Das Rettungswesen der Schweiz
Im Folgenden zeigen wir unterschiedliche Facetten des Rettungswesens in der Schweiz nach dem zweiten Weltkrieg und mit einem Schwerpunkt auf der Zeit seit den 1970er Jahren auf.
Die Anfänge rettungsdienstlicher Entwicklung
Grundsätzlich ist der Rettungsdienst, wie wir ihn heute kennen eine vergleichsweise junge Errungenschaft. Dennoch reichen die Wurzeln weit zurück.
Die ersten Quellen und Artefakte weisen das Aufkommen einfacher Einsatzformationen zur Versorgung und zum Transport erkrankter und verletzter Personen - die als Vorgängerinstitutionen der heutigen Rettungsdienste gelten können - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach. So wurde das Sanitätskorps der Stadt Zürich bereits 1893 gegründet und 1922 ein formaler Krankentransport in Basel installiert.
Wer Krieg führte, der hat auch früher bereits mehr oder weniger geplant und erfolgreich Sorge zu seinen verwundeten Soldaten getragen. Als populäres Beispiel dafür dienen immer wieder Larreys sogenannte fliegende Lazarette in Napoleons Diensten. Aber auch entsprechende Bemühungen zu Zeiten der Kreuzzüge oder im Rom der Cäsaren zeugen davon.
Fasst man das Verständnis der Materie allerdings enger und sucht unter Eigenschaften wie „systematisch“, „alarmierbar“, „regelhaft auch ausserhalb von Kriegszeiten betrieben“ etc. dann grenzt sich der Betrachtungszeitraum auf ein Fenster nach dem ersten Weltkrieg bis heute ein. Was in dieser Zeit zunächst noch unsystematisch aufkeimte, das erfuhr im Laufe der Jahre zunehmend Ordnung und Struktur.
Rettungskette
Die nunmehr acht Kettenglieder sind vier Phasen zugeordnet: Bereitschaft, Präklinik, Klinik und Outcome.
- Die Phase «Bereitschaft» macht deutlich, dass eine gesellschaftliche Vorbereitung im Vorfeld tatsächlicher Notfallereignissen stattfindet. Eine Sensibilisierung mit dem Ziel, Notfälle zu erkennen und Hilfe leisten zu können, ist eine durch unterschiedliche Fachgremien und Multiplikatoren getragene Aufgabe. Diese richtet sich grundsätzlich an die ganze Bevölkerung und stellt die Basis für alle folgenden Themen dar.
- In der Phase «Präklinik» steht die Nothilfe nicht mehr an erster Stelle. Vielmehr beginnt diese erste professionelle Einflussnahme mit der Alarmierung der Notrufzentralen. Das entspricht nicht zuletzt dem Wissenschaftskonsens des International Liaison Commitee on Resuscitation (ILCOR), demzufolge bei bedrohlichen Notfallsituationen zuerst der Notruf erfolgen soll. Sanitätsnotrufzentralen sind heute nicht mehr nur Aufgebotsstellen für den professionellen Rettungsdienst. Vielmehr gewähren sie zunehmend auch eine qualifizierte Anleitung spontaner Ersthelfer (zum Beispiel im Rahmen von Disponenten-unterstützter CPR) sowie die Disposition überbrückender Massnahmen zur Verkürzung des therapiefreien Intervalls (vor allem durch Firstresponder im Sinne der organisierten Ersten Hilfe). Durch diese Anpassung konnte auch ein langjährig bestehender Widerspruch zur sogenannten Überlebenskette (einer zweiten Anwendung des Kettensymbols im Bereich der Notfallmedizin) eliminiert werden, da hier «Erkennen und Alarmieren » schon lange das erste Glied der Hilfeleistungen darstellen.
- Nach der dritten Phase «Klinik », die ihre zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung behält,
- komplettiert die Phase «Wirkungsmessung, bzw. Outcome» neu die Rettungskette. Jedes Verbesserungsengagement in der Notfallversorgung erkrankter oder verunfallter Personen steht heute in der Pflicht, seine Wirksamkeit darzustellen. Das Symbol der Kette weist traditionell darauf hin, dass ein System nur so stark ist, wie sein schwächstes Glied. Somit müssen Bemühungen um ein funktionierendes Rettungswesen kontinuierliche Bemühungen um die Stärkung aller Kettenglieder sein. Ohne Datenbasis ist Entwicklung aber nicht bewertbar und darstellbar. Diese Ergänzung bezieht die wissenschaftsorientierte Entwicklung aller rettungsdienstlichen Aktivitäten als integrale Dimension mit ein. (Regener, Burkart 2021)
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