Daniel's Blog

August 2024

Daniel Rickenbacher und Nik Hartmann

«Es war und ist für uns das Normalste der Welt»

Hallo zusammen

Nach längerer Pause schreibe ich nun noch ein letztes Mal einen Blog für euch.

Ich durfte einen schönen Nachmittag mit Nik Hartmann verbringen. Nik - die meisten kennen ihn - lebt mit seiner Familie im Kanton Zug. Er ist Vater von drei Söhnen. Der jüngste Sohn Melchior ist ein junger Mann mit einer Beeinträchtigung. Er lebt zuhause und wird nebst seinen Eltern von Assistenzpersonen unterstützt.

„Es war und ist für uns das Normalste der Welt“, sagte Nik auf meine Frage, wie die Familie mit der Situation umgegangen sei. Die Situation hat die Familie sehr zusammengeschweisst. Melchior ist für die Familie eine grosse Bereicherung. Die zwei älteren Brüder konnten ein grosses Verständnis für Menschen mit Beeinträchtigungen mit auf ihren Lebensweg nehmen. Ich musste gleich an meine Familie denken, da ich dies genauso erleben durfte. Nik hat durch Melchior seine Offenheit gegenüber allem gewonnen. Ob ein Weltstar oder ein Bergbauer neben ihm ist, Nik spielt dies keine Rolle. Durch Melchior erleben Nik und seine Familie immer wieder schöne Begegnungen, wie zum Beispiel einmal in Amerika, als eine Frau das Bild auf dem Speichenschutz von Melchiors Rollstuhl „amazingly sweet“ fand.  

Die Offenheit von Nik ist meiner Meinung nach auch bei seinen Moderationen deutlich zu spüren. Nicht nur als Moderator, sondern auch in der Leitung von Eigenproduktionen von CH Media kann er diese Eigenschaft sehr gut gebrauchen. Zusammen mit einer Kollegin leitet Nik die Produktionsabteilung von nationalen Sendern. Die Aufgabe von Nik ist es, Sendungen zu produzieren und weiterzuentwickeln. Zudem moderiert er selbst noch verschiedene Formate. Er ist zum Beispiel Produktionsleiter der Sendung „Sing meinen Song“. So kommt Nik auch etwas zum Reisen, da das Finale von Sing meinen Song in Gran Canaria stattfindet. Ja, die Musik ist Niks Leidenschaft. Darum studiert er im Moment auch noch Jazz an der Musikhochschule Luzern. Er fühlt sich wohl unter Musikerinnen und Musikern. Was Nik danach mit der Ausbildung macht, ist ihm nicht so wichtig. Die Ausbildung mache einfach Spass!

Weiter ist Nik Teil des Stiftungsrats der Stiftung Cerebral. Als Stiftungsrat besucht er Sitzungen, unterstützt die Stiftungsleitung und kann seine Erfahrungen als Vater von Melchior einfliessen lassen. Der Nachmittag mit Nik war sehr schön und das Interview sehr spannend. Doch seht selbst, wenn ihr möchtet. Das Video-Interview findet ihr untenstehend.  

Von Herzen bedanke ich mich bei Nik für das tolle Interview!

«Nun möchte ich mich herzlich bei euch, liebe Leserinnen und Leser, für euer Interesse und eure Treue bedanken. Blogs zu schreiben hat mir sehr viel Spass gemacht!»

Daniel Rickenbacher

Einen besonderen Dank möchte ich Active Communication aussprechen. Es war für mich ein Traum und eine grosse Bereicherung, dass ich bei euch arbeiten durfte. Ich habe meine Arbeit von Herzen gerne gemacht.

Nun wird es für mich Zeit zu gehen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ich verlasse die Active Communication auf eigenen Wunsch. Ich danke euch für die vielen schönen Begegnungen und für die Zeit bei euch, die ich sehr genossen habe.

Ein herzliches Danke auch an mitschaffe.ch, sie haben AC und mich bei der Arbeitsintegration unterstützt und begleitet.  

DANKE vo ❤

Über den Autor

Daniel Rickenbacher

Hallo zusammen

Mein Name ist Daniel Rickenbacher und ich bin der Autor dieses Blogs. Hier berichte ich regelmässig aus meinem nicht ganz alltäglichen Alltag. Ich wurde 1993 geboren und lebe aufgrund eines Sauerstoffmangels seit meiner Geburt mit einer Cerebral Parese (CP). Aufgewachsen in Illgau (Kanton Schwyz), wohne ich heute in meiner eigenen Wohnung in Alpnach Dorf. Die Selbstbestimmung und die Selbständigkeit sind in meinem Alltag nicht selbstverständlich. Doch dafür kämpfe ich, Tag für Tag.

«Ich lebe Selbstbestimmung bis zur Grenze meiner Behinderung.»

Daniel Rickenbacher

Berichte über Daniel Rickenbacher

  • Daniel Rickenbacher lebt mit einer Cerebralparese. Nichtsdestotrotz lässt sich der 29-Jährige nicht behindern. Er arbeitet bei Active Communication (AC) im Marketing, ist selbst Arbeitgeber - und hat grosses mit seinem Leben vor.

  • Daniel Rickenbacher lebt aufgrund eines Sauerstoffmangels seit seiner Geburt mit Zerebralparese. Mit Leidenschaft setzt er sich für die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen ein – und lebt diese Werte selbst vor.

  • zum Beitrag

    Seit rund zehn Jahren kommuniziert der junge Mann über einen Talker, der an seinem Elektrorollstuhl befestigt ist – ein speziell konfiguriertes Tablet, das Tasteneingaben akustisch als Sätze wiedergibt. Der Sprachcomputer verleiht Daniel Rickenbacher eine klar verständliche Stimme. Wie erlebt er dieses Gerät?

Vergangene Blogs

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  • Wenn es um das Thema Musik geht, ist Illgau eine Wundertüte. Die Vielseitigkeit der Musik zeichnet Illgau aus und ist in weiten Kreisen bekannt. Von schöner traditioneller und urchiger Ländlermusik über Country und Covermusik, Eigenkompositionen bis hin zu Hardrock - Illgau hat alles zu bieten.

    Egal welchen Anlass die Illgauer organisieren, es «ländlert» oder er rockt einfach immer. Manchmal sogar beides an einem Abend, so wie am Event «Taktvoll Illgau», der im November 2022 fünf Mal durchgeführt wurde und diesen November wieder fünf Mal stattfinden wird. Mit diesen Anlässen wird Geld für den Um- und Neubau des Restaurants Sigristenhaus gesammelt.

    «Wie ich es von Illgau kenne, war die Stimmung vom Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden der Knaller.» – Daniel Rickenbacher

    Am 8. Juni 2023 fand das erste Openair Illgau statt – und ich war natürlich mit dabei. Der Anlass begann um 14 Uhr auf dem Sportplatz. Dieser wurde am Vortag kurzerhand in einen Openair-Platz verwandelt. Perfekt also, um ein barrierefreies Openair zu ermöglichen. Eine Openair-Bühne mit Mikrofon, Instrumenten, Musikboxen und Lichtanlage wurde aufgebaut. Auch Verpflegungsstände durften nicht fehlen. Acht illgauer Bands brachten das Dorf zum Zittern und dies über zwölf Stunden lang! Die Musik war sehr abwechslungsreich und gefiel mir super. Wie ich es von Illgau kenne, war die Stimmung vom Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden der Knaller.

    Am Nachmittag war es so heiss, dass ich noch einmal zu meinen Eltern nach Hause fuhr und sie gebeten habe, einen Schirm an meinem Rollstuhl zu montieren. Dieser schützte mich etwas von der Sonne. Zum Glück haben die Organisatoren an alles gedacht und eine Aussendusche montiert. Diese war herrlich und eine perfekte Abkühlung. Genau zu dieser Aussendusche habe ich eine Quizfrage an euch, die ich nach dem Sommer gerne auflösen werde:

    Wie kann ich unter die Aussendusche gehen, ohne dass das Rollstuhlsitz- und Rückenpolster wirklich nass werden? Mein Oberkörper und meine Unterbeine werden komplett nass, den Rollstuhl verlasse ich jedoch nie.

    Die Antwort dürft ihr mir gerne per Mail schicken an rickenbacher@active.ac

    Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten 😊

    Nun wünsche ich allen einen schönen Sommer und bewahrt einen kühlen Kopf!

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  • Die Zufriedenheit und Betreuung unserer Kund:innen steht für Active Communication an erster Stelle. Deshalb war ich sehr gespannt, was mich an meinem «Schnuppertag» im Kundendienst erwarten wird.

    Am Vormittag durfte ich mit Seraina die Post holen und bearbeiten. Sie ist Lernende Kauffrau im dritten Lehrjahr und absolviert diesen Sommer ihre Abschlussprüfungen. Ich war sehr überrascht, wie vielseitig die Arbeit im Kundendienst ist. Das Kundendienst-Team ist das Bindeglied zwischen Kund:innen, dem Berater-Team und den verschiedenen IV-Stellen. Hier kommt alles zusammen, wird kanalisiert und verarbeitet. Wenn die IV-Stelle uns eine Kostengutsprache sendet, wird diese vom Kundendienst geprüft, in unser System gepflegt und dem betreffenden Kunden zugeordnet. Unsere Kund:innen sind alle auf die verschiedenen Berater:innen zugeteilt. Der Kundendienst plant alle Beratungstermine inklusive Autofahrten. Ein:e Berater:in kann durchschnittlich zwei Kundentermine pro Tag wahrnehmen. Diese Planung ist gar nicht so einfach wie gedacht.

    «Die Planung ist gar nicht so einfach wie gedacht.» – Daniel Rickenbacher

    Viele wichtige Arbeiten werden vom Kundendienst erledigt, wie zum Beispiel Offerten und Rechnungen erstellen, Telefone und E-Mails beantworten, die Post bearbeiten sowie diverse administrative Arbeiten. Somit kommen hier alle Fäden zusammen und die Kommunikation muss gut funktionieren.

    Pro Monat beantworteten der Kundendienst und das Service-Center zusammen ca. 995 Telefonate. Das sind rund 50 Telefonate pro Tag! Obendrauf kommen noch ungefähr 72 E-Mails pro Tag.

    Zum Abschluss habe ich Seraina noch einige Fragen gestellt:

    Warum arbeitest du bei AC und nicht irgendwo anders?

    Die Active Communication setzt sich für die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Dies ist ein

    Leitbild, hinter welchem ich stolz stehe und welches ich vertreten kann. Daher war für mich schon immer klar, dass ich für Active Communication arbeiten möchte.

    Was gefällt dir im Alltag am besten?

    Der telefonische Kontakt mit den Menschen bereitet mir am meisten Freude. Zu sehen, wie unsere Dienstleistungen Früchte tragen und beispielsweise Menschen zu einer Lautsprache verhelfen.

    Wie ist der Telefondienst geregelt?

    Der Telefondienst ist auf einer Liste geregelt. Jeder Kundendienstmitarbeitende hat jeweils einen

    Nachmittag pro Woche keinen Telefondienst. Die restlichen Zeiten werden unter den freien Mitarbeitenden

    aufgeteilt.

    An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön, liebes Kundendienst-Team, für eure unverzichtbare Arbeit und den spannenden Einblick bei euch.

    In meinem Juli-Blog erwartet euch ein spannendes und prominentes Interview – stay tuned 😉

  • Mit meiner Arbeit möchte ich unter anderem Menschen, Firmen und Institutionen vernetzen. Denn nur zusammen sind wir stark, können voneinander lernen und auch grosse Dinge bewegen. Dieser Blog ist eine Premiere - zum ersten Mal habe ich ein Interview ausserhalb der Schweiz gemacht. Ich wurde von Carolin Garbe von der Universität Köln angefragt, ob ich bei einem Studienprojekt mitarbeiten möchte. Dankend sagte ich zu. Ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, meinen Blog noch mehr zu öffnen und einen Einblick zu bekommen, wie es unterstützt kommunizierenden Menschen in Deutschland geht. Carolin Garbe ist Sprachtherapeutin an der Universität Köln. Es freut mich besonders, dass ich mit ihr ein Interview führen durfte.

    Viel Spass beim Lesen!

    «Nur zusammen sind wir stark, können voneinander lernen und auch grosse Dinge bewegen.» – Daniel Rickenbacher

    Liebe Carolin, stellst du dich bitte kurz vor?

    Gerne! Mein Name ich Carolin Garbe. Ich bin Sprachtherapeutin und arbeite in Deutschland mit Unterstützter Kommunikation (UK), aktuell an der Universität Köln in der Lehre und in der UK-Beratungsstelle.

    Ist eine Sprachtherapeutin wie eine Logopädin?

    Ja, das ist sehr ähnlich. Logopädie ist in Deutschland eine Ausbildung und Sprachtherapie ein Studium. Beide arbeiten in der Praxis gleich.

    Wie lange bist du schon Sprachtherapeutin?

    Ich arbeite seit 2003 als Sprachtherapeutin mit UK.

    Wie war es im Studium?

    Eine spannende Frage! Im Studium habe ich nichts über UK gelernt, aber in den Praktika in Schulen und Praxen habe ich UK kennengelernt und durfte auch selbst mit Kindern und Erwachsenen mit ihren elektronischen Kommunikationshilfen arbeiten. Ich habe so ganz viel von den UK-Nutzer:innen gerlernt.

    Wäre es für dich hilfreich gewesen, wenn ein:e UK-Referent:in ins Studium miteinbezogen worden wäre?

    Auf jeden Fall! Ich hätte mir gewünscht, dass UK-Methoden und Hilfsmittel als Teil der Sprachtherapie erklärt worden wären und der Austausch mit einer:m UK-Referent:in wäre toll gewesen.

    Wird das heute gemacht?

    Es gibt heute ein paar Seminare zu UK an der Uni, auch für Sprachtherapeuten. Aber nur selten sind daran auch UK-Referent:innen beteiligt. Ich gebe selbst auch ein UK-Seminar und lade dazu immer ein oder zwei UK-Personen ein. Die erzählen dann über sich und ihre Kommunikation.

    Ich wünsche mir, dass ich irgendwann eine UK-Person als Kollegin für die UK-Seminare habe und wir das Seminar gemeinsam halten können.

    Wie läuft es in den Institutionen mit UK?

    Ich glaube, in Förderschulen ist UK inzwischen sehr verbreitet, in Kindergärten ist es noch sehr unterschiedlich und in Werkstätten und Wohnheimen wird UK längst nicht überall eingesetzt.

    Wie ist es dann bei Personen, die wie ich, sich komplett von der Institution gelöst haben? Gibt es das? Und wie werden diese in UK begleitet?

    Auch das ist eine sehr gute Frage! Ich kenne inzwischen glücklicherweise einige UK-Personen, die mit persönlicher Assistenz leben und nicht in der Werkstatt arbeiten. Ich weiss aber nicht genau, wie die das geschafft haben. Ich vermute, dass es viel Arbeit und Diskussion mit Verwaltungen war, das zu erreichen. Und mit UK werden diese Personen nicht begleitet, sie organisieren sich Hilfe für ihr UK-System selbst, wenn sie es brauchen.

    Wo denkst du braucht es noch am meisten Aufklärungsarbeit in Sachen UK?

    UK muss noch mehr in die Öffentlichkeit, so dass man auch UK-Personen beim Einkaufen, beim Sport oder mal auf einem Konzert trifft und erlebt. Eine weitere Lücke in Deutschland ist, dass UK-Begleitung oder UK-Therapie nicht bezahlt wird - das brauchen aber viele Kinder, damit sie später als Erwachsene unabhängig kommunizieren, arbeiten und leben können.

    Wie werden dann die Hilfsmittel finanziert und die Therapien danach?

    Kommunikationshilfsmittel werden von den deutschen Krankenkassen meist bezahlt, aber es gibt keine speziellen UK-Therapeuten oder UK-Therapie danach.

    Liebe Carolin, herzlichen Dank für das tolle Interview!

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  • Seit ich denken kann, liebe ich die Fasnacht - vor allem die illgauer Fasnacht. Am Fastnachtsdienstag findet jeweils der Kinderumzug mit der Katzenmusik Illgau statt. Als Kind war das immer der Höhepunkt. Die Katzenmusik hat mich schon immer sehr fasziniert. Seit ich mich erinnern kann, wollte ich Teil davon sein. Als ich 16 Jahre alt wurde, war es dann endlich so weit: Ich kaufte eine Trommel und durfte der Katzenmusik beitreten. Mein Vater befestigte die Trommel erst am Elektrorollstuhl, etwas später kaufte ich eine Trommelhalterung. Heute ist die Halterung so angepasst, dass sie ganz einfach mit der Talkerhalterung ausgetauscht werden kann.

    «Der Ausgang in Illgau ist für mich Inklusion pur.» – Daniel Rickenbacher

    > zum Video

    Der Maskenball in Illgau ist für mich (sofern es mir gut geht) eine Garantie, dass ich erst früh morgens ins Bett gehe. Allgemein der Ausgang in Illgau ist für mich Inklusion pur. Oft sind meine alten Primarschulfreunde auch da und wir haben zusammen viel Spass.

    Jedoch gehe ich auch gerne mit Freunden an anderen Orten in den Ausgang. Im Sommer mache ich gerne auch mal die ganze Nacht Party oder geniesse die Nacht in der Natur und versuche im Elektrorollstuhl etwas zu schlafen.

    Aber zurück zur Fasnacht:

    Am Fasnachtsmontag früh ist in Illgau Tagwache und wir gehen mit der Katzenmusik durch das Dorf. Leider hatte ich dieses Jahr zu wenig Energie, um mitzugehen. Dafür war unser Auftritt am Fasnachtsmontag Abend sehr schön und ich konnte es in vollen Zügen geniessen.

    Der Fasnachtsmontag ist in Illgau etwas speziell. Am Morgen findet jeweils die «Sennenkilbi» statt. Auf dem Dorfplatz werden lustige Darbietungen gezeigt. Nach dem Mittagessen in der Mehrzweckhalle geht es mit einem Unterhaltungsprogramm weiter. In der Fasnachtswoche gibt es in Illgau vier Abende mit Musik, Tanz und Verpflegung. Jedoch habe ich die letzten beiden Jahre den schmutzigen Donnerstag in einer Bar in Luzern verbracht - das ist auch immer sehr cool.

    Ich habe ein schönes Video der Katzenmusik Illgau zusammengestellt, damit ihr seht und hört, wie wir zusammen musizieren. Viel Spass damit!

  • Gerne erinnere ich mich an die Swiss Handicap Messe vom Dezember 2022 zurück. Ich durfte viel schöne Begegnungen erleben. Für diese Begegnungen, die mir sehr gutgetan haben, möchte ich danke sagen.

