SIRMED Das Rettungswesen der Schweiz

Das Rettungswesen der Schweiz

Im Folgenden zeigen wir unterschiedliche Facetten des Rettungswesens in der Schweiz nach dem zweiten Weltkrieg und mit einem Schwerpunkt auf der Zeit seit den 1970er Jahren auf.

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    Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt Bewegung in das noch junge Rettungswesen. Dafür gibt es zwei massgebliche Faktoren.

    Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegsjahre steigt die Mobilität schnell an. Die Anzahl Unfälle auf der Strasse nimmt durch die steigende Anzahl Motorfahrzeuge rasant zu. (Maximale Verkehrsunfalltote auf Schweizer Strassen im Jahr 1971: 1773). Die Erstversorgung und Rettung der verunfallten Personen sind häufig mangelhaft. Deshalb ergriffen die Automobilclubs die Initiative und gründeten eine «Vereinigung zur Koordination im Rettungswesen». Auch die Schweizerische Rettungsflugwacht und der Interverband für das Rettungswesen werden gegründet. Beatmung und äussere Herzmassage als einfache Methoden zur Lebensrettung durch Laien werden als Erste-Hilfe-Massnahmen erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 

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    In den 1980er Jahren wächst das Bewusstsein dafür, dass Patientinnen und Patienten in Notfallsituationen davon profitieren, bereits am Ereignisort medizinisch versorgt zu werden. Transportable Defibrillatoren werden eingeführt, die Verbreitung von Beatmungsgeräten nimmt zu. Zur Stabilisierung nach Verletzungen werden Gerätschaften und Techniken entwickelt. So zum Beispiel die vollständige Immobilisation, welche verhindert, dass die Verletzung an der Wirbelsäule und am Rückenmark durch den Transport zu schlimmeren Folgen führt.

    Mit den erweiterten medizinischen Möglichkeiten steigt auch der Ausbildungsbedarf - und mit dem Niveau der Ausbildung das Selbstverständnis der Rettungssanitätskräfte. Der Abschluss der Rettungssanitäts-Kurse 1987/88 brachte Bedürfnisse nach beruflicher Positionierung hervor.

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    Kurz nach der Gründung der Vereinigung Rettungssanitäter Schweiz (heute Swiss Paramedic Association) wird auch die Vereinigung Schweizer Notärzte (heute schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin SGNOR) gegründet.

    Erstmals wird unter der Regulation des Schweizerischen Roten Kreuzes eine dreijährige Berufsausbildung angeboten.

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    Rettungsdienstzusammenlegungen und Spitalschliessungen verändern die Rettungslandschaft. Der Interverband für Rettungswesen baut ein Qualitätsmanagementsystem auf, das Minimalstandards fordert und für die ganze Schweiz gilt.

    Die Ausbildung der Gesundheitsberufe wird dem Berufsbildungsgesetz BBG zugeordnet und professionalisiert. Es kommt durch den Einzug internationaler Kursprogramme zu einer zunehmenden Standardisierung in der Ausbildung.

    Der Swiss Resuscitation Council SRC wird gegründet, um die Ausbildung von Wiederbelebungsmassnahmen zu verbreiten.

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    Das Rettungswesen erlebt in den 2010er Jahren eine starke Professionalisierung. Wirtschaftlichkeits- und Effizienzfragen führen zu Fusionen und zur Schaffung überregionaler Strukturen. Die Digitalisierung erfasst das Rettungswesen und bringt Veränderungen bei Kommunikationsmitteln, Medizinalgeräten, Dokumentation und Datenübertragung mit sich.

    Die Medizin gewinnt weiterhin wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Rettungsmedizin wird zunehmend durch spezifische Forschung und daraus abgeleitete Leitlinien beeinflusst.

    Der Nachschub an Fachkräften kann mit dem Bedarf des Arbeitsmarktes nicht Schritt halten.

    Das Bevölkerungswachstum, die Alterung, die sinkende Aufgebotsschwelle (zunehmende Bagatellmeldungen) und die Zunahme psychosozialer Einsatzaufgebote prägen die aktuellen rettungsdienstlichen Diskussionen.

