Funktionsfähigkeit und Methodik

Die Forschungsgruppe Funktionsfähigkeit und Methoden beschäftigt sich mit der Entwicklung und Implementierung von Methoden zur standardisierten Dokumentation von Informationen über die Funktionsfähigkeit von Menschen mit Querschnittlähmung und anderen Erkrankungen. Dies basiert auf der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF). Dazu werden unterschiedliche qualitative (z. B. Interviews und Inhaltsanalysen) und statistische (z. B. Rasch Modell und graphische Modellierung) Methoden kombiniert angewandt.

Das Ziel ist, dass diese Methoden die Abbildung und Verfügbarkeit von Informationen über Funktionsfähigkeit in unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitssystems unterstützen. Diese Abbildung ermöglicht es die Informationen optimal zu nutzen, auszutauschen, davon zu lernen, und eine ganzheitliche, patienten-zentrierte Behandlung zu gewährleisten. Beispiele hierfür sind die computer-unterstützte klinische Entscheidungsfindung oder das nationale Qualitätsmanagement in der Rehabilitation. Dafür arbeiten wir mit Partnern innerhalb der Schweizer Paraplegiker Gruppe (SPG) zusammen, mit allen Paraplegie Zentren der Schweiz, und weiteren nationalen und internationalen Kooperationspartnern aus der klinischen Praxis und Forschung.

Heatmap Schweizer Paraplegiker-Forschung

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Forschungsprojekte

  • In der Schweiz werden seit 2010 im Rahmen der Swiss Spinal Cord Injury Cohort Study (SwiSCI) die Daten von Menschen mit Rückenmarksverletzungen während der Erstrehabilitation erfasst. Diese Datenerfassung erfolgt in den vier Parazentren und basiert auf Standards der Internationalen Klassifikation für Funktionsfähigkeit, Behiderung und Gesundheit (ICF). Mit Hilfe dieser Daten können Muster und Zusammenhänge in Rehabilitationsverläufen in Bezug auf die Funktionsfähigkeit von Patienten mit Rückenmarksverletzungen identifiziert und analysiert werden. Dieses Wissen möchten wir in Form einer computer-unterstützten Anwendung nutzen, um künftig den komplexen Prozess der klinischen Entscheidungsfindung während der Rehabilitation zu optimieren. Um die Anwendung auf die Bedürfnisse und Anforderungen der in der klinischen Entscheidungsfindung involvierten Fachpersonen auszulegen, erfolgt deren Entwicklung in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Rehabilitationszentren. Der Einsatz einer solchen computer-unterstützten Anwendung bietet mehrere Chancen: Er kann dazu beitragen die Transparenz im Prozess der klinischen Entscheidungsfindung sowie die Effizienz in der Bereitstellung von Dienstleistungen zu erhöhen und unterstützt damit eine zielgerichtete Rehabilitation mit dem Ergebnis die Optimierung der Funktionsfähigkeit für Patienten.

  • Ziel der Epidemiologie der Funktionsfähigkeit ist es, die Funktionsfähigkeit von Menschen, die mit einer Querschnittlähmung (QSL) leben, zu beschreiben und zu verstehen. Funktionsfähigkeit beschreibt die gelebte Erfahrung von Gesundheit insgesamt, welche die «biologische Gesundheit» und die «gelebte Gesundheit» angesichts der persönlichen Gesundheitsprobleme, unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, und in Interaktion mit der Umwelt, umfasst. Daraus ergeben sich viele wesentliche Verknüpfungen zwischen den Körperfunktionen und -strukturen sowie den zahlreichen Aktivitäten, die die Menschen in Interaktion mit ihrer Umwelt ausführen. Für unsere Forschung im Bereich der Epidemiologie der Funktionsfähigkeit verwenden wir geeignete statistische Verfahren, um die Vielschichtigkeit dieser Interaktionen zu verstehen und die Häufigkeit von Funktionsfähigkeitsproblemen darzustellen.

    Unsere Daten beziehen wir hauptsächlich aus SwiSCI, der Schweizer Kohortenstudie zu Rückenmarksverletzungen. Zur Veranschaulichung der Häufigkeit von Funktionsfähigkeitsproblemen in der Schweizer QSL-Bevölkerung verwenden wir sogenannte Heatmaps. Heatmaps sind eine benutzerfreundliche statistische Methode, die es Klinikern und Wissenschaftlern ermöglicht auf einen Blick in einer visualisierten Form, die Häufigkeit von Problemen der Funktionsfähigkeit bei Personen mit QSL zu erkennen.

    Ebenso ist die grafische Modellierung eine weitere Möglichkeit, die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Gebieten der Funktionsfähigkeit zu untersuchen. So kann z. B. der Zusammenhang zwischen beeinträchtigen Körperfunktionen und der Durchführung von Aktivitäten ohne vorgefasste Meinung zu diesen Zusammenhängen untersucht werden. Diese Informationen sind für Kliniker und Wissenschaftler hilfreich, um tiefere Einblicke in komplexe Probleme zu erhalten, und um damit mögliche Konsequenzen besser erklären und verstehen zu können. Ausserdem können zukünftige Forschungsfragen zur Funktionsfähigkeit von Personen mit QSL zielgerichteter formuliert werden.