    Natürlich war nebst den schönen Begegnungen mein Referat für mich der Höhepunkt. Nicht weil ich gerne auf der Bühne bin, nicht weil ich gerne etwas sage. Nein, es war ein Höhepunkt, weil ihr oder einige von euch da waren und ich euch etwas mit auf den Weg geben durfte. Gemeinsam haben wir die Inklusion, Partizipation und Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen gelebt. Ich lebe es Tag für Tag, jedoch ist dies nutzlos, wenn wir es nicht gemeinsam leben.

    Die Zeit, um Fragen zu beantworten war nach dem Vortrag kaum vorhanden, deshalb durftet ihr eure Fragen für mich aufschreiben. Gerne beantworte ich diese nachfolgend:

    Wie funktioniert die Finanzierung der Wohnung und deiner Assistenz?

    Die Assistenz wird hauptsächlich mit dem IV-Assistenzbeitrag finanziert. Ergänzend dazu kann ich die Hilflosenentschädigung, die bei der Berechnung des Assistenzbeitrags abgezogen wird, einsetzen. Die finanzielle Bedingung des Assistenzbetrags liegt unter anderem darin, dass man der Institutionen losgelöst ist. Die Miete der Wohnung wird bis zu einer vorgegebenen Limite bei der Ergänzungsleistungen zusammen mit der IV-Rente und dem Eigenverdienst einberechnet. Studien zeigen, dass das Assistenzmodell kostengünstiger ist als das Institutionsmodell, auch wenn der Assistenzbedarf erheblich höher ist als bei mir.

    In all den Jahren der Swiss Handicap, was hat dir am meisten gefallen? Wieso unterstützt du die Swiss Handicap?

    Im November-Blog 2022 habe ich über die Swiss Handicap Messe geschrieben und darin diese Frage beantwortet.

    Was ist dein allerliebster Herzenswunsch?

    Weiterhin mein Leben gut und glücklich zu leben und gesund zu bleiben.

    Welchen Traumberuf hast du?

    Ich habe keinen spezifischen Traumberuf, jedoch wollte ich immer entweder einen Handwerkerberuf, einen naturverbundenen oder einen therapeutischen Beruf lernen.

    Was ist deine grösste Hürde im «öffentlichen» Raum/Alltag?

    Die grösste Hürde ist die Hürde zu überwinden, die Menschen gegenüber Personen mit einer Beeinträchtigung haben. Dazu kommt die oft noch fehlenden Barrierefreiheit.

    Welche Frage nervt dich am meisten?

    In welcher Institution ich bin oder lebe. Weil dann die "Schubladisierung" angewendet wird. Es gibt in dieser Frage keine Option, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nicht in Institutionen leben.

    Wie kannst du die Antworten so schnell finden? Die sind ja (glaub ich) zum Teil abgespeichert und müssen erst gefunden werden?

    Wenn ich Glück habe, habe ich die Antwort gespeichert. Am Interview-Vortrag der Swiss Handicap habe ich alle Antworten vorbereitet und gespeichert. Für die spontane Kommunikation benutze ich das Kodierungssystem Minspeak, mit dem ich viel schneller schreiben kann als mit dem ABC.

    Wie schwierig ist es, das Kommunikations-System zu bedienen?

    Ich musste für dieses Kodierungssystem etwa drei Jahre lernen. Es ist ein komplexes System, dafür hat es einen sehr grossen Wortschatz.

    Gibt es Situationen in deinem Leben, wo du mit Respektlosigkeit oder sogar gefährlichen Situationen von Unbekannten konfrontiert wirst?

    Zum Glück geschieht das fast nie. Respektlosigkeit ist aber auch schon vorgekommen.

    Hast du eine Freundin?

    Nein, ich habe noch keine Freundin.

    Was ist deine Reaktion auf Menschen, die dich nicht ernst nehmen?

    Ich sage etwas mit dem Kommunikationsgerät, dass sie mich ernst nehmen müssen.

    Was machst du, wenn du gerne kommunizieren möchtest aber dein Kommunikationsgerät defekt ist?

    Ich probiere möglichst schnell Hilfe zu organisieren. Zum Glück habe ich noch ein altes Gerät.

    Seit wann lebst du schon allein?

    Ich lebe seit Februar 2020 mit persönlicher Assistenz.

    Wie ist es für dich, wenn jemand dir auf den Talker schaut während du schreibst und den Satz bereits liest?

    Ich finde es manchmal gut, damit es schneller geht. Wenn jedoch das Thema etwas sensibler ist, möchte ich lieber zuerst schreiben. So kann ich genau sagen, was ich sagen möchte.

    Hast auch du noch eine Frage an mich? Dann melde dich gerne unter rickenbacher@activecommunication.ch

    Ich freu mich darauf! :)

  • Die Vereinigung Procap ist eine wichtige Vereinigung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Als ich noch in der Rodtegg war, durfte ich mit Procap nach Hamburg und Wien reisen und zwei schöne Ferienwochen geniessen. Procap Schweiz bietet Gruppenreisen und individuelle Reisen für Menschen mit Beeinträchtigungen an. Ich bin Mitglied bei der Procap Sektion Zentralschweiz. Sie haben mich beim Übergang von der Institution zum Leben mit Assistenz bei Rechtsanliegen beraten. Dies ist heute noch der Fall. Die Hauptdienstleistung von Procap ist das Sozialversicherungsrecht. Es ist manchmal nicht ganz einfach, bei den vielen verschiedenen Stellen und Kassen den Überblick zu behalten. Wer bezahlt was? Wo muss ich was beantragen, damit ich das bekomme, was ich brauche? Bekomme ich da dieselben Leistungen, wenn ich den Wohnkanton wechsle?

    Schon oft war ich dankbar, dass mir Procap zur Seite stand. Von Herzen danke ich Procap für das grosse Engagement.

    Michael Ledergerber ist der Leiter der Sektion Zentralschweiz. Es freut mich sehr, dass ich ihn treffen und mit ihm ein spannendes Interview führen durfte.

    Ich wünsche euch viel Spass!

    Interview mit Michael Ledergerber

    Stellst du dich bitte kurz vor?

    Das mache ich sehr gerne. Mein Name ist Michael Ledergerber, ich bin Geschäftsleiter von Procap Zentralschweiz und bin Kantonsrat von der Sozialdemokratischen Partei (SP) im Kanton Luzern. Ich habe zwei erwachsene Töchter mit einer Mehrfachbehinderung. Ich bin 48 Jahre alt und wohne in der Stadt Luzern.

    Bitte stelle Procap vor. Was sind die Aufgaben von Procap?

    Procap ist ein Mitgliederverband, eine Selbsthilfeorganisation. Die Mitglieder von Procap sind alles Menschen mit einer Beeinträchtigung. Die Hauptdienstleistung von Procap ist das Sozialversicherungsrecht. Procap unterstützt, begleitet und beratet Menschen mit Beeinträchtigung bei Fragen zu Sozialversicherungen. Das heisst wir begleiten Menschen, die in Kontakt mit der Invalidenversicherung, der Ergänzungsleistung, der Unfallversicherung usw. sind. Wenn es nötig ist, machen wir Einwände bei der Invalidenversicherung oder Beschwerden vor Gericht. Wir stehen ein für das Recht von Menschen mit Beeinträchtigung. Wir begleiten Familien mit einem Kind mit Behinderung von Anfang an und bieten ein Dauermandat für diese Familien.

    Procap ist aber auch extrem aktiv bei sozial- und gesellschaftspolitischen Themen. Wir setzen uns ein für die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention (BRK), die ja im Jahr 2014 von der Schweiz ratifiziert wurde. Wir kämpfen für eine schnellere Umsetzung der Behindertenrechtskonvention, die Gleichstellung und die Teilhabe und Partizipation in der Gesellschaft von Anfang an.

    Procap ist auch ein Verein, das heisst das Vereinsleben ist uns sehr wichtig. Wir organisieren mit unseren Mitgliedern Veranstaltungen, Kurse, Vorträge oder Podiumsdiskussionen. Diese Veranstaltungen sind bei Procap Zentralschweiz immer inklusiv.

    Was meinst du, wie weit ist die Schweiz bei der Umsetzung der UNO Behindertenrechtskonvention?

    Das ist eine gute Frage. (schmunzelt). Ich denke die Schweiz ist auf dem Weg - sie bemüht sich, die UNO BRK auf verschiedenen Ebenen umsetzen zu wollen. In diesem Jahr gab es einen Staatenbericht. Die Schweiz muss in diesem Staatenbericht dem UNO-Ausschuss aufzeigen, was alles für die Umsetzung gemacht wird. Beim Staatenbericht, der im März 2022 von der UNO begutachtet wurde, hatte noch einige Mängel. Wir können eigentlich auch sagen, der UNO-Ausschuss war nicht sehr angetan über den Stand der Umsetzung und hat die Schweiz auch gerügt. Also sie waren nicht wirklich zufrieden. Sie waren auch überrascht, dass es in der Schweiz eher langsam vorwärts geht und noch nicht sehr viel von der UNO BRK umgesetzt wurde. Deshalb ist es um so wichtiger, dass alle Behindertenorganisationen gemeinsam immer wieder darauf aufmerksam machen. Es gab im März 2022 eine grosse Demonstration in Bern von ca. 2000 Menschen mit Behinderung, grossartig! Die Forderung von uns: Wacht auf, es ist Zeit, es muss endlich schneller gehen. Vor 8 Jahren hat die Schweiz die BRK ratifiziert und passiert ist noch nicht sehr viel! Wir haben seit 2004 mit dem Behinderten Gleichstellungsgesetz eigentlich schon eine gute Grundlage. Trotzdem fehlt es an vielen Punkten noch bei der Umsetzung. Beim öffentlichen Verkehr sind wir 20 Jahre zurück, der barrierefreier Zugang zur Kommunikation fehlt. Die politische Partizipation ist noch weit im Rückstand, also wie können Menschen mit Behinderung sich an den politischen Prozessen beteiligen? Da ist das Stimm- und Wahlrecht zu erwähnen, wie werden die Abstimmungs- und Wahlunterlagen barrierefrei gestaltet? Ein wichtiges Thema ist die Wahlfreiheit in Bezug auf das Wohnen. Selbstbestimmt entscheiden können wo, mit wem und wie Menschen mit Behinderung ist in der Schweiz wohnen nur bedingt möglich. In diesen Punkten sind wir noch im Rückstand. Es passiert zwar in diesem Bereich in den Kantonen einiges. Es ist aber wichtig, dass wir Behindertenorganisationen und Procap weiterhin Druck machen und immer wieder auf diese Missstände aufmerksam machen. Wir dürfen auch ein bisschen mühsam sein.

    Zusammengefasst kann man sagen, dass die Schweiz und die Kantone auf dem Weg sind, die UNO BRK umsetzen zu wollen, aber leider aus unserer Sicht noch viel zu langsam.

    Wie wird zum Beispiel das Personal in der Rechtsberatung geschult? Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Invalidenversicherung und anderen Organisationen?

    Wir konzentrieren uns auf die Sozialversicherungsberatung von Procap Zentralschweiz. Bei uns haben alle Berater:innen den eidg. dipl. Fachausweis Sozialversicherung, dies ist der Standard, den wir haben möchten. Falls ein:e Berater:in dieses Diplom noch nicht hat, muss dies zeitnah erworben werden. Unser Anspruch ist ein fachlich fundiertes Wissen im Sozialversicherungsrecht, da das Sozialversicherungsrecht eine sehr komplexe Angelegenheit ist. Wir sind bestrebt, unsere Mitglieder bestmöglich zu beraten und zu unterstützen, damit sie ihr gesetzlich bestimmtes Recht auf Leistungen erhalten.

    Bei Procap gibt es natürlich auch interne Schulungen der Sozialversicherungsberatung und der Rechtsberatung. Wichtig ist auch unsere Mitarbeitenden zu sensibilisieren. Wie ist unsere Haltung? Wie benutzen wir die leichte Sprache, um komplizierte Rechtstexte zu übersetzen? Diese internen Schulungen sind wichtig, um gemeinsame Haltungen, gemeinsame Ideen von Procap zu vermitteln.

    Zur zweiten Frage: Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ist sehr eng. Wir arbeiten mit Pro infirmis oder Traverse in Luzern zusammen. In Bezug der BRK arbeiten wir mit inclusion handicap zusammen, das ist der Dachverband der Behindertenorganisationen in der Schweiz. Procap ist im Vorstand und daher sehr nahe an den Themen. Der Austausch funktioniert sehr gut und hilft bei der politischen Meinungsbildung im Bundesparlament. In der Zentralschweiz arbeitet Procap mit vielen Organisationen zusammen. Zum Beispiel hier im Haus 81 sind fünf weitere Geschäftsstellen von verschiedenen Behindertenorganisationen zu Hause. Dies ermöglicht uns ein koordiniertes Vorgehen. In der Zentralschweiz gibt es die Behindertenkonferenz BEKO Zentralschweiz. Dieses Gremium ist sehr wichtig, um gemeinsame politische Themen zu erarbeiten und an den Kanton weiterzugeben. Wir möchten gemeinsam auftreten und dadurch auch Lobbyarbeit machen.

    Die Zusammenarbeit freut mich sehr, denn im Behindertenbereich kannst du nicht als Einzelmaske solch grosse Themen wie die Umsetzung der BRK angehen. Da braucht es die Kraft aller Organisationen.

    Wie sieht es mit dem Wohnen aus?

    Im Moment habe ich das Gefühl entweder schafft man es in die Assistenz (was heisst, dass man 100% Arbeitgeber:in sein muss) oder man bleibt in der Institution.

    Ja genau. Es gibt von der IV seit 2012 die Möglichkeit einen Assistenzbeitrag IV zu beantragen. Dieses Modell bei der IV ist ein Arbeitgebermodell. Das heisst, der Mensch mit einer Behinderung wird zum Arbeitgeber mit allen Rechten und Pflichten. Die Stunden, die gesprochen werden, können selbständig an die Assistenzpersonen verteilt werden. Dieses Arbeitgebermodell will die Invalidenversicherung und dies wird auch in Zukunft so bleiben. Ob dieses Modell jetzt gut oder schlecht ist, spielt keine Rolle. Als der Assistenzbeitrag der IV eingeführt wurde, war es klar, dass diese neue Leistung kostenneutral eingeführt werden muss, daher wohl auch die Hürde des Arbeitgebermodells.

    Ich finde der Assistenzbeitrag der IV eine sehr gute Sache. Es ist sehr viel Selbstbestimmung möglich. Es hat viel damit zu tun selbst zu wählen, wie und wo ich wohnen und leben will. Es ist allen bewusst, dass das Arbeitgebermodell schwierig umzusetzen ist. Deshalb gibt es für alle Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, sich bei Organisationen wie Procap Assistenzberatung zu holen. Procap begleitet die Menschen mit Behinderung die einen Assistenzbeitrag erhalten in die Rolle als Arbeitgeber:in. Das bedeutet, wir zeigen auf, was alles gemacht werden muss. Welche Versicherung muss abgeschlossen werden, wie ein Lohnausweis erstellt wird und an die IV rapportiert wird.

    Ein grosses Problem ist, dass die gesprochenen Assistenzstunden oft nicht ausreichen. Daher ist man immer noch auf einen informelle Unterstützungskreis (Freunde, Eltern) angewiesen. Vor allem Eltern übernehmen immer noch einen sehr grossen Anteil der Unterstützung.

    Der Kanton Luzern hat seit 2020 das kantonale Assistenzmodell. Luzern ist dabei weitergegangen als die IV. In Luzern kann man auch Organisationen für die Durchführung beauftragen. Dies ist ein grosser und wichtiger Unterschied zur IV. Gut am kantonalen Modell ist, dass mehr Stunden gesprochen werden können und so weniger Abhängigkeiten zu den Eltern oder dem informellen Unterstützerkreis bestehen. Zu beachten gilt, dass diese Assistenzleistung vom Kanton Luzern nur Menschen mit Behinderung die schon mehr als zwei Jahre in Luzern wohnen, beansprucht werden kann. Was vielleicht noch wichtig zu erwähnen ist, auch wenn Assistenzbeiträge der IV und Assistenzleistung vom Kanton gesprochen wurden, ist es immer noch sehr schwierig Assistenzpersonen zu finden. Hier gibt es noch nicht all zu viel Unterstützung. Es gibt eine App von Clea, die hilfreich sein kann.

    Für mich ist Assistenz super. Müsste es nicht noch ein Zwischenangebot geben für Menschen, die aus einer Institution raus möchten, aber noch nicht können?

    Das ist eine gute Idee. Ich denke auch, dass genau solche Gedanken bei den Institutionen auch vorhanden sind und viele sich überlegen was können wir noch anbieten.

    Das IV-Modell gilt bundesweit, alle Leistungen sind gleich. Bei der Weiterentwicklung von Zwischenangeboten sind die Kantone und die Organisationen zuständig. In Luzern zum Beispiel die Rodtegg, SSBL oder Brändi. Bei dieser Weiterentwicklung hat der Kanton den Lead und die Finanzierung. Bei deiner Frage der Zwischenangebote geht es nicht mehr um die IV. Hier muss der Kanton aktiv werden. Mit dem neuen Gesetz der sozialen Einrichtungen hat der Kanton Luzern die Grundlagen geschaffen, dass Organisationen und Institutionen sich nun Gedanken zu Zwischenangeboten machen können, diese entwickeln und neue Modelle anbieten können. Da sind wir alle gefordert individuelle und personenzentrierte durchlässige Angebote zu schaffen. Die Angebote müssen sich am Bedarf orientieren.

    In Luzern gab es eine Bedarfsanalyse. 700 Personen mit einer Beeinträchtigung haben mitgemacht. Die Grundfrage lautete: Was ist wichtig beim Wohnen? Diese Studie gibt nun ein Sammelsurium an Ideen und Möglichkeiten. Wie schon gesagt, nun sind die Organisationen gefordert, neue und andere Angebote weiterzuentwickeln.

    Ich habe genug Assistenzstunden erhalten, so dass es für mich genau reicht.

    Super das ist toll und da es sich um IV-Assistenzstunden handelt, spielt es keine Rolle, wo du wohnst. Du kannst einfach nach Obwalden ziehen und die Leistungen der IV wird weiter ausgerichtet, da es ja eine bundesweite Leistung ist. Das freut mich für dich.

    Bis jetzt war ich Wochenaufenthalter in Luzern, da ich an den Wochenenden noch sehr oft zu meinen Eltern gereist bin. Dies hat sich aber geändert und ich bin mehrheitlich in meiner eigenen Wohnung. Daher werde ich in Obwalden wohl nicht mehr Wochenaufenthaltsstatus haben.

