorollstuhl gut angekommen? Seit mein Elektrorollstuhl 2019 beim Einladen ins Flugzeug herunterfiel und einen Totalschaden erlitt, habe ich bei jedem Flug ein dumpfes Gefühl. Erst wenn ich meinen Elektrorollstuhl wieder sehe, bin ich erleichtert. Aber das ist eine andere Geschichte.

Gut in Göteborg angekommen, verbrachte ich zwei schöne Wochen mit meiner Kollegin und ihrer Familie. Vor allem die wunderschöne Natur und die scheinbar unendlichen Weiten haben mich sehr beeindruckt.

Zum ersten Mal bin ich allein in ein fremdes Land geflogen und es hat alles geklappt.

Somit habe ich für mich persönlich eine weitere scheinbare Grenze meiner Behinderung überschritten. Ich lebe mein Leben bis an die Grenze meiner Behinderung! Wo diese Grenze ist, weiss ich selbst nicht. Jedoch freue ich mich, genau das immer wieder neu herauszufinden.

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Über den Autor

Hallo zusammen

Mein Name ist Daniel Rickenbacher und ich bin der Autor dieses Blogs. Hier berichte ich regelmässig aus meinem nicht ganz alltäglichen Alltag. Ich wurde 1993 geboren und lebe aufgrund eines Sauerstoffmangels seit meiner Geburt mit einer Cerebral Parese (CP). Aufgewachsen in Illgau (Kanton Schwyz), wohne ich heute in meiner eigenen Wohnung in Alpnach Dorf. Die Selbstbestimmung und die Selbständigkeit sind in meinem Alltag nicht selbstverständlich. Doch dafür kämpfe ich, Tag für Tag.

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