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Orthotec Mitarbeiter Kurt Würsch geht in Pension

Kurt Würsch

Steckbrief

Funktion: Gruppenleiter Mechanik
Hobbys:
Familie, Ski- und Bergtouren, Velofahren, Schiessen

Drei Fragen an Kurt Würsch

Nach 22 Jahren Orthotec gehst du in Frühpension. Wie hast du die Zeit erlebt?

In der Rollstuhlmechanik war kein Tag wie der andere. Natürlich planen wir die Termine für Services, Reparaturen und Neuabgaben im Tagesgeschäft. Doch das Unerwartete ist unser tägliches Brot. Wenn ein Elektrorollstuhl plötzlich stillsteht, vertagt man das nicht auf nächste Woche. Eine Lösung muss her und zwar in nützlicher Frist. Alles möglichst reibungslos zu koordinieren, war mein täglicher Ansporn. Schön ist: Unsere Kundinnen und Kunden zeigen sehr viel Wertschätzung für unsere Arbeit, denn wir können einen wichtigen Beitrag für ihre Lebensqualität leisten.

Ich bin stolz darauf, was wir in all den Jahren für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer erreicht haben. Orthotec ist heute fast viermal so gross, wie als ich anfing. Wir haben ein super Team mit hochqualifizierten Leuten. Die Werkstatt ist top modern ausgerüstet, mit Hebebühnen, Materiallift und neuen Maschinen und Werkzeugen. Ich komme ja von "inne-use", also aus dem schönen Kanton Nidwalden. In meinem Dialekt würde ich sagen: Ich hatte eine "riese Fraid" (grosse Freude), dieses Team zu führen.

 

Welche Patientengeschichten bleiben dir besonders in Erinnerung?

Oh, das sind viele! Von schön über traurig bis lustig. Einmal stand mein Shirt in Flammen wegen eines Missgeschicks mit dem Gasbrenner. Ich war gerade dabei, Shirt, Hose und gar Unterhose zu löschen, da kam ausgerechnet noch eine Besuchergruppe in die Werkstatt, die auf einer Führung durchs SPZ war. Ich ging auf Tauchstation hinter meine Kundin, die mir mit ihrem Elektrorollstuhl Sichtschutz bot. Als die Truppe abgezogen war, konnte ich mich um neue Kleider kümmern. Die Kundin lacht heute noch, wenn sie mich trifft.

Gefragt habe ich nie, doch viele haben mir ihre Geschichte erzählt, warum sie im Rollstuhl sind. Das war immer bewegend. Ein Mann, der einen Flugzeugabsturz überlebt hatte, vertraute mir an, was ihm durch den Kopf ging, als er realisierte, dass der Flieger crashen wird. Das sind sehr persönliche Momente.

Ein Highlight war, als Rollstuhlsportlerin Edith Wolf-Hunkeler mit einer besonderen Herausforderung auf mich zukam. 2016 war die Manifesta in Zürich zu Gast. Das ist eine grosse Ausstellung für zeitgenössische Kunst. Edith wurde angefragt, im Rollstuhl übers Wasser zu gleiten auf einer eigens dafür gebauten Plattform im Zürichsee. Damit sie sich dem Wellengang und dem nassen Element zum Trotz vorwärtsbewegen konnten, verwendete ich spezielle Hinterräder mit integrierten Elektromotoren. Der Auftritt klappte und alle waren happy.

Unvergessen bleiben auch die Gespräche mit Silvano Beltrametti, der 2001 beim Skirennen in Val-d’Isère verunfallte. Er wollte alles wissen über seinen Rollstuhl, damit er ihn im Falle eines Falles selbständig reparieren kann, wenn er nicht mehr in Nottwil ist. Kürzlich übernachtete ich in seinem Hotel, das er in der Lenzerheide führt. Obwohl es 20 Jahre her ist, konnte er sich noch gut an die Besuche in der Werkstatt erinnern.

 

Ende Januar 2022 beginnt eine neue Ära. Wie sieht diese aus?

Ich gehe mit gutem Gefühl. Meine Nachfolge konnten wir von langer Hand vorbereiten. Neu wird meine Aufgabe auf zwei Schultern verteilt: Kevin Huber übernimmt die Gruppe Neu- und Sportgeräte, Beat Pfister die Gruppe Service und Reparatur. Die dritte Gruppe Sonderbau führt weiterhin der erfahrene Kurt Galliker. Beat und Kevin sind junge, dynamische Leute, die Ideen haben und etwas erreichen wollen. Ich wünsche ihnen genauso viel Freude, wie ich sie hatte.

Orthotec Übergabe Werkstatt Kurt an Kevin und Beat

Meinem Team sage ich herzlich Danke für die tolle und kameradschaftliche Zusammenarbeit!

Privat freue ich mich, mehr Zeit für mich zu haben. In den Bergen wird man mich antreffen, auf dem Velo oder beim Holzen in meinem Maiensäss oder beim gut Kochen für meine Familie und meine lieben Freunde. Langweilig wird mir bestimmt nicht werden. Ich habe noch viele Projekte im Kopf.

 

Kurt, vielen Dank für das Gespräch und für alles, was du in über zwei Jahrzehnten bei Orthotec geleistet hast. (Interview: Januar 2022)

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