    Ja das ist richtig. Solange du viel am Wochenende zu deinen Eltern nach Ilgau gereist bist, ist der Wochenaufenthaltsstatus richtig. Wenn du mehrheitlich in deiner Wohnung bist, kannst du dich natürlich nicht mehr als Wochenaufenthalter anmelden. Nun ist es aber auch kein Problem mehr, da du nicht in einer Institution ausserkantonal wohnst. Du kannst auch deine Schriften an deinen neuen Wohnort Alpnach mitnehmen.

    Ja es ist super cool, was du alles gemacht und erreicht hast.

    Vielen Dank für das Interview.

  • Ich freue mich auf die sechste Ausgabe der Swiss Handicap Messe, die vom 2. - 4. Dezember 2022 in Luzern stattfinden wird. Die Swiss Handicap ist eine Messe für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. Seit der ersten Ausgabe im Jahr 2013 bin ich dabei.

    «Diese Messe ist für mich nicht "nur" eine Messe - es ist die Messe der Begegnungen, Partizipation und Inklusion.»

    Ich kann mich noch gut erinnern, als ich damals an der Swiss Handicap Night Fiore Capone kennengelernt habe. Die Messetage waren und sind für mich Tage, mit einer ganz grossen Familie. Ich sehe immer Menschen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. So wie die Messe gewachsen ist, bin auch ich an ihr gewachsen.

    Im Jahr 2013 war ich im Bürowerkjahr und habe begonnen, in der Rodtegg ganz kurze Vorträge zu geben. Ein Monat vor der Swiss Handicap Messe war die Mister Handicap Wahl. Diese war zusammen mit der Messe mein Sprungbrett, um mich für das einsetzen zu können, was ich lebe (Inklusion, Selbstbestimmung und Partizipation) An der Swiss Handicap 2015 präsentierte ich meine eigene Internetseite und durfte sehr viele Kontakte knüpfen, aus denen danach Aufträge und gute Zusammenarbeiten entstanden. Zwei Jahre später war meine "Übergangsmesse" Ich hielt wieder einen Vortrag und war in eigener Sache unterwegs, jedoch war ich meistens am AC-Stand. Im Jahr 2019 durfte ich als Botschafter der Active Communication an die Messe gehen, offiziell bei ihnen am Stand arbeiten und in ihrem Namen einen Vortrag halten. Damals war ich drei Monate vor meinem grossen Sprung aus der Institution.

    Ich glaube, dass die Swiss Handicap 2022 für mich und für viele Menschen etwas ganz Besonderes wird. Ich verbinde die Messe unter anderem stark mit meiner persönlichen Entwicklung, vielen schönen Begegnungen und Inklusion. In den letzten drei Jahren ist in meinem Leben so viel passiert wie noch nie. Die Messe, die Begegnungen, das Leben der Inklusion. Die Swiss Handicap ist für mich ganz persönlich zu einer lebensbeeinflussenden Messe geworden.

    Ich freue mich, dass ich an dieser Messe als Mitarbeiter von Active Communication dabei sein darf und natürlich sehr auf meinen Vortrag:

    Dank Unterstützter Kommunikation zu mehr Selbständigkeit, Sonntag, 4. Dezember 2022, 13:00 – 13:20 Uhr

    Am meisten freue ich mich aber auf euch und auf den Austausch mit euch.

    Es nahm mich wunder, wie die Stimmung bei der Messeleitung ist. Deshalb fragte ich nach. Von der Messeleitern, Barbara Kretz, habe ich folgendes erfahren:

    «Die Swiss Handicap findet nach drei Jahren Wartezeit endlich wieder statt. Die Besuchenden dürfen sich freuen auf ein umfangreiches und abwechslungsreiches Programm, auf über 100 Aussteller sowie auf zahlreiche Erlebnisse für Menschen mit und ohne Behinderung. Die Aussteller präsentieren an der Swiss Handicap ihre Lösungen, Hilfsmittel, Services und Trends. Dabei werden die spannendsten Themen rund um das Leben mit einer Behinderung aufgegriffen. Wir freuen uns riesig, dass die Swiss Handicap nach langer Wartezeit wieder stattfindet und man sich endlich wieder persönlich treffen kann. Die Swiss Handicap bietet nicht nur für Betroffene, sondern auch für Menschen ohne Behinderung ein Erlebnis. Jede und jeder ist herzlich eingeladen, die vielfältigen Angebote zu testen und in die bunte Welt der Swiss Handicap einzutauchen.»

     

  • Ende August konnte endlich das UK-Symposium wieder stattfinden. Ich habe mich sehr auf diesen Tag gefreut. Es tat sehr gut, sich persönlich austauschen zu können und sich wieder einmal zu sehen.

    Am diesjährigen UK-Symposium war der Fokus zum ersten Mal auf Unterstützte Kommunikation (kurz UK) im Erwachsenenalter gesetzt. Es gab viele spannende Vorträge dazu und auch ich durfte mit meinem Beitrag «Und ich brauche doch einen Talker!» zum abwechslungsreichen Programm beitragen.

    «Unterstützte Kommunikation als fünfte Landessprache in die Gesellschaft implementieren, das wäre doch etwas!»

    Einmal mehr stieg das Bewusstsein, wie wichtig UK ist und was für ein Potential UK hat. Vor allem für erwachsene Menschen, die UK benötigen, gibt es noch viel Luft nach oben. UK als fünfte Landessprache in die Gesellschaft implementieren, das wäre doch etwas! Denn es gibt viele Menschen, die UK benötigen und der Zugang zu Kommunikation ist ein Grundrecht.

    Denn Kommunikation spielt in Leben eine zentrale Rolle und bestimmt den Alltag in all seinen Facetten. Es geht darum, Informationen zu erhalten und weiterzugeben, kleine und grosse Wünsche mitzuteilen, Gefühle auszudrücken, sich zu streiten oder auch ein Nein platzieren zu können. Und es macht einfach Spass, mit dem Gegenüber zu plaudern, zu lachen und sich auszutauschen. Kommunikation legt den Grundstein für die Teilhabe in der Gesellschaft, den Zugang zu Bildung, ermöglicht Selbstbestimmung und sorgt damit in hohem Masse für Lebensqualität.

    Geballte Power für UK lanciert eine Petition

    Die Gruppe «Geballte Power für UK Schweiz» hat eine aus meiner Sicht sehr wichtige Petition laciert und war deshalb natürlich auch am UK-Symposium mit dabei. Geballte Power für UK besteht aus Selbstvertretenden, Eltern und Personen der Gesellschaft für UK, aus UK-Netzwerken, von Hochschulen, von Hilfsmittel- und Weiterbildungsanbietenden und setzt sich auf politischer Ebene unentgeltlich für UK ein.

    Gerne möchte ich Sie einladen, die Petition zu unterzeichnen. Geben Sie Ihre Stimme für Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Lautsprache: Petition - UK-Schweiz

    Was fordert die Petition und warum?

    Obwohl sich die Schweiz dazu verpflichtet hat, Menschen mit Behinderungen Teilhabe und Selbstbestimmung zu ermöglichen, hängt es immer noch vom Zufall ab, ob Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Lautsprache Zugang zu Unterstützter Kommunikation erhalten. Es ist unter anderem davon abhängig, welche Institution besucht wird, ob und in welchem Ausmass die Begleitenden UK in der Ausbildung hatten oder welcher Kanton für die Versorgung zuständig ist. Es darf aber keine Frage des Glücks sein, ob man kommunizieren kann!

    Die Petition “Eine Stimme für Menschen ohne Lautsprache” möchte denjenigen Menschen Kommunikation ermöglichen, die aufgrund einer Behinderung, einer Krankheit oder einer Verletzung nicht (mehr) in der Lage sind, sich über Lautsprache mitzuteilen.

    Weitere Informationen, Unterschriftenbögen und der Link zur online Unterzeichnung finden Sie hier.

    Vielen Dank für Ihre Stimme!

    Viola Buchmann, UK-Netzwerk Zentralschweiz und buk schreibt zur Petition:

    «Die UK-Petition ist wichtig, damit alle Menschen in der Schweiz, welche über keine oder keine ausreichende Lautsprache verfügen, mit Hilfsmitteln und Methoden der Unterstützten Kommunikation versorgt werden können. Dazu gehört auch, dass unterstützt kommunizierende Menschen und ihre Angehörigen die notwendige Unterstützung bekommen, damit sie die UK anwenden können. UK muss in die Ausbildung aller Personen, welche mit Menschen mit Behinderung arbeiten. UK muss durch die Kantone in den Behinderteneinrichtungen sichergestellt werden.»

    «Ich setze mich für die UK-Petition ein, weil ich im Alltag immer wieder die Schwierigkeiten beobachte, welche Menschen mit UK-Bedarf begegnen. Ich freue mich, dass wir bereits gegen 15'000 Unterschriften sammeln konnten.»

  • In meinem ganzen Leben hatte ich stets die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dies erachte ich als nicht selbstverständlich und schon gar nicht als zufällig. Es war und ist ein Geschenk, welches mich mit grosser Dankbarkeit erfüllt. Ohne diese Personen wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Eine dieser Personen ist Othmar Reichmuth. Er lebt in Illgau, da wo ich aufgewachsen bin. Ich kenne ihn, seit ich klein bin.

    Als ich in Illgau in die Volksschule integriert wurde, war Othmar der Schulpräsident. Ich kann mich noch gut erinnern, wie nervös ich war, als der Schulrat seinen obligaten Besuch in der Schule abstattete – ich konnte fast nicht mehr arbeiten vor Aufregung. Denn eine schulische Integration ist mit viel Engagement der betroffenen Personen wie z.B. Eltern, Lehrpersonen, Behörden sowie den politischen Gegebenheiten der Gemeinde und des Kantons verbunden.

    Othmar’s Sohn ging mit mir zur Schule. Wir waren sehr gute Kollegen und so richtige «Lausbuben». Wir zwei und noch weitere Kollegen hatten immer sehr viel Spass zusammen.

    Othmar war von 2010 - 2020 Regierungsrat im Kanton Schwyz. Ich kann mich noch gut an das Wahlfest erinnern. Am 04.12.2020 wurde Othmar in den Ständerat gewählt und vertritt seither den Kanton Schwyz.

    Auf dieses Interview mit Othmar war ich sehr gespannt, da ich als Kind vom politischen Aufwand nicht so viel mitbekommen habe. Ich hoffe ihr seid auch neugierig auf eine politische Sicht auf das Thema Inklusion in der Schweiz.

    An dieser Stelle danke ich allen, die mich bis jetzt in irgendeiner Form begleitet haben.

    Viel Spass beim Interview!

  • Wie erholst du dich? Fragst du dich das genug oft? Ich finde dies eine sehr wichtige Frage, die vielleicht zu wenig gestellt wird. Dieser Frage bin ich nachgegangen und haben Menschen aus meinem Umfeld befragt. Die Menschen, die ich gefragt habe, mussten zuerst einmal überlegen.

    Wie für die meisten Menschen ist für mich Erholung sehr wichtig. Seit ich mit Assistenz lebe, haben sich meine Erholungsformen grundlegend verändert. Mit den Assistenten in die Natur oder baden gehen oder ein paar Tage in Illgau mit meiner Familie zu verbringen. Auch bei der Gartenarbeit kann ich mich super entspannen. Nur schon aus dem Rollstuhl zu steigen, ins Gras zu liegen/sitzen mit einem guten Getränk - das löst bei mir ein Gefühl von Erholung aus.

    Die Qualität meiner Erholungsformen hat sich extrem erhöht, da ich sagen kann, was ich in den Stunden, in denen die Assistenten da sind, brauche und machen kann. So auch wenn ich allein bin. Trotzdem unterschätze ich meine Energie noch heute ab und zu. Wenn ich an eine Tagung gehe, viel arbeite oder wenn in der Wohnung etwas nicht rund läuft, wenn ich allein bin. Da ich meine Beeinträchtigung oft nicht bewusst wahrnehme, vergesse ich teilweise, dass ich sehr viel Energie brauche, damit ich viele Stunden pro Tag ohne Assistenz schaffen kann.

    Für alle Menschen ist es wichtig, auf die Energie Acht zu geben und auch zur Ruhe kommen zu können. Gestärkt von meinen Sommerferien fokussiere ich mich nun auf das UK-Symposium, welches am 31. August 2022 in Olten stattfindet. Ich freue mich, an diesem Tag einige von euch zu sehen. Ich habe stellvertretend für euch alle einige Kolleginnen und Kollegen gefragt, was für sie Erholung bedeutet. "Das isch gar nöd so en eifachi Frog!", sagten sie oft.

     

    Hier für euch meine Lieblingsantworten. Viel Spass beim Lesen und Erholen!

     

    «Was bedeutet Erholung für dich?»

    «Erholung bedeutet für mich das Rückgewinnen meiner Leistungsfähigkeit oder das Wiederaufladen meiner Batterien. Dies erreiche ich durch einen guten Mix von Aktivität und Ruhe. So erhole ich mich zum Beispiel beim Yoga, bei der Gartenarbeit, beim Chillen am See, einem gemütlichen Abend mit Freunden oder einfach auch mal auf der Couch bei einem guten Film.»

     

    «Erholung bedeutet für mich, den Kopf abschalten zu können – keine Termine, keine to-do’s, einfach nur den Moment geniessen. In der Natur sein, ein gutes Buch lesen, Zeit mit meinen Liebsten verbringen.»

     

    «Ein gutes Buch lesen, Musik hören, fernsehen, in der Natur sein, mit der Familie oder Freunden zusammen sein, käfälä und vor allem das was man macht richtig geniessen.»

     

    «Das innere Kind freizulassen. Oft geschieht es in der Natur wo ich z.B. auf einer Wiese liege und Figuren in Wolken erkenne, wenn ich auf grossen Steinen oder Bäumen klettere oder schöne Steinchen am Strand sammle. Wichtig ist einfach, dass jegliche Technologie, die ich sonst wirklich liebe, fernbleibt. Kein Handy, keine Kopfhörer, keine Kamera. Das ist für mich wahre Entspannung.»

     

    «Erholung ist für mich, wenn ich abschalten und mich entspannen kann. Am besten geht das, wenn ich draussen in der Natur bin am Wasser, im Wald oder in den Bergen und Zeit mit mir allein verbringen kann. Dabei geniesse ich den Moment, höre den Vögeln oder dem Rauschen des Wassers zu, geniesse die Sonnenstrahlen auf meiner Haut oder den kühlen Wind und beobachte die Menschen und die Natur. Ich gehe auch gerne meinen Gedanken nach, währenddem ich entspannende Musik höre.»

     

    «Erholung bedeutet für mich die Erneuerung der physischen und psychischen Kräfte. Diese Erneuerung kann für mich in passiver sowie aktiver Form passieren, bzw. als Energieaufbau wie auch Spannungsabbau.»

  • Kommunizieren, Lernen, Arbeiten, Wohnen - das sind die vier Lebensbereiche, in denen wir von Active Communication tätig sind. Dies ist eine unglaublich breite Palette. Dementsprechend muss das Fachwissen der Mitarbeitenden sehr hoch sein.

    Die Berater:innen machen einen Job, für welchen es keine entsprechende Ausbildung gibt. Sie müssen hohe pädagogische Kompetenzen aufweisen und die Beeinträchtigungsbilder kennen, damit sie wissen und herausfinden können, welches Hilfsmittel für die jeweilige Person am sinnvollsten ist. Das Hilfsmittel ist jedoch nur ein Teil der Abklärung. Eine weitere Frage ist dann, wie das Hilfsmittel am effizientesten angesteuert werden kann. Mit den Fingern, einem Joystick, einem Taster oder per Augensteuerung?

    Die Berater:innen müssen im IT- und Technikbereich sehr versiert sein, um die Geräte optimal auf die jeweilige Person programmieren und anpassen zu können. Für die Leistung, die sie Tag für Tag erbringen, finde ich kaum Worte. Umso mehr freut es mich, dass ich mit Hannah Huttner ein Interview machen durfte. Hannah ist schulische Heilpädagogin, Fachperson UK, AC-Beraterin und die neue Leiterin des Didaktik-Teams. Doch dies ist noch lange nicht alles, Hannah macht noch viel mehr. Lesen lohnt sich!

    An dieser Stelle (und ich bin fast sicher, dass ich jetzt für alle Kund:innen von Active Communication schreibe): Ein grosses und herzliches Dankeschön an alle Berater:innen von Active Communication!

     

    Interview mit Hannah Huttner

    Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

    Mein Name ist Hannah Huttner. Ich habe ursprünglich Körperbehindertenpädagogik auf Lehramt studiert und arbeite nun bei der Active Communication AG. Dort war ich die letzten Jahre als Beraterin im Didaktik-Team tätig.

    Wie lange arbeitest du schon bei Active Communication?

    Ich arbeite seit März 2020 bei Active Communication. Ich habe die Stelle als Beraterin während dem ersten Lockdown angetreten, das war sehr abenteuerlich und mit einigen Herausforderungen verbunden. Es war eine sehr lehrreiche Zeit.

    Warum bist du zu Active Communication gekommen?

    Ich habe schon während meinem Studium mein grosses Interesse an Unterstützter Kommunikation (UK) entdeckt. Da das Angebot an der von mir besuchten Universität in diesem Bereich damals noch eher überschaubar war, habe ich während dem Studium begonnen, Kurse bei der «Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation» zu besuchen, um mich auf diesen Bereich zu spezialisieren. Bei Active Communication bin ich schlussendlich gelandet, weil ich hier dieses Interesse weiterverfolgen kann und zu meinem grossen Glück war zu dem Zeitpunkt auch noch eine Stelle frei.

    Du bist neu Fachbereichsleiterin Didaktik, was ist deine Aufgabe?

    Als Fachbereichsleiterin Didaktik darf ich unser Berater:innen-Team, wie der Begriff schon sagt, auf fachlicher Ebene leiten. Das heisst, ich darf die Beratenden in fachlichen Fragen unterstützen und einen Rahmen schaffen, in dem jede:r Berater:in sich fachlich weiterentwickeln kann. Des Weiteren darf ich an verschiedensten Projekten mitwirken, habe mit verschiedenen Lieferanten zu tun und ich nehme an, dass noch viele weitere spannende Aufgaben auf mich warten.

    Warum sind die didaktischen Hilfsmittel wichtig für unsere Kunden?

    Unter dem Sammelbegriff «didaktische Hilfsmittel» werden bei der Active Communication viele verschiedene Hilfsmittel zusammengefasst. Es handelt sich bei allen um Hilfsmittel, welche in irgendeiner Form das Lernen unterstützen sollen. Das reicht z.B. von TimeTimer, die einen Beitrag zur zeitlichen Orientierung leisten sollen, bis hin zu verschiedenen Hilfsmitteln, welche genutzt werden können, um kommunikative Kompetenzen zu fördern.