  • Die Erfassung der Funktionsfähigkeit von Menschen mit einer Querschnittlähmung (QSL) ist essentiell für eine erfolgreiche Rehabilitation. Seit 2001 steht Gesundheitsfachkräften die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) für das Assessment und die Dokumentation von Funktionsfähigkeit zur Verfügung. Um die Anwendung der ICF in der Rehabilitation darzustellen führte die Schweizer Paraplegiker-Forschung (SPF) gemeinsam mit dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) ICF-basierte Fallstudien durch. Dieses Projekt unterstützt die Mission der SPF, durch klinische und interdisziplinäre Forschung zur Optimierung der Funktionsfähigkeit, sozialen Integration, Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit QSL beizutragen. Darüber hinaus fördert die Weitergabe von relevanten Informationen in den Fallbeispielen die Wissensvermittlung über QSL. In diesem Projekt wurden Patienten während ihrer Rehabilitation begleitet und mithilfe von ICF-basierten Dokumentationstools nach dem Schema des Rehab-Cycles® beschrieben. Der Rehab-Cycle® ist ein multidisziplinärer Ansatz für das Rehabilitationsmanagement um den Rehabilitationsprozess abzubilden. Da Menschen mit QSL mit diversen körperlichen, psychologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert werden, stellt jedes Fallbeispiel ein spezifisches Thema der Rehabilitation dar. Beispiele dafür sind berufliche Wiedereingliederung oder Schmerzmanagement. Weitere Informationen und die Ergebnisse der Fallstudien finden Sie hier: www.icf-casestudies.org

  • Schweizer Rehabilitationskliniken sind gesetzlich verpflichtet ihre Behandlungsqualität zu dokumentieren und auszuweisen. Um die Behandlungsqualität überprüfen zu können, muss diese messbar gemacht werden. In der Schweiz werden diese Messungen seit 2013 landesweit vom ANQ, dem Nationalen Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken, durchgeführt. Unter anderem werden in diesen ANQ Messungen Instrumente verwendet, welche die Funktionsfähigkeit eines Patienten zu Beginn und Ende des Klinikaufenthalts messen. Da die Rehabilitationskliniken in diesen ANQ Messungen zwischen unterschiedlichen Messinstrumenten auswählen dürfen, ist es schwierig die Kliniken miteinander zu vergleichen.

    In dem Projekt «Qualitätsmanagement in der Rehabilitation» benutzen wir die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) als neutralen Standard, welcher aufzeigt welche Bereiche der Funktionsfähigkeit durch die ANQ Messinstrumente abgedeckt werden. Zudem wenden wir statistische Methoden an, um die unterschiedlichen Messinstrumente miteinander vergleichbar zu machen. So können die vom ANQ erhobenen Daten über die Funktionsfähigkeit eines Patienten standardisiert dokumentiert werden, unabhängig davon welches Instrument für deren Erhebung verwendet wurde. Die unterschiedlichen Kliniken können dadurch besser verglichen werden, voneinander lernen und so die Behandlungsqualität verbessern.

  • Das Projekt wurde vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes "Gesundheitsversorgung" (NFP74) gefördert mit einer Laufzeit von 2017 bis 2021 (Hauptverantwortlicher: Prof. Dr. Gerold Stucki; Projektleiterin: Prof. Dr. Birgit Prodinger).

    In der Rehabilitation von Menschen mit chronischen Krankheiten ist das primäre Ziel nicht die Heilung, sondern die optimale Funktionsfähigkeit im Alltag. Diese wird mittels medizinischer Tests und Beurteilungen systematisch überprüft. Die Informationen werden als Grundlage für klinische Entscheidungen sowie für die Beurteilung der Ergebnisqualität verwendet. Oftmals müssen diese Daten aus verschiedenen Systemen zusammengetragen werden. Mangels einer standardisierten Berichterstattung ist deren Vergleichbarkeit jedoch erschwert.

    Das Projektziel ist die beispielhafte Entwicklung eines standardisierten Assessment- und Berichterstattungssystems (StARS) für Informationen zur Funktionsfähigkeit in der Rehabilitation für zwei Anwendungsbereiche, welches eine zielgerichtete und qualitative hochwertige Versorgung unterstützt. Zudem sollen Strategien entworfen werden, um die standardisierte Berichterstattung in den beiden Anwendungsbereichen - der nationalen Qualitätsentwicklung (Teil A, Verantwortliche: Dr. Roxanne Maritz) sowie der unterstützten klinischen Entscheidungsfindung (Teil B, Verantwortliche: Dr. Jsabel Hodel) - zu verankern.

    Das Projekt ermöglicht eine standardisierte Berichterstattung in der Rehabilitation von chronisch kranken Menschen unter Einbezug von bereits etablierten Erhebungsmethoden. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zum Monitoring einer zielgerichteten, individuellen Rehabilitation und zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung in der Rehabilitation.

    Die Abschlussveranstaltung des Projektes fand im Rahmen einer öffentlichen Online-Präsentation der Projektresultate statt. Weitere Informationen über das Projekt sind im Rahmen des NFP74 Programmes und unter folgenden Link zu finden. Für die Liste der Publikationen klicken Sie bitte hier

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