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Die Anfänge rettungsdienstlicher Entwicklung

Grundsätzlich ist der Rettungsdienst, wie wir ihn heute kennen eine vergleichsweise junge Errungenschaft. Dennoch reichen die Wurzeln weit zurück.
Die ersten Quellen und Artefakte weisen das Aufkommen einfacher Einsatzformationen zur Versorgung und zum Transport erkrankter und verletzter Personen - die als Vorgängerinstitutionen der heutigen Rettungsdienste gelten können - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach. So wurde das Sanitätskorps der Stadt Zürich bereits 1893 gegründet und 1922 ein formaler Krankentransport in Basel installiert.

Wer Krieg führte, der hat auch früher bereits mehr oder weniger geplant und erfolgreich Sorge zu seinen verwundeten Soldaten getragen. Als populäres Beispiel dafür dienen immer wieder Larreys sogenannte fliegende Lazarette in Napoleons Diensten. Aber auch entsprechende Bemühungen zu Zeiten der Kreuzzüge oder im Rom der Cäsaren zeugen davon.

Fasst man das Verständnis der Materie allerdings enger und sucht unter Eigenschaften wie „systematisch“, „alarmierbar“, „regelhaft auch ausserhalb von Kriegszeiten betrieben“ etc. dann grenzt sich der Betrachtungszeitraum auf ein Fenster nach dem ersten Weltkrieg bis heute ein. Was in dieser Zeit zunächst noch unsystematisch aufkeimte, das erfuhr im Laufe der Jahre zunehmend Ordnung und Struktur.
 

Rettungskette

IVR - Die Rettungskette

Der Interverband für Rettungswesen (IVR) hat 2020 eine neue Version der so genannten Rettungskette veröffentlicht, um die Versorgung von Notfallpatienten zu symbolisieren.

Die nunmehr acht Kettenglieder sind vier Phasen zugeordnet: Bereitschaft, Präklinik, Klinik und Outcome.

 

  • Die Phase «Bereitschaft» macht deutlich, dass eine gesellschaftliche Vorbereitung im Vorfeld tatsächlicher Notfallereignissen stattfindet. Eine Sensibilisierung mit dem Ziel, Notfälle zu erkennen und Hilfe leisten zu können, ist eine durch unterschiedliche Fachgremien und Multiplikatoren getragene Aufgabe. Diese richtet sich grundsätzlich an die ganze Bevölkerung und stellt die Basis für alle folgenden Themen dar.  
  • In der Phase «Präklinik» steht die Nothilfe nicht mehr an erster Stelle. Vielmehr beginnt diese erste professionelle Einflussnahme mit der Alarmierung der Notrufzentralen. Das entspricht nicht zuletzt dem Wissenschaftskonsens des International Liaison Commitee on Resuscitation (ILCOR), demzufolge bei bedrohlichen Notfallsituationen zuerst der Notruf erfolgen soll. Sanitätsnotrufzentralen sind heute nicht mehr nur Aufgebotsstellen für den professionellen Rettungsdienst. Vielmehr gewähren sie zunehmend auch eine qualifizierte Anleitung spontaner Ersthelferpersonen (zum Beispiel im Rahmen von Disponenten-unterstützter CPR) sowie die Disposition überbrückender Massnahmen zur Verkürzung des therapiefreien Intervalls (vor allem durch Firstresponder im Sinne der organisierten Ersten Hilfe). Durch diese Anpassung konnte auch ein langjährig bestehender Widerspruch zur sogenannten Überlebenskette (einer zweiten Anwendung des Kettensymbols im Bereich der Notfallmedizin) eliminiert werden, da hier «Erkennen und Alarmieren » schon lange das erste Glied der Hilfeleistungen darstellen.
  • Nach der dritten Phase «Klinik », die ihre zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung behält, 
  • komplettiert die Phase «Wirkungsmessung, bzw. Outcome» neu die Rettungskette. Jedes Verbesserungsengagement in der Notfallversorgung erkrankter oder verunfallter Personen steht heute in der Pflicht, seine Wirksamkeit darzustellen. Das Symbol der Kette weist traditionell darauf hin, dass ein System nur so stark ist, wie sein schwächstes Glied. Somit müssen Bemühungen um ein funktionierendes Rettungswesen kontinuierliche Bemühungen um die Stärkung aller Kettenglieder sein. Ohne Datenbasis ist Entwicklung aber nicht bewertbar und darstellbar. Diese Ergänzung bezieht die wissenschaftsorientierte Entwicklung aller rettungsdienstlichen Aktivitäten als integrale Dimension mit ein. (Regener, Burkart 2021)
     
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