    Nebst deinem Engagement bei Active Communication bist du auch noch mit der Universität Würzburg verbunden. Wie kommt das?

    Ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Würzburg. Hier bin ich Teil einer Forschungsgruppe, welche sich mit den institutionellen Übergängen von unterstützt kommunizierenden Personen beschäftigt und diese erforscht. Meine damit verbundene Doktorarbeit dreht sich um den Übergang von der schulischen in die nachschulische Lebenswelt und dessen Bedeutung für die kommunikative Teilhabe.

    Wieso absolvierst du dein Doktorat in Würzburg und nicht in der Schweiz?

    Das liegt vor allem daran, dass es dort eine passende Stelle gab, die meinen Interessen entspricht. Ausserdem kannte ich die Universität Würzburg schon durch mein Studium dort.

    Ich habe gehört, du spielst Rollstuhl-Hockey, stimmt das?  

    Während dem Studium habe ich einen Kurs in Rollstuhlbasketball belegt und war vor dem ersten Lockdown noch ein/zwei Mal im SPZ Rollstuhlbasketball spielen, danach war das aufgrund meines Umzugs nicht mehr gut möglich. Zu behaupten, ich würde das spielen, finde ich daher etwas hochgegriffen.

    Wieso interessierst du dich für das Rollstuhl-Hockey-Spielen, obwohl du nicht im Rollstuhl bist?

    Das ist eine interessante Frage.

    Ich würde mal eine Gegenfrage stellen: Wenn Inklusion das Ziel sein soll, warum sollten dann Menschen mit und ohne Behinderung nicht gemeinsam Sport treiben? - Nun wäre es jedoch recht schwierig, sich bei einer Sportart wie z.B. Hürdenlauf zu finden, den diese wäre nicht sonderlich «rollstuhltauglich». Es macht doch viel mehr Sinn, eine Sportart zu suchen, bei welcher alle partizipieren können, und zwar nicht in dem die Person im Rollstuhl eine Sonderrolle z.B. als Schiedsrichter:in einnehmen muss, sondern als gleichgestellte Sporttreibende. Sich dafür in einen Rollstuhl zu setzen, finde ich nicht wirklich fraglich. 

    Was bedeutet dir UK? Hast du privat ebenfalls Berührungspunkt mit UK? 

    Privat habe ich derzeit keine Berührungspunkte mehr mit Menschen die UK nutzen. Jedoch ist mein Interesse an UK durch eine unterstützt kommunizierende Person aus meinem privaten Umfeld entstanden.

    Wo steht im Moment die UK? Und wohin soll die Reise noch hin gehen?

    Die UK kann als sehr junge Fachdisziplin behaupten, sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr entwickelt zu haben. Ich sehe die UK im deutschsprachigen Raum als eine Disziplin, die sehr stark aus der Praxis entstanden ist und sich zunehmend mit dem wissenschaftlichen Diskurs verzahnt. Ich würde mir wünschen, dass dies so fortgeführt wird, um so das alltägliche Handeln aller noch fundierter gestalten zu können.

    Was hast du für Hobbys?

    In meiner Freizeit bin ich gerne unter Leuten oder mit meiner Hündin, Jonah, in der Natur unterwegs. Auch spiele ich sehr gerne Volleyball.

     

    Liebe Hannah, herzlichen Dank für das Interview!

  • Viola Buchmann habe ich vor einigen Jahren kennengelernt. Ich durfte an einem Elternabend an der HPS Hagendorn ein Referat halten. Eines meiner schönsten Erlebnisse als UK-Referent nahm an diesem Abend seinen Lauf: Ein Elternpaar hatte die Befürchtung, dass ihr Kind durch ein Gerät ihre Lautsprache verlieren würde, deshalb hat das Kind noch kein Kommunikationsgerät erhalten. Nach meiner Weiterbildung bei Viola, wollten die Eltern, dass ihr Kind ein Kommunikationsgerät bekommt. Als ich dies erfuhr, musste ich weinen. Dieses Erlebnis gab mir Motivation weiterzumachen und das Bewusstsein, dass meine Arbeit etwas bewegt.

    Viola ist unter andrem bei «Geballte Power für Unterstützte Kommunikation» mit dabei, welche die UK-Petition lanciert hat. Gerne lade ich euch ein, die Petition zu unterschreiben. Mehr Informationen zur Petition findet ihr hier: Petition-UKSchweiz

    Es freut mich sehr, dass ich immer wieder mit Viola zusammenarbeiten darf, es macht einfach Spass!

    Viola hat der ultimative Rekord gebrochen: Meine Anfrage für dieses Interview hat sie innert zwei Minuten beantwortet - wenn das mal keine Power ist!

    Viel Spass, beim Lesen des Interviews!

    Interview mit Viola Buchmann

    Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

    Mein Name ist Viola Buchmann. Ich arbeite an der Fachstelle für Unterstützte Kommunikation am Heilpädagogischen Zentrum Hagendorn. Ich berate unsere Mitarbeitenden, wenn sie Kinder mit fehlender oder unzureichender Lautsprache begleiten. Ich leite in dieser Funktion auch das UK Netzwerk Zentralschweiz. Ausserdem arbeite ich im buk-Vorstand mit (www.buk.ch) und gebe im buk auch Weiterbildungen.

    Was hast du bisher beruflich gemacht?

    Ich habe nach der Ausbildung 10 Jahre als Lehrerin an der Mittelstufe der Stiftung Bühl in Wädenswil gearbeitet. Danach habe ich an die Fachstelle UK in Hagendorn gewechselt. Dort bin ich jetzt seit 8 Jahren UK Verantwortliche.

    Was hast du für eine Ausbildung gemacht?

    Ich habe zuerst Primarlehrerin gelernt. Danach habe ich berufsbegleitend die Ausbildung zur schulischen Heilpädagogin gemacht. Als UK Verantwortliche habe dann noch den CAS Unterstützte Kommunikation absolviert.

    Warum hast du dich für den Job für und mit Menschen mit Beeinträchtigungen entschieden?

    Während der PH (Ausbildung zur Primarlehrerin) machte ich ein Praktikum an einer heilpädagogischen Schule. Das hat mir so gut gefallen, dass ich nach dem Abschluss direkt eine Stelle an einer HPS gesucht habe. Mir gefällt es, sehr individuell mit den Kindern arbeiten zu können. Wir schauen im Team gut hin, was jedes Kind an Ressourcen mitbringt.

    Ist es schwierig, immer wieder auf jedes Kind individuell einzugehen?

    Es ist nicht immer ganz einfach. Die Kinder haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Wir lernen am gleichen Thema, aber auf ganz unterschiedlichen Niveaus.

    Dann muss das Team sehr gut zusammenarbeiten können?

    Definitiv! Es braucht sehr viele Absprachen zu jedem einzelnen Kind. Gerade was die UK betrifft sowieso. Alle müssen das Kind verstehen können und alle müssen die Geräte und Tafeln bedienen und die Gebärden beherrschen, damit sie sprachliches Vorbild sein können.

    Was bedeutet UK für die Kids und für euch?

    Dank UK verstehen sie uns besser und wir verstehen sie besser. UK bildet die Brücke zum gegenseitigen Verständnis.

    Was ist deine Aufgabe beim buk?

    Der Verein buk veranstaltet Weiterbildungen zu Unterstützter Kommunikation und pflegt Kooperationen mit Interessenverbänden, Aus- und Weiterbildungsorganisationen sowie Hilfsmittelanbieterinnen.

    Ich bin Präsidentin des Vereins. Das heisst, ich bereite unter anderem die Vorstandssitzungen vor und leite sie. Der grösste Teil der ehrenamtlichen Vorstandsarbeit dreht sich um die Veröffentlichung des Kursprogramms: Welche Kurse bieten wir an? Wie schreiben wir die Kurse aus? Wie sieht der Flyer aus? Wo und wie machen wir Werbung?

    Was bedeutet für dich Inklusion? Wo stehen wir, wo muss die Reise hingehen und was kann UK dabei bewirken?

    Inklusion bedeutet für mich, dass jeder Mensch dazu gehört. Jeder Mensch ist anders, aber jeder gehört zur Gesellschaft und hat das Recht, gleichberechtigt mitzumachen. Im Moment sehe ich, dass gerade Menschen mit Behinderungen noch sehr viele Barrieren haben, um von diesem Recht Gebrauch zu machen.

    UK baut Barrieren für Menschen mit fehlender oder eingeschränkter Lautsprache ab. Aber solange die UK in der Gesellschaft nicht bekannt ist, ist es schwierig. Darum gibt es die Petition «Eine Stimme für Menschen ohne Lautsprache». Diese fordert, dass alle Menschen ohne Lautsprache Zugang zu UK erhalten. Informationen gibt es hier: www.uk-schweiz.ch.

    Am 31. August 2022 findet das UK-Symposium in Olten statt. Was bedeutet dir dieser Anlass?

    Als UK Fachperson freue ich mich immer aufs UK-Symposium. Man trifft viele UK-begeisterte Leute, mit denen man sich austauschen kann und hört in den Workshops, was aktuell in der UK läuft.

    Das buk nutzt die Plattform gerne, um unsere breiten Weiterbildungsangebote präsentieren zu können.

    Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit Active Communication?

    Ich bestelle sehr gerne beim Active-Shop. Es gibt ein riesiges und tolles Sortiment und bei Fragen kann man unkompliziert anrufen. Die Mitarbeitenden sind sehr freundlich und hilfsbereit.

    Zudem schätze ich es sehr, dass du Daniel angestellt bist und man dich als Referent buchen kann. Auch deine Blog-Beiträge lese ich immer mit grossem Interesse.

    Die Kooperation mit dem buk ist professionell. Wir können im Bereich der elektronischen Hilfsmittel auf euer Fachwissen zurückgreifen.

    Welche Hobbies hast du?

    Meine Freizeit verbringe ich meistens mit meinem Mann, meinen zwei Töchtern sowie den beiden Katzen. Zudem jogge ich gerne und in den Ferien liebe ich es, Krimis zu lesen.

    Möchtest du noch etwas sagen?

    Du hast schon einige Referate mit und bei mir gehalten. Diese sind immer sehr eindrücklich für die Kursteilnehmenden. Deine Referate sind sehr offen, spannend und humorvoll. Dafür möchte ich dir danken.

     

    Viola, herzlichen Dank für das grossartige Interview und die gute Zusammenarbeit.

  • Was ist für dich Luxus? Wo ziehst du persönlich die Grenzlinie zwischen Lebensqualität und Luxus? Hast du schon einmal darüber nachgedacht? Luxus lässt sich nicht gut definieren und kann für jeden etwas anderes bedeuten. Für mich persönlich ist die Grenze zwischen einem Hilfsmittel – damit ich möglichst selbständig leben kann – und Luxus ganz dünn.

    «Mit dem Handy eine Tür öffnen oder die Kaffeemaschine bedienen – was für die einen nach Luxus tönen mag, ist für mich ein wichtiges Hilfsmittel, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu können.»

    Ist es Luxus, dass ich mit meinem Handy die Haus- und Wohnungstüren öffnen kann? Aber wie sollte ich ohne diese Möglichkeit in meine Wohnung gelangen? Wenn ich, um die Türen zu öffnen, immer Assistenz bräuchte, wäre ich nicht mehr selbständig. Ich müsste genau zum mit der Assistenz vereinbarten Zeitpunkt nach Hause kommen. Ich muss gestehen, ab und zu komme ich auch in der Nacht oder auch erst am frühen Morgen nach Hause. Hättest du Lust und Zeit, in der Nacht zu mir zu kommen, nur um für mich die Tür aufzuschliessen? Wohl eher nicht, oder? Jedoch, wenn ein Mensch ohne Beeinträchtigung mit dem Handy die Türen aufmachen kann, ist das vielleicht schon als Luxus zu bezeichnen.

    «Die Grenze zwischen einem Hilfsmittel und Luxus ist dünn.»

    Trinkst du gerne Kaffee? Stell dir vor, du könntest dir deinen Kaffee oder Tee nicht selbst machen und es wäre nicht immer jemand da, der dir helfen könnte. Wie wäre das für dich? Für mich wäre das sehr schlimm. Ich sage immer: Ich bin nicht süchtig nach Kaffee, aber ohne Kaffee geht es auch nicht. 😊 Deshalb bin ich sehr froh und dankbar, dass Jura so tolle Kaffeemaschinen anbietet, die man mit dem Handy steuern kann. Klar ist dies auch für mich Luxus, jedoch ist das die einzige Möglichkeit, wie ich selbständig Kaffee machen kann.

    Wusstest du, dass die IV (Invalidenversicherung) und die Krankenkassen jetzt sehr benutzerfreundliche Onlineportale haben? Dank diesen Portalen kann ich jetzt das ganze Assistenzmanagemant und mein Büro viel selbständiger und selbstbestimmter erledigen. Aber ist das jetzt Luxus oder einfach ein weiteres Mittel zur Selbstbestimmung? Die Antwort überlasse ich dir.

    Mein GA ist für mich Luxus. Und es ist auch sehr angenehm, dass ich das GA jeweils am Handy zeigen kann und nicht mühsam hervorkramen muss. Es ist aber auch ein Hilfsmittel. Oder auch mein Fernseher, der einer Grossleinwand gleicht und welchen ich auch zum Arbeiten benutze. Auch meine Musikanlage bezeichne ich als Luxus.

    «Wahrer Luxus sind für mich meine Freunde und Assistenten.»

    Mein Freund hat für mich ein Flaschenhalter gebaut, damit ich selbständig ein Most oder ein Bier öffnen kann. Dieser Getränkehalter gibt mir sehr viel Lebensqualität. Ist das Luxus? Am Ende bleibt die Frage: Was ist Luxus? Wenn man das auf die Schweiz bezieht, kann man sich fragen, ob die Schweiz vor Luxus strotzt oder ob dies der Standard sein sollte?

    Wahrer Luxus ist für mich aber, dass ich so tolle Freunde und Assistenten habe. Und ich bin dankbar dafür, dass ich mein Leben dank den verschiedenen Hilfsmitteln so selbständig und selbstbestimmt gestalten kann. An dieser Stelle, ein grosses Dankeschön an meine Freunde, Familie, Assistenten und alle, die mich in meinem Alltag unterstützen.

     

    Triff mich am UK-Symposium

    Mittwoch, 31. August 2022

    Mein Referat: Und ich brauche doch einen Talker!

    Wann: Mittwoch, 31. August 2022
    Zeit: 11:40 – 12:40 Uhr
    Wo: Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten
    Infos, Programm und Anmeldung zum UK-Symposium findest du hier. Ich freue mich auf dich! 😊

  • Auch mit dem (Elektro)-Rollstuhl kann man wandern gehen. In der Schweiz gibt es fast 70 komplett rollstuhlgängige Wanderwege.

    «Klewenalp und die Rigi sind zwei superschöne Ort, an denen man mit dem Rollstuhl wandern kann.»

    Ganz ehrlich: Ich kenne noch viel zu wenige schöne und für mich befahrbare Wege, doch ein paar davon möchte ich euch verraten.

    Beckenried
    Meine Eltern und ich fuhren ein paar Mal mit dem Schiff von Brunnen nach Bauen. Von Bauen führt ein schöner und gut ausgebauter Weg bis nach Flühlen. Der Weg führt durch die alte Strasse und durch die alten Tunnels. In dieser Gegend gibt es eine schöne Wanderung von der Treib in Richtung Beckenried. Jedoch ist der Weg nur ein Stück befahrbar. Dieser Abschnitt habe ich aber als sehr schön in Erinnerung.

    Klewenalp, Rigi, Krienseregg
    Ich gehe gerne auf die Klewenalp und auf die Rigi. Dies sind zwei superschöne Ort, an denen man mit dem (Elektro)-Rollstuhl wandern kann. Etwas abenteuerlicher, jedoch machbar, ist es auf der Krienseregg. Um diese Wanderung zu machen, braucht es meiner Meinung nach einen guten Stand sowie gute Bremsen.

    Fiesch
    Jetzt gehen wir etwas weiter weg, nämlich ins Wallis nach Fiesch. Die Gondelbahn in Fiesch führt hoch zur Fiescheralp. Dort gehe ich manchmal Gleitschirm fliegen. Fährt man mit der Seilbahn ab Fiescheralp noch weiter hinauf, befindet man sich auf dem wunderschönen Eggishorn. Das Eggishorn wurde vor einigen Jahren rollstuhlfreundlich ausgebaut, so dass man gut zum Aussichtspunkt fahren kann. Dort kann man das herrliche Panorama des Aletschgletschers geniessen.

    Bettmerhorn
    Hat man(n) oder Frau noch nicht genug vom Aletschgletscher, empfehle ich einen Ausflug zum Bettmerhorn, welches ebenfalls im Wallis liegt. Nach einer feinen Erfrischung im Gipfelrestaurant auf dem «Horu», geht es runter auf die Bettmeralp, wo ein schöner Weg nach Riederalp auf euch wartet. Es lohnt sich, im Voraus abzuklären, ob die Wege bereits schneefrei sind.

    Das waren meine persönlichen Wandertipps für den Frühling/Sommer, mehr Ideen findet ihr hier: www.schweizmobil.ch

    Ich wünsche euch viel Spass beim Wandern und Entdecken!

     

    Triff mich am UK-Symposium

    Mittwoch, 31. August 2022

    Mein Referat: Und ich brauche doch einen Talker!

    Wann: Mittwoch, 31. August 2022
    Zeit: 11:40 – 12:40 Uhr
    Wo: Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten
    Infos, Programm und Anmeldung zum UK-Symposium findest du hier. Ich freue mich auf dich! 😊

     

  • Unterstützte Kommunikation mitten im Leben!

    Wie selbstverständlich ist Kommunikation für euch? Wie oft kommuniziert ihr pro Tag, ohne bewusst wahrzunehmen, dass ihr kommuniziert? Was bedeutet für euch Kommunikation?

    In den letzten Jahren hat sich unsere Kommunikation stark verändert. Dass wir mit Menschen auf der ganzen Welt rund um die Uhr kommunizieren können, wurde zur Selbstverständlichkeit. Doch was daran ist selbstverständlich? Meiner Meinung nach gar nichts. Es ist auch keine Selbstverständlichkeit, dass alle Menschen sprechen können.

    Ich selbst musste lernen, zu verstehen, dass ich nicht gut sprechen kann, da ich selbst meine Lautsprache als nicht beeinträchtigt wahrnehme. Meine Familie sowie auch meine Freunde haben meine Lautsprache immer gut verstanden, da sie mich jeden Tag sahen - die Menschen im Dorf jedoch nicht. Deshalb fertigten wir eine einfache ABC-Tafel an. Was ich heute als mühsam und unkonventionell betrachte. Es ist sehr schwierig zu beschreiben, wie das war: Ich wurde in Illgau so gut inkludiert, dass mir gar nicht bewusst war, dass ich eine Beeinträchtigung habe. Als ich damals die ABC-Tafel zur Hand nehmen musste, war es einfach so und ich habe mir nichts dabei gedacht. Wenn ich mir vorstelle, dass ich heute noch so kommunizieren müsste, wird es mir übel.

