SIRMED Jubiläum November Mythen in der Erste Hilfe

20 Erste Hilfe Mythen

20 Mythen in der Ersten Hilfe

Mythen sind überlieferte Sagen oder Erzählungen. Üblicherweise sind sie faktisch falsch, manchmal ist ein Funken Wahres daran….
Hier verwenden wir den Begriff für etwas, das sich nicht als richtig belegen lässt, bzw. falsch ist aber immer wieder verbreitet wird.
 

#1 "Thoraxkompressionen werden von links durchgeführt." – Dieses Statement ist vermutlich auf Basis der Lage des Herzens entstanden. Es gibt keine Belege für die Richtigkeit der Aussage.

#2 "Selbstdefibrillation tötet." – "Safety first" gilt immer! Aber es gibt unserer Recherche nach keinem dokumentierten Fall einer schwerwiegenden Schädigung z.B. durch das Halten einer Infusion während der Defibrillation.

#3 "Pulse bei Säuglingen am linken Arm tasten." - Zwar gibt es bei bestimmten Aorten-Stenosen und Aneurysmata das Phänomen der Pulsdifferenz, eine sachlich begründete Empfehlung für den Mythos gibt es aber nicht und hat es nie gegeben. Manche BLS-Puppen haben nur am linken Arm eine Pulsation vorgesehen. Ob das daher rührt?

#4 "Kinder ertrinken sekundär." - Elternforen sind voll damit. Güseln: Für sekundäres Ertrinken gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Das wirkliche Problem ist das eigentliche Ertrinken, und das wäre bei Kindern in einem grossen Teil aller Fälle vermeidbar. 

#5 "Bei der CPR wird nicht mehr beatmet." - In dieser absoluten Formulierung falsch. Wenn eine helfende Person die Beatmung nicht erlernt hat oder sich im Ernstfall nicht traut oder ekelt die Beatmungen durchzuführen, soll die helfende Person aber zumindest alarmieren und Herzmassagen durchführen.

#6 "Bei der Reanimation kann man nichts falsch machen." - Stimmt nicht, denn zu den häufigen Verletzungen gehören Rippen- und Brustbeinfrakturen, Lungen- und Leberrisse, HWS-Läsionen, Aspirationen etc. Darunter sind solche, die das Überleben bedrohen. ABER: Keine dieser Verletzung hat schwerere Konsequenzen als der Verzicht auf die Wiederbelebung. Die Aussage wird dadurch richtig, dass man sie relativ formuliert.

#7 "Bei der Reanimation kann man viel falsch machen." – Der Umkehrschluss zum vorangegangen. Absolut ist die Aussage richtig, aber in Relation zum Nichtstun sind die Fehler irrelevant.

#8 "Versorge betroffene Person bei Krampfereignissen mit Beisskeil." – Bitte nicht! Nutzt nichts, kann aber schaden.

#9 "Eine Seitenlagerung muss genau so und so durchgeführt werden." – In der Regel falsch. Worauf es ankommt, ist, dass Erbrochenes ungehindert abfliessen kann, ohne die Atemwege zu verlegen. Insgesamt aber ein wissenschaftlich dünnes Brett…

#10 "Eiswasser zur Kühlung bei Verbrennungen." – In der Ersten Hilfe dient die Kühlung von Verbrennungen ausschliesslich der Schmerzlinderung bis zur medikamentösen Analgesie. Dabei darf es zu keiner Unterkühlung kommen, da diese die betroffene Person schädigen könnte. Also sicher kein Eiswasser!
 

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#11 "Bei der Reanimation müssen Rippen brechen, sonst ist die Drucktiefe nicht ausreichend." - Je nach Alter und Vorerkrankungen, aber auch bei falschem Druckpunkt bei der Thoraxkompression kann es zu Verletzungen und Rippenfrakturen kommen. Dies ist jedoch kein Hinweis auf eine korrekte Drucktiefe von 50 bis 60 mm.

#12 "Beim Zuschwellen der Atemwege aufgrund einer allergischen Reaktion muss umgehend ein Luftröhrenschnitt gemacht werden." – Klingt heroisch, aber Finger weg bitte. Die Datenlage ist schlecht, aber die Annahme wahrscheinlich, dass aus solchen Manövern mehr Menschen Schaden als Nutzen gezogen haben.

#13 "Beim Einsatz des AEDs hebt aufgrund der Stromstärke der ganze Körper der betroffenen Person vom Boden ab." – Klar gibt's das – vorzugsweise in schlechten Filmen…

#14 "Beim Verkehrsunfall mit einem Motorradfahrer soll man den Helm des Betroffenen nicht entfernen, da dadurch möglicherweise grössere Verletzungen entstehen können." – Meist müssen Ersthelfende den Helm nicht abziehen. Bei Bewusstlosigkeit soll dies jedoch erwogen werden und durch zwei Personen erfolgen.

#15 "Bewusstlose Personen mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen darf man nicht in die stabile Seitenlage bringen." –  Um das Ersticken an Erbrochenem zu verhindern, sollten auch betroffene Personen mit diesem Verletzungsmuster in die stabile Seitenlage gedreht werden, um das Überleben zu sichern. Aber auch hier: die wissenschaftliche Basis ist ausserordentlich schwach.

#16 "In Rückenlage verschlucken Bewusstlose ihre Zunge." – Keine Angst, dazu wird's nicht kommen…

#17 "Schwangere darf man nicht defibrillieren, da sonst das ungeborene Baby Schaden nimmt." – Erstens liegt bei korrekter Durchführung die Gebärmutter nicht im direkten Stromfluss, zweitens sinken beim Verzicht auf eine notwendige Defibrillation die Überlebenschancen für Mutter UND Kind.

#18 "Wer beim 144 einen Notruf für eine andere Person absetzt, muss die Kosten dafür übernehmen, wenn die Person keine Hilfe wollte." - Kosten für einen Notfalleinsatz werden nicht Anrufern in Rechnung gestellt. 

#19 "Wenn der AED bei einer betroffenen Person eingesetzt wird, die keine Defibrillation braucht, kann sie zu Schaden kommen." – Um eine betroffene Person mit einem AED Schaden zuzufügen, müssen Sie das Gerät nach ihm werfen. Eine unbeabsichtigte Schockabgabe ist hoch unwahrscheinlich und wird vom Gerät nicht freigegeben.

#20 "Wenn sich ein Kind verschluckt, muss ich es an den Füssen anheben und Kopfüber schütteln." – Bleibt Husten erfolglos, werden fünf Schläge auf den Rücken gegeben. Bleibt dies ebenfalls erfolglos werden fünf Kompressionen des Bauchs durchgeführt. Danach wird zwischen Rückenschlägen und Bauchkompressionen abgewechselt. Lediglich bei Säuglingen (< 1 Jahr) erfolgen statt der Kompression des Bauches Thoraxkompressionen. Wird der Betroffene bewusstlos wird in Rückenlage mit der Wiederbelebung begonnen.

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