    Eines Tages fuhr ich mit dem Elektrorollstuhl, ohne meinen Eltern Bescheid zu geben allein aus Illgau raus in die Natur. An einen Ort, an dem fast keine Menschen waren. Als ich dies meinen Eltern erzählte, haben sie nicht gesagt, dass ich das nicht mehr tu darf, da ich ziemlich aufgeschmissen gewesen wäre, wenn etwas passiert wäre. Nein, sie suchten für mich ein Handy, welches ich bedienen konnte und befestigten es am Elektrorollstuhl. Obwohl es sehr gross war, war die motorische Bedienung zu Beginn sehr schwer. Das zweite Gerät war das erste Kommunikationsgerät, die Tastengrösse haben wir etwa von meinem Handy übernommen. Nach ungefähr drei Jahren ging das Handy kaputt und die Hersteller-Firma gab es nicht mehr. Was jetzt? Ich war gezwungen, mit einem gewöhnlichen Handy klarzukommen. Nach einer kurzen Eingewohn-Phase ging dies aber sehr gut. Nach einiger Zeit dachte ich, die Smartphones bringen so viele Möglichkeiten, dass ich meine Motorik so weit bringen möchte, dass ich darauf schreiben kann. Fast alle haben zu mir gesagt, dass das nicht funktionieren wird, bis ich selbst gezweifelt habe. Ich habe mir aber trotzdem ein Smartphone gekauft und es funktionierte noch besser als das alte. Dadurch konnte ich die neuen Kommunikationsgeräte auch viel effizienter bedienen.

    «UK mitten im Leben», so lautet der Titel des 7. UK-Symposiums, das am 31. August 2022 in Olten stattfindet. Die Zielgruppen im Kontext der Unterstützten Kommunikation sind so vielfältig wie die UK selber. Viele Menschen lernen UK bereits als Kind kennen, andere werden erst im Verlaufe ihres Lebens zu UK-Nutzer:innen. Das Symposium rückt UK im Erwachsenenalter in den Fokus, denn auch zu Hause, in Erwachsenen-Institutionen, im Spital oder dem Pflegeheim spielt Unterstützte Kommunikation zunehmend eine Rolle. Das UK-Symposium unterstützt, berät und vernetzt – Fachpersonen, Familien und Nutzer. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Integration und Partizipation (FHNW) findet diese eintägige Weiterbildung bereits zum 7. Mal statt.

    UK beeinflusst mein Arbeits- und mein Privatleben. Und das Tag für Tag. Ja, UK ist mitten in meinem Leben. Dank UK kann ich erfolgreich kommunizieren. Egal, ob ich die Menschen kenne oder nicht. Deshalb gibt mir das Kommunikationsgerät eine enorme Sicherheit und ermöglicht mir Partizipation und Selbstbestimmung.

    Ich freue mich sehr, dass ich Referent bin am UK-Symposium 2022 und mehr über mich und mein Leben erzählen darf.


    Mein Referat:

    Titel: Und ich brauche doch einen Talker!

    Wann: Mittwoch, 31. August 2022

    Zeit: 11:40 – 12:40 Uhr

    Wo: Fachhochschule Nordwestschweiz

    Infos, Programm und Anmeldung zum UK-Symposium findet ihr hier. Ich freue mich auf euch! 😊

  • Es gibt sehr viele Menschen, Firmen und Organisationen, die sich Tag für Tag für Menschen mit einer Beeinträchtigung engagieren. So auch die Vereingung Cerbral Schweiz. Sie bietet eine breite Palette an Dienstleistungen: Beratung an Betroffenen und Angehörigen, Wochenende und Ferienangebote im In und Ausland, Halliwick-Schwimmen (spezielle Schwimm-Therapie), Entlastungsdienste und noch vieles mehr.

    Cerebrale Bewegungsbehinderungen werden fachsprachlich als "Cerebralparese", kurz «CP», bezeichnet. Cerebral heisst aus dem Lateinischen übersetzt „das Gehirn betreffend“ und "Parese" bedeutet aus dem Griechischen übersetzt "Lähmung". Cerebrale Bewegungsbehinderungen sind Störungen im Bewegungsablauf, die auf eine Hirnschädigung zurückzuführen sind. Diese können vor, während oder kurz nach der Geburt auftreten.

    Ich erkläre den Menschen meine CP jeweils wie folgt:

    Durch einen Sauerstoffmangel bei meiner Geburt haben gewisse Verbindungen zwischen Gehirn und Körper Schaden genommen. Die Befehle, die das Hirn an den Körper sendet, können daher nicht richtig verarbeitet und umgesetzt werden. Je nach Länge und Schaden des Sauerstoffmangels, schlafen manche Verbindungen und manche sind gestorben. Die Verbindungen, die schlafen, kann man vielleicht mit Therapien und viel Engagement wieder wecken und die anderen nicht.

    Es freut mich sehr, dass ich mit Maja Čuk Greiner ein Interview führen durfte. Maja arbeitet bei der Vereinigung Cerebral Schweiz und setzt sich stark für Menschen mit Beeinträchtigungen ein.

     

    Interview mit Maja Čuk Greiner

    Vereinigung Cerebral Schweiz

     

    Liebe Maja, stellst du dich kurz vor?

    Guten Tag, ich heisse Maja Cuk Greiner und bin halb Slowenin und halb Schweizerin. Bin in der Schweiz aufgewachsen, habe hier studiert, habe dann 10 Jahre in Slowenien gelebt und bin seit bald 6 Jahren wieder in der Schweiz. Ich liebe meinen Ehemann, meine zwei Kindern, die erweiterte Familie und viele Freunde. Mein soziales Umfeld gibt mir Kraft, deshalb ist mir mein privates Leben genauso wichtig wie mein soziales und berufliches Engagement.

    Was hast du bisher beruflich gemacht?

    Ich habe schon in vielen Bereichen für und mit Menschen mit Behinderungen gearbeitet. Zum Beispiel habe ich geholfen eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen, welche in der Psychiatrie lebten, in ein Einfamilienhaus zu zügeln und sie dabei zu begleiten sich in diesem Dorf einzuleben. Oder ich habe in Slowenien als Assistentin von Studierenden mit Behinderungen gearbeitet. Später leitete ich dann im Dachverband für Cerebralparese "Soncek", ein Quartierszentrum in Ljubljana mit integriertem Atelier für Menschen mit Behinderungen. Seit über 5 Jahren arbeite ich nun in der Vereinigung Cerebral Schweiz. Als Assistentin habe ich gelernt, wie wichtig Selbstbestimmung und Selbstvertretung sind.

    Warum hast du dich für einen Job für und mit Menschen mit Beeinträchtigungen entschieden?

    Es hat mir einfach den Ärmel reingenommen, als ich zuerst in einem Altersheim und dann später in einem Sonderschulheim ein Praktikum gemacht habe. Ich habe dort realisiert, dass ich sehr gerne mit Menschen arbeite. Aber ich erkläre Selbstbetroffenen meistens nicht gerne was ich studiert habe.

    Warum?

    Weil sie mich dann gerne in eine Schublade stecken, der ich nicht entspreche. Sie haben Vorurteile gegenüber Sozial- und Heilpädagogen.

    Ich auch - bei Assistenzpersonen, die schon lange dabei sind. Sie haben manchmal das Gefühl, dass sie Dinge besser wissen als ich und Dinge machen wie sie es gelernt haben und nur so ist es gut. Die, die keine Ahnung haben oder jung sind wie du, denen kann ich sagen wie ich es möchte und es wird so gemacht. Es ist nicht so verkrampft und gibt mir mehr Selbstbestimmung. Aber ich bin geprägt von der Institution. Mich wollte man immer wieder überreden, etwas zu tun, das ich nicht wollte.

    Es ist spannend, dass eben viele Selbstbetroffene wie eine Blockade haben, wenn sie wissen, was ich studiert habe. Sie denken dann, dass ich sie fremdbestimmen will.

    Wenn sich bei mir jemand bewirbt und mir schreibt er/sie habe jahrelang in dem Bereich gearbeitet, dann habe ich einfach ohne dass ich es möchte ein komisches Gefühl.

    Ich denke es ist wichtig auch diese Vorurteile weg zu werfen, denn die heutigen Fachpersonen lernen ja jetzt hoffentlich etwas anderes, nämlich das Fördern von Selbstbestimmung.

    Die Jungen haben auch einen ganz anderen Umgang.

    Ich bin nicht so jung wie ich aussehe. Ich bin schon 41. Aber ja, es ist meine ethische Herzenshaltung, Menschen in ihrer Selbstbestimmung zu fördern und nicht zu bevormunden, deshalb gehöre ich wohl nicht zur alten Garde.

    Was ist dir wichtig bei deiner Arbeit?

    Mir ist wichtig, dass unsere Dienstleistungen und Projekte bedürfnisorientiert sind. Und das sind sie nur, wenn Menschen mit Behinderungen aktiv in den Prozess der Entwicklung, Organisation und Ausführung mit einbezogen werden. Ich arbeite mit ganz vielen Menschen mit Behinderungen zusammen, wir erarbeiten gemeinsam Lösungen und treiben die Strategieziele der Vereinigung Cerebral Schweiz voran. Das gefällt mir an meiner Arbeit - das Miteinander auf Augenhöhe. Das Empowerment von Menschen ist meine Leidenschaft, die Talente und ihr Potential zu entdecken, sie zu fördern und dem Menschen die Möglichkeit zu geben, sich in die Gesellschaft einzubringen und etwas zu bewirken.

    Was bedeutet für dich Inklusion?

    Dass sie nicht um 17.15 Uhr nach der Arbeit endet! Inklusion ist eine gesellschaftliche Haltung. Sie bedeutet, dass die Vielfalt zu uns gehört, jeder Mensch einzigartig und wertvoll ist und dazu gehört. Wir alle können Inklusion vorleben. Das passiert im Alltag, indem wir uns mit Respekt begegnen und versuchen, Segregation und Verurteilung zu vermeiden. Egal ob es um Menschen mit oder ohne Behinderung geht, solche mit oder ohne Migrationshintergrund oder eben auch solche mit oder ohne Covid-Zertifikat. Wir sind alle wertvoll und gestalten die Vielfalt der Gesellschaft. "Normal sein ist eine Utopie". Wir sind alle unterschiedlich.

    Das ist so schön. Sag mal, für was steht die Vereinigung Cerebral Schweiz?

    Wir haben eine gemeinsame Vision, für die auch mein Herz schlägt: Gleichstellung, Selbstbestimmung und Inklusion. In unserer Organisation bleiben das nicht nur leere Worte, wir arbeiten wirklich aktiv daran. Und auch ich persönlich werde manchmal emotional, wenn es um die Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen geht, respektive wenn jemand diskriminiert wird, dann macht mich das rasend. Da ist dann auch sehr viel Herzblut in meiner Arbeit.

    Was ist deine Aufgabe bei der Vereinigung Cerebral Schweiz?

    Ich bin die Leiterin Dienstleistungen und Projekte. Ich entwickle, koordiniere und leite die Dienstleistungen und Projekte des Dachverbandes. Dies sind einerseits altbewährte Dienstleistungen wie unsere Auslandferien, aber auch Neues wie zum Beispiel die persönliche Zukunftsplanung. Ich orientiere die Weiterentwicklung unserer Dienstleistungen und die Entwicklung innovativer Projekte an unseren Strategiezielen der Jahre 2019-2023. Ich arbeite vor allem an den Themen "Leben mit Assistenz fördern und fordern", "Selbstbestimmte Sexualität fördern und fordern" sowie "Selbstvertretung und Peer-Dienstleistungen fördern und fordern". Ich mache auch oft Interessensvertretung und Vernetzung zwischen den verschiedenen Behindertenorganisationen. Aber ich mache manchmal auch Assistenz und habe zum Beispiel eine Selbstvertreterin an die Frauensession begleitet.

    Ich biete als Nebenjob auch Assistenz an, natürlich über die Assistenzplattform CléA, welches eines dieser innovativen Projekte ist, welches ich lancieren durfte. Aber meine Arbeit bei Cerebral oder der Nebenjob als Assistentin versuche ich ganz klar zu trennen. Auch nehme ich Assistenzaufträge von Menschen, denen ich über Cerebral beratend zur Seite stehe, nicht an. Aufträge werden immer mit meinem Chef abgesprochen, die Transparenz ist hier wichtig, das schulde ich unserem Verhaltenskodex.

    Wie findest du die Subjektfinanzierung zum Beispiel der Assistenzbeitrag?

    Ich war vor über 10 Jahren zu Besuch bei Scope, dem Dachverband für Cerebralparese in England. Damals wurde gerade konsequent die Subjektfinanzierung durch den Staat eingeführt. Alles andere wurde abgeschafft. Positiv ist, dass die Dienstleistungen dann zwangsläufig so gestaltet werden mussten, dass sie dem Bedürfnis der Betroffenen entspricht, denn sonst wurden sie nicht mehr gekauft. Das finde ich gut.

    Rund um die Subjektfinanzierung ist wichtig zu überlegen, was einem Menschen mit Behinderungen zusteht, damit er am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann, so wie dies die UNO-Behindertenrechtskonvention verlangt. Was bringt die Subjektfinanzierung, wenn dann Menschen vereinsamen, da die individuelle Finanzierung für die Begleitung und Erweiterung des sozialen Umfeldes nicht mehr reicht?

    Der Assistenzbeitrag ist eine grosse Errungenschaft. Leider hat er viele Lücken, denn mit dem Assistenzbeitrag können sich viele Menschen nicht die nötige Hilfe finanzieren, die sie wirklich benötigen würden. Der kleine Stundenansatz ist erniedrigend und die zu wenig verteilten Stunden menschenunwürdig. Der Assistenzbeitrag ist gut, solange die Arbeit Laien verrichten können. Wenn aber die Assistenz, Unterstützung und Begleitung wie in einer Institution auch von geschultem Fachpersonal gemacht werden sollte, dann ist der Assistenzbeitrag im Moment zu niedrig. Zum Glück sind einige Kantone wie Luzern dabei, diese Lücke zu füllen. Weiter sind Assistenznehmer gezwungen, ein Kleinunternehmen zu führen. Jeder der das nicht kann, dem wird der Zugang zu einem selbstbestimmten Leben mit Assistenz noch lange verwehrt bleiben, wenn es keine gesetzlichen Veränderungen gibt.

    Mein Leben zu Hause ist zwar günstiger und ich habe eine höhere Assistenzqualität, kann aber meine Assistent:innen nicht angemessen bezahlen.

    Genau und das ist nicht recht. Das ist ein Problem im System. Wenn die Subjektfinanzierung dann so funktioniert, dass man nur einen zu geringen Lohn bezahlen kann, dann kommen viele zusätzliche Probleme auf die Assistenznehmer:innen zu. Zum Beispiel müssen sie dem Arbeitnehmer einen anderen Mehrwert bieten, der über ein professionelles Verhältnis hinaus geht, z.B. durch psychologische Unterstützung, Übernachtungsmöglichkeit oder einen freundschaftlichen Umgang. Als Assistenznehmer:in hat man dann immer das Gefühl, man schuldet den Assistenzpersonen noch etwas. Oder die Assistenzperson kann bei Kritik einfach mit der Kündigung drohen. Mit dem tiefen Lohn fördert man eigentlich die Abhängigkeit und Missbrauchsmöglichkeiten zwischen Assistenznehmer:innen und den Assistenzpersonen.

    Es gab eine Zeit, da war mir nicht wohl bei der Arbeit in der Institution und ich wurde nicht ganz fair behandelt. Diese Zeit prägt mich bis heute.

    Deshalb ist es gut, dass du jetzt allein wohnst und einen coolen Job bei Active Communication hast. Gefällt es dir dort?

    Ja, ich werde behandelt wie alle anderen.

    Genau, das ist ja was wir alle wollen. Wir wollen keine Spezialbehandlung, wir möchten einfach alle gleichbehandelt werden - das ist Gleichstellung.

    Maja, herzlichen Dank für das Interview.

    Danke auch für den schönen Austausch.

  • Ein sehr guter Freund von mir verreiste schon oft mit mir zusammen in die Ferien oder wir unternehmen gemeinsame Ausflüge. Da er nun im Circolino Pipistrello arbeitet, kann er nicht mehr so einfach mit in die Ferien kommen, deshalb hat er mich in die Zirkus-Ferien zu sich eingeladen. Wir wussten beide nicht, ob und wie dies funktioniert. Irgendwie mochte ich diese Situation, da ich sehr neugierig und offen für Neues bin.

    In Winterthur angekommen, fand ich meinen Freund in der Küche. Er kochte für die ganze Circolino-Familie - das sind ca. 15 Personen. Die Küche befand sich jedoch nicht wie gewohnt in einer Wohnung, sondern in einem alten, umgebauten Zirkuswagen. Genauso auch mein "Hotelzimmer", das etwa drei auf zwei Meter gross war. Natürlich nicht rollstuhlgängig, was ich jedoch im Voraus gewusst habe. Gut konnte ich mit Hilfe zu Fuss den Wagen betreten.

    Der Pipistrello ist nicht nur ein Kinderzirkus. Mitmachen können alle Menschen ob jung oder alt, mit oder ohne Behinderung. Er besucht jährlich über 20 Schulen, heilpädagogische und anderen Institutionen. Eine Schul-Projektwoche mit dem Pipistrello - wie cool ist das denn bitte?! Ich war sehr beeindruckt als ich gesehen habe, wie die grosse Zirkus-Familie mit den Kids arbeitet. Alle Kinder wurden in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe stellte eine Zirkusnummer für die ganz grosse Galashow, die am Samstagabend stattfand, zusammen. Seiltanz, Tanzen mit und ohne Blaulicht, Tuchakrobatik, auf Fässern gehen, Zaubertricks vorführen und vieles mehr. Eine Gruppe spielte die Zirkusmusik und noch eine war für die Moderation zuständig und kündigte sehr gut und humorvoll die nächste Gruppe an. Die ganze Show von Kindern gemacht, WOW! Leider konnte ich nur die Hauptprobe sehen, da ich am Freitag wieder abreiste. Die Show der Erwachsenen, die im Circolino arbeiten, fand am Mittwochabend statt. Sie war ganz grosse Klasse und hat mir sehr gefallen.

    Einmal mehr gab es in dieser Woche eine Situation, in der ich wegen meines Elektrorollstuhls zittern musste. Übrigens hat mein Elektrorollstuhl jetzt einen Namen, sie heisst Nina. Nina und ich waren in Winterthur unterwegs. Plötzlich begann es zu regnen. Leider funktionierte deshalb mein Navi eine Zeit lang nicht mehr und prompt habe ich mich verfahren. Die Batterie von Nina begann immer mehr zu schwinden. Nina wurde immer langsamer und langsamer. Und ich wurde immer nervöser und nervöser, als bei der Batterieanzeige das letzte rote Lämpchen blinkte. Noch einmal Glück gehabt! Etwa mit 2 km/h anstatt 12 km/h kam ich nach zwei Stunden im Pipistrello an und war sehr erleichtert.

    An alle, die Batterieanzeigen von Elektrorollstühlen entwickeln: Es wäre toll, wenn ihr Batterieanzeigen mit zuverlässigen Prozentangaben entwickeln könntet. 😉

    An meinem letzten Abend im Zirkus haben wir ein Feuer gemacht und Marroni gebraten. So ging eine sehr spannende, schöne und für mich auch herausfordernde Ferienwoche zu Ende.

  • Kennt ihr Jahn Graf? Inzwischen ist Jahn eine bekannte Persönlichkeit. Jahn und ich haben uns vor etwa sieben Jahren kennengelernt. Damals bereitete sich Jahn auf sein neues Arbeitsleben ausserhalb einer Institution vor. Deshalb hatten wir leider nicht lange Kontakt. Umso mehr hat es mich gefreut, dass mich Jahn vor etwa drei Jahren zum Interview eingeladen hat.

    «Jahns rollende Welt» -so heisst sein YouTube-Kanal. Auf seinem Kanal Interviewt Jahn verschiedenste Personen: Selbstbetroffene, Politiker, Pädagogen, bekannt Persönlichkeiten und viele mehr. Seine Interviews sind sehr spannend und abwechslungsreich. So setzt Jahn mit unterschiedlichsten Menschen das Thema Beeinträchtigung, aber auch ganz andere wichtige Themen ins Zentrum. Ich kann euch den Kanal nur empfehlen. Damit leistet Jahn einen sehr wichtigen Beitrag für die Inklusion und Partizipation von Menschen mit einer Beeinträchtigung.

    «Wir zwei und viele andere Menschen arbeiten für das gleiche Ziel: Inklusion, Partizipation und Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigung.»

    Bei den Paralympics 2020 moderierte Jahn vom 24. August 2021 – 04. September 2021 sehr erfolgreich das Magazin Para-Graf.

    Es freut mich sehr, dass diesmal ich mit Jahn ein Interview führen durfte. Lesen lohnt sich!

     

    Interview mit Jahn Graf

    Moderator und YouTuber

     

    Jahn, stellst du dich kurz vor?

    Mein Name ist Jahn Graf. Ich bin 31 Jahre alt und wohne in Cham bei Zug.
    Beruflich bin ich Moderator und YouTuber («Jahns rollende Welt»).

    Wie wohnst du?

    Allein in einer 2-1/2-Zimmerwohnung in einer gemeinnützigen Baugenossenschaft ohne Assistenz.

    Was waren bis jetzt deine Schlüsselmomente in deinem Leben?

    2015 meine Not-Operation, bei der mir eine Niere geplatzt ist. Dieses Ereignis war der Startschuss für meine Selbstständigkeit, da ich mir danach vornahm, mein Leben selber in die Hand zu nehmen und die lebensrettende Operation als zweite Chance zu sehen.

    Du hast in einer Institution gearbeitet. Wie hast du den Übergang bis zu deinem YouTube-Kanal (Jahns Rollende Welt) erlebt?

    Nach dem Austritt aus der Institution arbeitete ich noch knapp zwei Jahre in einem Treuhandbüro. Durch die oben erwähnte Operation wurde mir bewusst, dass ich nicht für diesen Job gemacht bin und nahm mir eine Auszeit.

    Wie kamst du auf die Idee, einen YouTube-Kanal zu starten?

    YouTube konsumierte ich schon selbst regelmässig, deshalb kam mir der Gedanke, es doch einmal selbst auszuprobieren. Auf diese Weise kam es zum Vorläufer von «Jahns rollende Welt», nämlich «Jahns Filmecke». Bei diesem Kanal hatte ich Spielfilme vorgestellt. Irgendwann entdeckte ich, dass mir dabei immer noch der Dialog mit Menschen fehlte. Deshalb wollte ich den Kanal umkrempeln und entschied mich, das Thema Behinderung und Menschen im Allgemeinen in den Vordergrund zu rücken. «Jahns rollende Welt» war geboren.

    Was möchtest du mit «Jahns rollende Welt» bewirken?

    In erster Linie mache ich die Interviews für mich. Die Menschen, die ich einlade, finde ich selbst spannend und möchte ihnen eine Plattform bieten, um sich vorzustellen. Wenn dieser Dialog bei einem Zuschauer etwas bewirkt oder verändert, umso besser.

    Du hast bei der Sendung «Tabu» mitgewirkt.  Kannst du etwas über die Sendung erzählen?

    Die Sendung hatte zum Ziel, über Tabus offen zu sprechen und dadurch zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft zu führen. Nebst anderen Randgruppen wurde in einer Sendung die Körper- und Sinnesbehinderung enttabuisiert, bewusst mit dem Stilmittel der Komik. Deshalb wurde die Sendung von Renato Kaiser moderiert, der daraus auch kurze Stand-Up-Programme kreierte. Mehr dazu findet man hier.

    Wir zwei und viele andere Menschen arbeiten für das gleiche Ziel: Inklusion, Partizipation und Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigung. Wie können wir unsere Arbeit noch effizienter und besser machen?

    Durch eine konsequente Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung in allen Lebenslagen. So dass es irgendwann nichts mehr Spezielles ist, behindert zu sein.

    Was stört dich am meisten?

    Dass Menschen, egal ob mit oder ohne Behinderung, an gewisse Dinge mit fixen Gedanken-Konstrukten herangehen, anstatt offen auf das Gegenüber einzugehen. Als Beispiel kann ein Leben mit Behinderung genommen werden, das für gewisse Menschen noch immer nicht als ein vollwertiges Leben betrachtet wird. Bei solchen Menschen wird es schwierig oder braucht Geduld, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.

    Du hast bei den Paralympics die Sendung Para-Graf moderiert. Wie war das für dich?

    Es war für mich eine Ehre.

    Was gab es für Reaktionen?

    Viele und mehrheitlich positive.

    Wie kam es dazu?

    Ich kenne den Produzenten. Dieser hat mich angefragt, ob ich mir das zutraue und ich habe ja gesagt.

    Was war deine Motivation Para-Graf zu moderieren?

    Es war für mich schon immer ein Traum, irgendwann eine eigene Sendung zu moderieren. Als ich diese Chance dann erhielt, musste ich deshalb nicht zögern.

    Was war dein persönliches Highlight bei Para-Graf?

    Die Vielfalt meiner Gäste - egal ob Spitzensportler oder aus anderen Bereichen.

    Was war dein grösstes Ärgernis bei Para-Graf?

    Fällt mir nichts ein. Die Zeit bei Para-Graf war für mich eine herausfordernde und schöne Zeit.

    Möchtest du noch etwas sagen?

    Geht offen und neugierig durch die Welt und danke für die Möglichkeit, bei deinem Blog mitzumachen.

     

    Eine neue Ausgabe von meinem Blog gibt es im Januar 2022 wieder. Von Herzen danke ich euch für euer Interesse an meinem Blog. Ich wünsche euch schöne Festtage und einen guten Start ins Jahr 2022.

  • Der Verein Bildung für Unterstützte Kommunikation (buk) mit Sitz in Zug, bietet Modulschulungen im Bereich der Unterstützten Kommunikation und im Bereich Behinderung und Entwicklung an.

    Seit vielen Jahren ist das buk Modul 22 und ab und an auch das buk Modul 1, fest in meinem Jahreskalender eingetragen. Ich bin sehr gerne am buk. Das buk Modul 22 - Elektronische Kommunikationshilfen, gebe ich besonders gerne, da ich fast nur da über mein Kodierungsystem Minspeak sprechen kann.  Kodierungsysteme? Minspeak? habt ihr bereits einmal etwas davon gehört? Auf den Kommunikationsgeräten gibt es viele verschiedene Kodierungsysteme, die mit Kombinationen arbeiten. Das Ziel von Kodierungssystemen ist, die Anzahl Tastenanschläge pro Wort zu minimieren, um Zeit zu sparen.

    Minspeak, das Kodierungssystem, welches ich nutze, arbeitet mit Icons (Bildkombinationen).

    Das buk Modul 22 gebe ich gerne zusammen mit meiner Arbeitskollegin Susanna Berner. Susanna ist schon seit vielen Jahren meine Beraterin bei der Active. Im buk ergänzen wir uns hervorragend. Manchmal «zünden» wir uns auch gegenseitig an. Dies könnte etwa so klingen:

    Ich: «Susanna, kennst du oder ich Minspeak besser?» Oder Susanna: «Dani, speichere einmal das Wort ab, damit du schneller bist!»

    Susanna, du hast so etwas von recht, trotzdem wäre es besser, wenn du nichts sagen würdest. 

    «Durch diese Erfahrung sah ich, dass ich auch spontan eine Weiterbildung geben kann, wenn es sein sollte.»

    Die Vorbereitungen gehen mittlerweile sehr gut. Wir schreiben vor der Modulschulung zusammen per E-Mail und besprechen was wir machen. Dann bereite ich alles vor. Beide wissen genau was zu tun ist.

    Vor ein paar Wochen bekam ich eines Morgens einen Anruf vom buk mit der Frage, ob ich am selben Nachmittag ein Teil des buk Moduls 1 - Einführung Unterstützte Kommunikation, geben würde. Dieses Modul schule ich schon lange nicht mehr. Ganz schnell habe ich mich in den Modulteil eingelesen, kratzte alles was ich auf meinem Talker hatte und mit diesem Modulteil zutun hat zusammen und machte mich auf den Weg nach Zug. Auch wenn bei dieser Präsentation nicht alles so lief, wie ich es gerne gehabt hätte, hat es mir gutgetan. Durch diese Erfahrung sah ich, dass ich auch spontan eine Weiterbildung geben kann, wenn es sein sollte.

    Ich danke dem Verein buk für die tollen Modulaufträge, die mir sehr viel Spass machen und hoffe, dass ich noch bei ganz vielen mitwirken darf.

  • Genauso wie mein Kommunikationsgerät für mich nicht nur ein Computer ist, ist mein Elektrorollstuhl nicht nur eine Maschine. Bei mir hängt fast alles, das ich selbständig machen kann, mit meinem Elektrorollstuhl zusammen: Aufstehen, anziehen, transferieren, mich fortbewegen – ja, sogar Kaffee trinken und arbeiten. Deshalb habe ich zu meinem Elektrorollstuhl eine spezielle Bindung.

    Mitte Juli als das Hochwasser in Luzern war, musste mir wieder einmal so richtig bewusstwerden, wie viel in meinem Leben von meinem Elektrorollstuhl abhängt. Auf dem Weg zum Bahnhof Luzern fuhr ich durch das Hochwasser. Ich konnte danach noch 20 Minuten bis zum Bahnhof weiterfahren, danach ging nichts mehr und ich wusste, was dies bedeutete: Wasserschaden. Ohne Elektrorollstuhl kann ich mich nicht fortbewegen, keine Transfers machen, mich nicht umziehen - ja, ich kann mir ohne Elektrorollstuhl nicht einmal einen Kaffee machen. Deshalb musste ich am selben Abend noch zu meinen Eltern nach Illgau.

    «Liebes Orthotec-Team, ich danke euch von Herzen, dass ihr mir und vielen Menschen mit Beeinträchtigungen Mobilität ermöglicht.»

    Als mir am nächsten Tag die Firma Orthotec mitteilte, dass der Schaden nicht allzu schlimm sei und ich meinen Elektrorollstuhl in den nächsten Tagen wieder bekommen würde, fiel mir ein schwerer Stein vom Herzen und ich konnte das Wochenende bei meiner Familie richtig geniessen.

    Orthotec, mit Sitz in Nottwil ist (genau wie Active Communication) ein Tochterunternehmen der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Die Orthotec setzt sich für die Bewegungsfreiheit von Menschen mit Querschnittslähmungen und ähnlichen Einschränkungen ein. Elektrorollstühle, Handrollstühle, Fahrräder, Gehhilfen, Handbikes, Autoumbauten und noch vieles mehr bieten sie an. Jedes Hilfsmittel wird individuell auf den Kunden zugeschnitten, so auch mein Elektrorollstuhl. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, dass ich Kunde der Orthotec sein darf.

    Es freut mich besonders, dass ich mit Markus Anderhub ein Interview führen durfte. Markus hat mich - und damals eher noch meine Eltern - bereits beraten, als ich noch nicht einmal in den Kindergarten ging.

     

    Interview mit Markus Anderhub

    Berater techn. Aussendienst Rehatechnik, Orthotec Nottwil

     

    Markus, stellst du dich kurz vor?

    Mein Name ist Markus Anderhub und ich bin 57 Jahre alt. Zusammen mit vier Geschwistern bin ich auf einem Bauernhof in der Nähe von Luzern aufgewachsen. Ich hatte mit 19 Jahren einen folgenschweren Motorrad-Unfall mit einer bleibenden inkompletten Querschnittslähmung im Lendenbereich. Ab diesem Zeitpunkt hat sich mein Leben total verändert und nun fahre ich mit dem Rollstuhl rollend durch das neu geschenkte zweite Leben. Ich habe mich schon während meiner Rehabilitations-Zeit im Paraplegiker-Zentrum in Basel 1983 in den Rollstuhlsport verliebt, insbesondere Rollstuhl-Basketball hat mich sehr fasziniert. Mit viel Geschick den Rollstuhl anzutreiben und den Basketball geschickt in den Korb zu werfen. 16 Jahre habe ich in der Nationalmannschaft in ganz Europa Turniere gespielt. Auch in verschiedenen Rollstuhlklubs CH-Meisterschaften bestritten und dies mit viel Leidenschaft. Auch andere Rollstuhl-Sportarten, wie Rennrollstuhl-Marathons und vieles mehr waren ein Teil meiner über 30-jährigen Sportkarriere. Meine erste Berufsausbildung als Blasinstrumenten-Reparateur habe ich immer noch in guter Erinnerung. Diesen Beruf habe ich 7 Jahre ausgeübt. Nach meinem 4-monatigen Sprachaufenthalt 1992 in San Diego USA, entschied ich mich, eine neue berufliche Herausforderung in Luzern als Reha-Fachmann im Kinder-Bereich anzunehmen. Ich bin im Aussendienst unterwegs und mache diesen Job schon über 29 Jahre. Seit über drei Jahren arbeite ich bei der Firma Orthotec in Nottwil. Für unsere Kundschaft sind wir stets bemüht, Hand in Hand interne Lösungen zu suchen, um eine gute Versorgung zu gewährleisten.

    Was ist deine Arbeit bei Orthotec?

    Mein Beruf als Reha-Fach-Techniker im Aussendienst umfasst Hilfsmittel-Beratungen, wie auch Hilfsmittel-Anpassungen sowie Notfall-Reparaturen für unsere Kundschaft vor Ort zu leisten.

    Warum machst du diesen Job?

    Es fällt mir bestimmt etwas leichter mit unseren Kunden auf Augenhöhe zu sein, um ein modernes und gut angepasstes Hilfsmittel auszuwählen, da ich selbst im Rollstuhl sitze.

    Wie hast du deine Arbeitsintegration erlebt?

    Damals 1984 war alles noch viel beschwerlicher und ich musste richtiggehend darum kämpfen, als Rollifahrer in der freien Marktwirtschaft eine gute Lehrstelle zu finden. Ich habe glücklicherweise eine 4-jährige Ausbildung als Blasinstrumenten-Reparateur absolviert und war in der damaligen Firma gut akzeptiert, integriert und unterstützt worden.

    Was macht Orthotec alles? Für was steht Orthotec?

    Orthotec AG ist eine Tochtergesellschaft der Schweizer Paraplegiker-Stiftung Nottwil. Orthotec steht für Qualität und ein umfassendes Hilfsmittel-Angebot für unsere Kunden. Orthotec deckt einen grossen Bereich in der Mobilität für Personen mit körperlicher Behinderung ab: Fahrzeugumbau, Rehabilitations-Technik, Rollstuhl- und Hilfsmittel-Beratung, Reparaturen und Sonderbau, Orthopädie-Technik, Sitzschalenbau, Orthetik, Prothetik und Bandagie, Kontinenz und Alltagshilfen sowie Rollstuhlsport (Sportgeräte-Verleih).

    Wie kannst du deine jahrelange Berufserfahrung und deine Erfahrung als Selbstbetroffener ins Geschäft einbringen?

    Durch meinen grossen Erfahrungsschatz als Reha-Techniker (mittlerweile fast 30 Jahre in der Branche) und die langjährigen Kontakte mit Hilfsmittel-Lieferanten, Reha-Firmen, Ärzten, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten sowie in verschiedenen Einrichtungen, wie Spitäler, Kinderheimen, Schulen für körperlich eingeschränkte Personen und Altersheimen, kann ich dies gut und professionell einbringen.

    Wir haben uns kennengelernt als ich etwa vier Jahre jung war. Wie hast du meine Entwicklung und mein Erwachsenwerden miterlebt?

    Daniel ich habe dich immer als sehr neugierigen, offenen, lebensfrohen und lustigen jungen Kerl erlebt. Auch deine Familie hat dich immer wertvoll und wohlwollend unterstützt bei der Anschaffung deiner Hilfsmittel. Du konntest deine Wünsche genau und offen darlegen, trotz der schwierigen Sprachkommunikation. Du hast dich aber mit deinem Sprachcomputer immer gut verständigen können und das hat mich sehr beeindruckt und mir imponiert. Danke für deine tolle Kameradschaft.

    Was kommt mit der fortlaufenden Digitalisierung noch auf die Firma Orthotec und auf deine Arbeit zu?

    Auch in unserer Branche ist die Digitalisierung schon länger angekommen. Bei den Elektrorollstühlen sind die Fahrsteuerungen mit den neuen Medien mittlerweile gut vernetzt. Neue Augen- und Brillensteuerungen sind derzeit auf dem Markt und es werden viele neue Technologien in Zukunft das Leben der Elektro-Rollifahrern vereinfachen. Auch die 3D-Drucker halten schon länger Einzug, besonders im Orthopädie- und Sitzschalen-Bereich. Eine gute Technologie, welche viele neue Ideen nun hervorbringt.

    Was sind deine Hobbys?

    Meine Lieblings-Aktivitäten sind gut kochen, jassen, tanzen, Ski und Quad fahren und Fitness.

    Was möchtest du noch sagen?

    Dieser Beruf erfüllt mich jeden Tag aufs Neue mit viel Freude und Genugtuung bei der Arbeit. Eben auch gerade wie mit dir Daniel sind solche freundschaftlichen Begegnungen für mich sehr wertvoll. Daniel bleib so wie du bist und ein grosses Vorbild in unserer Gesellschaft. Bleib gesund!

    Markus, ich danke dir viel Mal für das Interview!

  • Heute kann ich mir ein Leben ohne Kommunikationsgerät nicht vorstellen. Dies war jedoch nicht immer so. Wenn ich jetzt zurückschaue, habe ich viel zu spät begonnen mit einem Talker zu arbeiten. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Kollegen und ich in der Primarschule viel Spass damit gehabt hätten. Wahrscheinlich hätte ich auch früher und leichter ein gutes Deutschverständnis aufgebaut

    «Als ich mit 17 Jahren meinen ersten Talker bekam, ging für mich eine neue Welt auf.»

    Heute kann ich hauptsächlich dank meinem Kommunikationsgerät ein aussergewöhnlich gewöhnliches Leben führen. Immer häufiger bin ich unterwegs und gehe mit dem Talker unter die Leute. Nun habe ich in Luzern sogar meine Stammbar gefunden. Im Januar 2021 bekam ich Nachbarn, die in der Stadt eine eigene Bar besitzen. Dank meinem Kommunikationsgerät kamen wir in Kontakt. Wir lernten uns etwas besser kennen und sie erzählten mir, dass sie eine rollstuhlgängige Bar besitzen. Wie cool ist das denn?! Heute gehe ich oft in diese Bar und kann dort und an allen anderen Orten, an denen ich unterwegs bin, dank meinem Kommunikationsgerät soziale Kontakte knüpfen. Ich kann allein unterwegs sein und Inklusion leben.

    Unterstützte Kommunikation ist relevant in jedem Alter

    Am 8. September 2021 findet der Digitaltag UK statt. Am Digitaltag UK werden die Arbeit und Umsetzungsmöglichkeiten von Fachpersonen aus allen Lebensbereichen von UK-Nutzenden vorgestellt. Die Teilnehmenden erhalten praktische Tipps und Einblicke in den UK-Alltag. Der Digitaltag richtet sich an Fachpersonen, Institutionen, Angehörige und UK-Nutzende.

    Es gibt noch freie Plätze – anmelden lohnt sich!

    Ich selbst bin am Digitaltag bei der Diskussionsrunde mit dabei und durfte beim Video-Portrait mitwirken. Hierfür hat mich Jonas (unser Video-Profi) im Büro in Steinhausen und Zuhause besucht. Einen ganzen Nachmittag haben wir gefilmt. Zuerst wurde ich interviewt – ich durfte spannende Fragen beantworten, die ich zuvor vorbereiten konnte. Nach dem Interview drehten wir einige Szenen an meinem Arbeitsplatz. Anschliessend machten wir uns auf den Heimweg, holten uns unterwegs etwas zu essen und filmten am Abend noch am See die schöne Abendstimmung. Für mich ging ein schöner und langer Arbeitstag zu Ende.

    Voller Spannung und Freude schaue ich auf den ersten Digitaltag. Ich hoffe, Du bist auch mit dabei!

    Rückblick Digitaltag UK

  • Unsere Kunden und Kundinnen sowie ihre Geschichten liegen uns am Herzen. Sie zeigen uns auf, was mit Digitalen Assistiven Technologien alles möglich werden kann und inspirieren uns, individuelle Lösungen zu finden.

    Ich durfte über Jan Cookman eine Kundengeschichte schreiben, die ich euch heute vorstellen möchte. Zuerst möchte ich euch aber erzählen, warum Jan mein Leben verändert hat und warum ich ihm auf diesem Weg danke sagen möchte.

    Als ich in der ersten Oberstufe war, hatte ich eine wegweisende Begegnung mit Jan. Wenn Menschen längere Zeit um mich sind, verstehen sie meine Mundartikulation. Da ich die Primarschule Illgau besuchte und Illgau ein kleines Dorf ist, haben mich meine Lehrerpersonen, Kollegen und Bekannte mehr oder weniger gut verstanden. So gut, dass nach meinem heutigen Empfinden eine einfache, unaussprechlich mühsame Buchstabentafel ausreichte. Warum also ein Kommunikationsgerät? Die Menschen, die mich verstehen mussten, verstanden mich ja und meine Kollegen hatten auch keinen Talker.

    «Jan hat mein Leben verändert und ich möchte ihm auf diesem Weg danke sagen.»

    Als ich in die Rodtegg kam, war dies nicht mehr so. Ich wurde nicht mehr so gut verstanden. Jedoch hatte ich die grosse Befürchtung, dass ich durch ein Kommunikationsgerät meine Mundartikulation verlieren würde. Nun kommt Jan in meine Geschichte. Jan kam mich einmal besuchen und ich sah, wie selbstbestimmt und selbständig er mit seinem Talker leben und kommunizieren konnte. Ab da an konnte ich mir vorstellen, ein Kommunikationsgerät zu haben. Da ich durch das Gerät Deutsch gelernt habe, wurde auch meine Mundartikulation bedeutend besser.

    Von ganzem Herzen danke ich Jan für die Begegnung, die mein Leben verändert hat. Ich freue mich, hier nun seine Geschichte erzählen zu dürfen.

    Viel Spass beim Lesen!

     

    Jan's Geschichte

    «Das Schreiben gehört zu meinen Leidenschaften.»

    Jan Cookman kommt ursprünglich aus dem Zürcher Oberland. Heute wohnt er in Reinach im Kanton Basel-Landschaft. Jan wurde am 04. Dezember 1990 geboren. Seit seiner Geburt lebt er mit einer Cerebral Parese (CP). Der junge Mann arbeitet im Wohn- und Bürozentrum Reinach (WBZ). Dort erledigt er diverse Schreibarbeiten und ist im Kreativatelier tätig. Jan ist bekannt für seine humorvolle Art – für Spässe und Witze ist er immer zu haben.

    In seiner Freizeit wird es Jan nicht langweilig. Abends oder an den Wochenenden trifft er sich viel mit seiner Freundin Julia. Zur Entspannung hört Jan gerne Hörbücher, am liebsten Krimiromane. Zudem schreibt er selbst zu verschiedenen Themen. Seine Texte sind tiefgründig und haben immer ein wenig Humor. Jan ist gerne und oft in der Natur – im Sommer mit seinem Liegerad. An seinem freien Vormittag ist er oft bis zu zwei Stunden mit seinem Liegerad unterwegs. Auch das Schwimmen bereitet Jan grosse Freude. Im Winter mag er den Schnee und die Berge. Er liebt es, mit dem Skibob (Dualski) den Berg hinunterzusausen. Das gibt ihm ein unbeschreiblich schönes Gefühl von Freiheit.

    «Mein Kommunikationsgerät ist in meinem Alltag nicht wegzudenken, dank ihm kann ich einen eigenen YouTube-Kanal betreiben.»

    Das Schreiben ist einer seiner Lieblingsbeschäftigungen. Für Jan ist das eine Ausdrucksform, die er mit viel Leidenschaft pflegt. «Das Schreiben ist für mich eine Art Ventil. Es gibt mir Kraft und Halt», so Jan Cookman. Er spielt sogar mit dem Gedanken, selbst ein Buch zu schreiben.

    Daneben verbringt der junge Mann viel Zeit auf der Plattform YouTube. Dort sieht er sich gerne Videos an. Mit viel Freude stellt er seit April 2020 auch selbst YouTube-Videos her und unterhält einen eigenen Kanal mit interessanten und philosophisch angehauchten Beiträgen. Hierfür hat er sich ein Video-Schnittprogramm gekauft und von seinem Vater eine Kamera geschenkt bekommen. Nebst dem YouTube-Kanal betreibt Jan ausserdem eine eigene Website mit Infos über sich.

    Der Glaube an Gott ist Jan besonders wichtig und ein zentraler Punkt in seinem Leben. Dieses Thema fliesst deshalb auch in vielen seiner Beiträge mit ein.

    Jan nutzt Unterstützte Kommunikation seit seiner Kindheit

    Jan lebt seit Geburt ohne Lautsprache. Digitale Assistive Technologien begleiten ihn bereits seit dem Kindergarten. Seinen Weg mit Unterstützter Kommunikation hat Jan damals mit einfachen Geräten und einer Kommunikationstafel gestartet. Heute kommuniziert er mit der Wortstrategie 144, in welcher die Wörter nach dem Minspeak-Kodierungssystem angeordnet sind. Sein Gerät, der Accent 1400, ist für ihn unabdingbar geworden. Dank diesem kann er sich klar und verständlich ausdrücken. Zudem kann er sein Kommunikationshilfsmittel via Bluetooth mit dem Computer oder mit seinem Handy verbinden und den Accent als Steuer- oder Eingabegerät benutzen. Für die Zukunft wünscht sich Jan, dass er eine SIM-Karte direkt in seinen Accent einbauen kann. Dadurch könnte er zum Beispiel WhatsApp direkt auf dem Gerät nutzen.

    «Die Berater*innen von Active Communication sind sehr hilfsbereit und lösungsorientiert.»

    Jan ist mit seinem Hilfsmittel und seiner Active-Beraterin sehr zufrieden und schätzt den persönlichen Austausch. Dank seinem Kommunikationsgerät kann Jan frei kommunizieren – von einfachen Bedürfnissen bis hin zu ganzen Vorträgen – einkaufen gehen, Zug fahren, seiner Arbeit nachgehen und seine Freizeit gestalten. Das Gerät erleichtert ihm seinen Alltag merklich. Besonders glücklich macht es ihn, wenn er dank dem Talker in der Öffentlichkeit auch mit fremden Menschen ins Gespräch kommen und so neue Bekanntschaften knüpfen kann.

    Jan’s YouTube-Kanal «Tiefgang»

    Jan’s Website

  • Als ich in der dritten Oberstufe war, organisierte eine Ergotherapeutin der Rodtegg eine Tagung für die IV. Sie fragte mich, ob ich kurz etwas über meine Hilfsmittel sagen könnte. Zum Glück habe ich zugesagt, sonst wäre ich heute wahrscheinlich nicht da, wo ich jetzt bin.

    Voller Aufregung habe ich mein erstes Kurzreferat vorbereitet. Ich begann, über mich und meine Hilfsmittel zu schreiben. Was mein Deutsch und meine Expertise anging, waren die ersten Referate noch nicht einwandfrei. Ich fragte mich immer wieder: Wie kann ich meine Referate noch spannender machen? Wie kann ich die Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen behalten? Was möchte ich mit diesem Referat bewirken? Was mache ich mit meiner Mimik, wenn der Talker spricht? Ich habe nie eine Referenten-Ausbildung gemacht und ich hatte auch keinen Coach. Ich wusste gar nicht, dass es eine Ausbildung hierfür gibt.

    Meine AC-Beraterin und heutige Arbeitskollegin, Susanna Berner, gab mir den Tipp, Notizbücher anzulegen. Dies habe ich direkt umgesetzt. Seither schreibe ich jeden Themenabschnitt eines Referats in ein eigenes Notizbuch. So kann ich je nach Thema und Ablauf eines Referats die Notizbücher mit den Themenabschnitten so zusammenstellen, dass es auf die gewünschte Weiterbildung passt. Oft schreibe ich auch die Notizbücher um oder schreibe komplett neue. Damit ich auch während den Themenabschnitten immer auf mein Publikum eingehen kann, arbeite ich mit der Funktion «Satz sprechen». Dies ist eine Taste, die ich drücken kann, wenn es Zeit ist, den nächsten Satz zu sagen. Meine PowerPoint-Präsentation stimme ich immer auf mein Referat ab. Während des Referats bediene ich die Präsentation, welche auf dem Notebook ist, selbständig über den Elektrorollstuhl-Joystick. Dieser ist via Bluetooth mit meinem Notebook verbunden und wird zu meiner PC-Maus.

    «Zum Glück habe ich zugesagt, sonst wäre ich heute wahrscheinlich nicht da, wo ich jetzt bin.»

    Das erste Referat war für mich nicht nur ein Referat, nein, es war der Startschuss meiner Karriere, die bis heute anhält. Es machte mir immer mehr Spass, da ich spürte, dass ich etwas sagen und damit Dinge bewirken kann. Deshalb habe ich mich für die Mister Handicap Wahl 2014, die Wahl der Botschafter für Menschen mit einer Behinderung, beworben. Tatsächlich wurde ich Kandidat und durfte an der Endrunde der Wahl im KKL Luzern teilnehmen. Das Wahl-Wochenende und das Vorbereitungsjahr sind für mich unvergesslich. Ich durfte zusammen mit den anderen Kandidaten sehr viel lernen. Zum Beispiel lernten wir, wie man mit Medien umgeht, was ein guter Auftritt ausmacht oder was man sagen sollten und was besser nicht. Was man sagen kann ohne etwas zu sagen, welche Kleider man anziehen sollte, damit es im Fernsehen gut aussieht und noch vieles mehr. Im Kinderzoo Rapperswil fand das grosse Fotoshooting statt. Sogar Glanz & Gloria war da. Es war der offizielle Start der Kandidatur.

    Nach der Kandidatur gab ich mir ein Jahr Zeit. In diesem Jahr machte ich mir immer wieder Gedanken, wie ich meine Kandidatur als Sprungbrett nutzen könnte, damit ich Botschafter sein kann und somit die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen und die Unterstützte Kommunikation fördern kann. Ende 2015 habe ich mir eine Webseite erstellt. Ab diesem Zeitpunkt ging es so richtig los. Ab da an war ich in der ganzen Deutschschweiz und manchmal auch in der französischen Schweiz unterwegs. Ich wurde immer mehr gebucht. Seit 2018 darf ich als Botschafter für Active Communication unterwegs sein. Meine Botschafter-Arbeit wurde immer mehr. Mein Hobby wurde zu einem Teil meines Jobs. Damals arbeitete ich noch in der Rodtegg. Ich war so viel unterwegs, dass mir alles zusammen manchmal etwas zu viel wurde. Ich wusste jedoch, das ist mein Job. Dies war unter anderem ein Grund, weshalb ich die Rodtegg verlassen habe.

    Aktuell bin ich bei Active Communication im Marketing und als UK-Referent tätig. Die Arbeit als UK-Referent macht mir besonders Spass. Ich bin oft in Institutionen oder an Hochschulen unterwegs. Mehrmals jährlich bin ich bei den buk-Weiterbildungsmodulen als Referent tätig. Ausserdem wurde ich dieses Jahr eingeladen, an einem Video-Projekt mitzuarbeiten, welches als Roadshow an Regelschulen gezeigt wird.

    Ich freue mich, wenn wieder mehr Weiterbildungen und Projekte stattfinden können und ich wieder überall vor Ort mitwirken kann. Vielleicht bist du auch einmal dabei? - ich würde mich freuen.

  • Ganz ehrlich gesagt kann ich es heute manchmal noch nicht ganz fassen, dass ich bei Active Communication arbeiten darf. Das letzte Jahr verging wie im Flug, obwohl ich die meiste Zeit im HomeOffice war. Die Weiterbildungen, die ich so gerne gebe, fanden online statt oder fielen aus. Trotzdem hatte ich immer Arbeit und es wurde mir nie langweilig, was nicht selbstverständlich ist.

    Ich wurde so gefördert, wie ich schon seit längerer Zeit gefördert werden wollte. Ich durfte mein Hobby - mich für Menschen mit einer Beeinträchtigung einsetzen, Barrieren abbauen und mich für die Inklusion stark machen - zu meinem Beruf machen.

    Ich hätte fast meinen ersten Arbeits- und Einführungstag verpasst. Damals lebte ich wie ihr wisst wegen der Corona-Pandemie in Illgau bei meiner Familie. Dummerweise habe ich den Termin für das Online-Meeting vergessen. Zufällig war ich am Computer, als Fiore Capone anrief und mich fragte, ob ich nicht auch noch zu meiner Einführung kommen möchte. Schöner Moment, endlich bekomme ich meine Traumstelle und dann vergesse ich meinen ersten Arbeitstag - ups!

    Danach ging es aber nur noch aufwärts. Die ersten Wochen arbeitete ich von Zuhause aus. Ich musste mich zuerst an vieles gewöhnen. Es war für mich neu, dass ich arbeiten konnte, wann ich wollte. Ich durfte lernen, dass Active Communication mir das Vertrauen in meine Arbeit schenkt und mir die Verantwortung überlässt. Meine Arbeit wird geschätzt, was ich nicht als selbstverständlich anschaue. Ausserdem war ich es nicht gewohnt, dass ich immer etwas zu tun habe und alle Arbeiten sinnvoll sind.

    «Ich wurde so gefördert, wie ich schon seit längerer Zeit gefördert werden wollte.»

    Im letzten Blog habe ich über den Umgang mit Personen mit Handicap geschrieben. Für mich nimmt hier Active Communication eine Vorbildrolle ein. Wenn ich mit meinen Kollegen oder meinen Vorgesetzten spreche, ist mir nicht bewusst, dass ich eine Beeinträchtigung habe. Sie begegnen mir wie allen anderen Kollegen auch. Dieses Gefühl kenne ich von meiner Primarschulzeit in Illgau. Ich habe es sehr vermisst. Es geht nicht darum, dass man die Beeinträchtigung nicht mehr spüren darf. Ohne meine Beeinträchtigung hätte ich nicht den Job, den ich so liebe. Nein, es geht darum Inklusion zu leben, sein Leben zu leben. Liebe dein Leben, lebe dein Leben auf deine ganz persönliche Art und Weise.

    Liebe Leserinnen und Leser. Ich danke euch von Herzen, dass ihr mich durch das letzte Jahr begleitet habt.

    Ich freue mich sehr, dass ich mit Fiore Capone, dem Geschäftsführer der Active Communication ein Interview führen durfte.

     

    Interview mit Fiore Capone, Geschäftsführer Active Communication AG

     

    Fiore, stellst du dich kurz vor?

    Ich bin Fiore Capone, der Geschäftsführer und Gründer von Active Communication. Seit 25 Jahren bewegen Digitale Assistive Technologien meinen Berufsalltag.

    Wie lautet die Mission von Active Communication?

    Sie lautet: «Aussergewöhnlichen Menschen Gewöhnliches ermöglichen». Wir engagieren uns täglich mit Leidenschaft und Professionalität dafür, damit die Partizipation und Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen gefördert werden.

    Ich bin seit einem Jahr Mitarbeiter bei Active Communication. Wie hast du dieses Jahr und auch die Vorbereitung zu meiner Anstellung erlebt?

    Leider entspricht dein erstes Anstellungsjahr auch der Pandemiezeit, welche natürlich alles auf den Kopf gestellt hat. Die gemeinsame Zeit am Arbeitsplatz konnte kaum erlebt werden. Die Pandemie hat auch hier als Innovationsbeschleuniger funktioniert. Du bist ebenfalls – auch dank den technologischen Möglichkeiten – ins Homeoffice beordert worden und es hat funktioniert. Eben absolute Chancengleichheit und Gleichbehandlung! 😉

    Die Vorbereitung zu deiner Anstellung verlief grundsätzlich wie immer. Es herrschte grosse Vorfreude, denn ein langersehnter Wunsch von mir ging in Erfüllung. Wir haben uns sicherlich den einen oder anderen Gedanken mehr gemacht, denn wir wollten nichts «vergessen».

    Hattest du Bedenken, eine Arbeitsintegration zu machen und wenn ja, welche?

    Persönlich nicht. Im Team spürte man anfänglich gewisse «Unsicherheiten». Obwohl wir uns als Unternehmen für Menschen mit Beeinträchtigungen engagieren, waren nicht alle sicher, was dies denn konkret im alltäglichen Umgang bedeuten würde. Fragen, wie «Braucht er dann Pflegehilfe? Muss jemand von uns ihm beim Essen helfen?» standen im Raum. Ich denke, dies war damals absolut normal. Heute ist das alles kein Thema mehr. Oder Daniel?

    Daniel: Nein, dies ist kein Thema mehr. Für mich war immer klar, dass wenn ich viel Assistenz brauche, diese selbst organisiere, wenn dies Active Communication möchte. Alle von Active Communication sind jedoch sehr hilfsbereit. Auch wenn ich wieder mehr vor Ort bin, wird dies kein Thema mehr sein - ausserdem brauche ich heute nur noch wenig Pflegehilfe.

    Warum habt ihr mich eingestellt? Was bringe ich dem Unternehmen Active Communication?

    Weil wir überzeugt waren, dass du der richtige Kandidat mit den passenden Voraussetzungen und Fähigkeiten für die angedachten Aufgaben bist. Wie gesagt, es verlief nicht anders als bei einem anderen Rekrutierungsprozess.

    Niemand von uns kann «glaubwürdiger» den Nutzen von Digitalen Assistiven Technologien sowie von unserer Expertise aufzeigen. Du als Betroffener kannst die Vorteile, die Grenzen und auch die Verbesserungsmöglichkeiten aus erster Hand beurteilen und einbringen.

    Wir beide kennen uns schon ca. 10 Jahre. Hat dies bei meiner Arbeitsintegration eine Rolle gespielt?

    Nicht wirklich, denn im beruflichen Alltag haben wir beide nicht viele «Berührungspunkte».

    Was waren die Erwartungen meiner Arbeitsintegration? Haben sich diese Erwartungen erfüllt?

    Es ist immer wichtig, dass man die richtigen Personen am richtigen Ort beschäftigt. Dann resultiert automatisch eine Win-Win-Situation für den Arbeitnehmer und den Arbeitgeber. Dies ist hier absolut der Fall. Die gemeinsame Reise geht weiter und wir haben noch vieles vor mit dir!

    Wie läuft die Zusammenarbeit mit mitschaffe.ch? Warum braucht es mitschaffe.ch?

    Sehr gut. Als Arbeitgeber sind wir für die Zusammenarbeit dankbar. Mitschaffe.ch - sprich Thomas Bräm - kümmert sich um die arbeitsrechtlichen Belangen und federt für uns vieles ab. Wir haben mitschaffe.ch stets kooperativ und als kompetenten Ansprechpartner erlebt.

    Würdest du - wenn es passen würde - weitere Arbeitsintegrationen bei Active Communication unterstützen?

    Wenn wir der Überzeugung sind, dass der/die Bewerber*in die geeignete Person ist, absolut ja. Wir stellen keinen Menschen mit einer Beeinträchtigung als «Quotenbehinderten» ein. Wie gesagt, es geht darum, die richtigen Personen am richtigen Ort zu beschäftigen.

    Wo steht Active Communication in 10 Jahren?

    Wenn ich das nur wüsste (Lacher). Wir sehen uns als Schnittstellen-Experten zwischen der Technologie und den Menschen mit Beeinträchtigungen. Denn es gilt auch in Zukunft, den täglichen Einsatz und den Nutzen von Digitalen Assistiven Technologien für die Förderung von Partizipation und Selbstbestimmung voranzutreiben. Dafür engagieren wir uns täglich, auch in den kommenden 10 Jahren.

    Möchtest du noch etwas sagen?

    Nein, aber ich bedanke mich für das Interview und vor allem für dein Geleistetes. Dein Engagement und dein Wissen sind sehr wichtig für uns und unsere Kunden. Auf viele weitere gemeinsame Jahre. Bleib stets gesund!

     

    Fiore, ich danke dir für das Interview. Vielen Dank, dass ich an der Mission von Active Communication teilhaben und dafür arbeiten darf.

  • zum Blog
  • Meine Hilfsmittel von Active Communication geben mir die Grundlage, damit ich selbstbestimmt leben kann. Ebenso mein Elektrorollstuhl der Firma Orthotec (ebenfalls ein Unternehmen der Schweizer Paraplegiker-Stiftung). Wenn ich unterwegs bin, sind oft Kinder - vor allem Jungs - so fasziniert, dass sie kaum mehr weiter gehen möchten. Diese Situationen nerven mich nicht, im Gegenteil: Ich finde sie schön und sehr wichtig. Zusammen mit ihren Eltern oder anderen Begleitpersonen kläre ich alle offenen Fragen. Es ergeben sich oft interessante Dialoge.

    «Meine Geräte helfen mir, meinen Alltag zu bewältigen. Dank ihnen kann ich selbstbestimmt leben.»

    Welche Hilfsmittel fahren immer mit mir mit und wofür brauche ich sie? Wenn Sie mich treffen würden, würde Sie von all meinen Hilfsmitteln wahrscheinlich zuerst mein Kommunikationsgerät faszinieren. Es hat ganz viele Icons, die ich zusammen kombinieren kann. Die Bildkombinationen ergeben dann Wörter, so kann ich ganze Sätze nur mit den Icons schreiben. Ich kann aber auch über das ABC schreiben.

    Menschen, die mich unterschätzen, fragen mich manchmal "Kannst du da immer etwas spielen?". Gerne antworte ich dann mit "Nein, das ist kein Spiel" und erkläre ausführlich, wofür ich meine Hilfsmittel brauche. Meine Antwort kommt dann meist unerwartet.

    Der Talker - das ist der Name für ein Kommunikationsgerät - kann für mich die geschriebenen Sätze laut wiedergeben. Die Talkerstimme kann ich selbst auswählen. Gleichzeitig ist der Talker auch meine Computer-Tastatur. Dies funktioniert mit einer Bluetooth-Verbindung. Genau wir die Verbindung mit meinem Elektrorollstuhl-Joystick, der zu meiner Computer-Maus wird. Dies ermöglicht mir, gute und im Zeitrahmen entsprechende Arbeiten auszuführen.

    Mein Smartphone ist für mich zusammen mit meinem HouseMate ein unverzichtbares Hilfsmittel. Haben Sie schon einmal etwas von einem Umfeld-Kontrollsystem gehört? Wenn nicht, dann wird es höchste Zeit. Mein Smartphone ist mit dem HouseMate verbunden. Das HouseMate ist auf dem Foto auf der rechten Seite zu sehen. Mit einem App kann ich auswählen, was ich ansteuern möchte und so zum Beispiel die Haustüren öffnen. Wenn es umgebaut und installiert ist, kann man sehr viel damit bedienen, wie Lifte, Lampen, Fenster, Storen usw. Das Smartphone sendet Bluetooth-Signale an das HouseMate. Das HouseMate wandelt diese Bluetooth-Signale in Infrarotsignale um und sendet diese an die Empfänger. Ohne das HouseMate könnte ich nicht selbständig in meiner Wohnung ein- und ausgehen, was für mich undenkbar ist. Mit dem Smartphone bediene ich auch Geräte, die mit einer App-Funktion ausgestattet sind wie zum Beispiel meine Kaffeemaschine. Ja, ich trinke Kaffee und zwar nicht zu knapp 😉. Meine Geräte helfen mir, meinen Alltag zu bewältigen. Dank ihnen kann ich selbstbestimmt leben.

    Von ganzem Herzen danke ich Active Communication und Orthotec. Was mein Elektrorollstuhl alles kann, was mir an ihm besonders wichtig ist und was die Orthotec alles macht, erzähle ich in einem späteren Blog.

  • Seit ich drei Monate alt bin, gehe ich in die Physiotherapie. Physiotherapie war für mich immer sehr wichtig. Als ich in Illgau zur Schule ging, fuhr mich meine Mutter zwei Mal pro Woche nach Brunnen zur Kinderphysiotherapie. Später besuchte ich auch in die Früherziehung, Ergotherapie und die Logopädie. Ich ging immer gerne in die Therapien, es war für mich nichts Spezielles. Stetig machte ich Fortschritte.

    «Ich kann mich auspowern und an meine Grenzen gehen - bis ich wortwörtlich am Boden bin.»

    Als ich etwa dreijährig war, bekam ich die erste Gehhilfe. In der Primarschule Illgau durfte ich mit der Gehhilfe in der Pause herumtollen und Völkerball spielen. Die Fächer Sport, Werken, Handarbeit und Fremdsprachen liess ich weg und besuchte dafür Therapie-Stunden. Meine Ergotherapeutin kam einige Male während den Therapie-Stunden mit mir und meinen Schulkollegen in die Werk-Lektionen. Dies war sehr schön, da dies wieder ein Schritt Richtung Inklusion war und ich bei meinen Kollegen sein durfte.

    Seit der zweiten Oberstufe ist Nadine Rufer meine Physiotherapeutin. Zwei Mal pro Woche darf ich zu ihr gehen. In der Physio gehen wir laufen, entweder gestützt oder auf dem Laufband. Gleichgewichtsübungen sind auch mit dabei. Natürlich auch der Seilzug für das Krafttraining. Ich kann mich auspowern und an meine Grenzen gehen - bis ich wortwörtlich am Boden bin. Das gibt mir Koordination und Selbstvertrauen für meinen Alltag. Vor allem auch für Situationen, in denen ich allein bin und etwas schiefläuft. Nadine berät mich und gibt mir Tipps, wie ich Dinge in meinem Alltag einfacher und energieeffizient gestalten kann. Physiotherapie ist für mich ein sehr wichtiger Baustein, damit ich selbstbestimmt leben und eine eigene Wohnung haben kann.

    Es freut mich sehr, dass ich mit meiner langjährigen Physiotherapeutin ein Interview führen durfte. Viel Spass beim Lesen!

    Interview mit Nadine Rufer, Teamleiterin Physiotherapie Bsc Rodtegg Luzern

     

    Nadine, würdest du dich kurz vorstellen?

    Ich bin Nadine Rufer, 36 Jahre alt und arbeite als Physiotherapeutin in der Stiftung Rodtegg. Ich wohne in Zürich und pendle täglich von und nach Luzern.

    Wie lange arbeitest du schon in der Rodtegg und in welcher Funktion?

    Seit August 2010 bin ich nun bereits fix in der Rodtegg angestellt. Dies nachdem ich 2009 mein zweitletztes Praktikum der Physiotherapie-Ausbildung im Zusatzmodul C in der Rodtegg absolvierte. Im Mai 2014 habe ich die Gruppenleitung übernommen und bin seit der Reorganisation der Therapie 2018 nun als Teamleiterin der Physiotherapie tätig.

    Warum hast du die Rodtegg als Arbeitsort gewählt und nicht eine Institution in Zürich, in deinem Wohnkanton?

    Die Rodtegg hat mir bereits zu Praktikumszeit sehr zugesagt - dies vom Klientel und dem Physio- und grossen Therapie-Team her. Auch die Atmosphäre im Haus und die Wertschätzung meiner Person und Arbeit haben mich zurückgeführt. Mir gefällt die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Infrastruktur der Therapie, die «Freiheiten» im gesteckten Rahmen. Es ist mir wichtig, dass mein langer Arbeitstag mich erfüllt, auch wenn dies vorher und nachher mehr Arbeitsweg bedeutet. Ich schätze zudem das System mit dem Vorarbeiten während den Schulwochen und dafür dem Kompensieren in den Schulferien. Dies ermöglicht mir Zeit für meine anderen Projekte.

    Warum wolltest du Physiotherapeutin werden?

    Sport resp. Bewegung hat mich mein Leben lang schon begleitet und erfüllt. So war ich anfänglich noch hin- und her gerissen zwischen einer eigenen Sportausbildung oder aber einer Lehrerausbildung. Physiotherapie schien mir da ein guter Mittelweg. Es ist und war mir wichtig, die Motivation für Bewegung zu teilen und weiterzugeben sowie in Teamarbeit Unmögliches möglich zu machen.

    Was ist deine Aufgabe als Teamleiterin?

    Als Teamleiterin bin ich die Organisatorin und Leitung der physiotherapeutischen Abteilung. Wir sind ein Team aus 11 Mitarbeitenden (inkl. 1 Praktikant/in). Ich bin verantwortlich, Vorgaben des Arbeitgebers einzuhalten. Ich wirke bei der Weiterentwicklung meines Fachbereichs mit und vernetzte und koordiniere die eigene Abteilung mit anderen Abteilungen und Fachbereichen. Ich organisiere und koordiniere die Klientenzuteilung und koordiniere die therapeutische Arbeit innerhalb der Abteilung und des Fachbereichs.

    Personell habe ich Mitsprache bei Anstellung, Führung und Entlassung von Mitarbeitenden. Ich plane und organisiere für den täglichen, möglichst reibungslosen Ablauf und leite wöchentliche Teamsitzungen. Auch organisiere ich die regelmässigen neuro-orthopädische Sprechstunden im Haus. Ich stelle Praktikanten der ZHAW im Zusatzmodul C an und bin als deren direkte Vorgesetzte auch verantwortlich für die Arbeitszeugnisse und den Praktikumsbetreuung-Kontakt mit der ZHAW. Als Key Userin erstelle ich zudem grob in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern die Arbeitspläne fürs gesamte Team.

    Was ist für dich eine gute Therapie? Was sind deine Ziele?

    In meinem Büro hängt der Spruch von Cromwell: «Every training system which excludes pleasure in sports is a monument of stupidity». Mir ist es wichtig, dass man durch eine gute Vertrauensbasis und Motivation Ziele erreichen kann. Dass man Veränderung erkennt, offen ist und diese schätzt. Dass die Klienten selbst nach Möglichkeit mitbestimmen können wohin ihr Weg führen soll. Und da die Physiotherapie meist ein jahrelanger Begleiter im Alltag von Klienten mit körperlichen Beeinträchtigungen ist, habe ich an mich den Anspruch, die Therapieinhalte immer wieder kreativ und motivierend zu gestalten. Ich sehe hier den Spass, die Motivation und eben das Vertrauen als sehr tragender, wichtiger Faktor für Erfolge.

    Was macht die Physiotherapie in der Rodtegg anders als in einer Praxis in der Stadt?

    Die Infrastruktur (rollstuhlgängig, Turnhalle, Kletterwand, Hallenbad, Bungee Trampolin, MTT, grosse Einzel- und Gruppenräume) und die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter. Auch sind wir sehr gut vernetzt und können interdisziplinär viele Ressourcen abholen und anbieten.

    Wie bleibst du selbst in Bewegung?

    Nach Ballett, Jazz, Unihockey und Basketball trainiere ich seit 2002 Breakdance und war lange selbst damit in der Battle Szene national und international unterwegs. Noch immer gebe ich Workshops im In- und Ausland und reise regelmässig nach Uganda und arbeite dort mit dem Breakdance Project Uganda zusammen. Wir organisieren alle zwei Jahre in Zürich ein grosses Breakdance Festival mit Tanztheater, Wettkämpfen, Workshops, Kindertag usw. (Breakthrough Festival).

    Für mich selbst mache ich seit einer Weile täglich ein kleines Kraft- und Stabilisations- Programm und Yoga zu Hause. Je nach Wetter nehme ich das Fahrrad zum Bahnhof und/ oder laufe Teilstrecken. Vor der Corona-Zeit habe ich zudem 3-4mal wöchentlich in einem Jugend- und Kulturhaus trainiert. Aktuell ist dieses leider geschlossen. Am Wochenende trainiere ich intensiver als während der Woche, weil meine Tage mit dem Pendeln von 3h täglich zum Arbeitstag sehr lange sind. Auch reise ich nach wie vor an Battles (Wettkämpfe) im In- und Ausland - sei dies als Teilnehmerin, Jury oder einfach als Zuschauer. Ich bin Mitglied in der Swiss Breaking Association und uns beschäftigt aktuell den Aufbau einer Schweizer League/Punktesystem rund um die Vorbereitung der Aufnahme von Breakdance an die Olympischen Spiele im 2024.

    Möchtest du noch etwas sagen?

    Ich danke dir für die Anfrage zu diesem Interview!

    Und auch danke, dass du mir in all den Jahren in der Zusammenarbeit im Therapiealltag immer wieder bewiesen hast, welch massgebender Faktor die Motivation und eigene Ziele sind und dass man sich durch erste Misserfolge, Diagnosen oder aber Steine im Weg nicht aufhalten lassen muss.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Freude für deine Projekte und neuen Herausforderungen!

     

    Nadine, ich danke dir vielmals für das Interview. Herzlichen Dank, dass ich zu dir in die Physiotherapie kommen darf. Du hast ein grosser Teil dazu beigetragen, dass ich das Leben mit Assistenz erreichen konnte!

  • Der Wechsel von der Primarschule Illgau in die Oberstufe der Stiftung Rodtegg im August 2008 war eine sehr grosse und harte Lebensveränderung. Damals war ich 14 Jahre jung. Ich wusste nicht, was mich erwarten wird. Zuhause in Illgau wollte ich nicht viel darüber sprechen. Es war der Beginn des bisher schwierigsten Jahres in meinem Leben, da es auch der Beginn meiner Internatszeit war. Bis dahin war ich nie richtig von Zuhause und meiner Familie getrennt. Ein ganzes Jahr hatte ich Heimweh. Montagmorgen brachte mich meine Mutter immer nach Küssnacht SZ. Dort holte mich das Taxi ab. Weinend verabschiedete ich mich von meiner Mutter. Im ersten Jahr in der Rodtegg war die Schule nicht an erster Stelle, zu viel hatte ich mit mir selbst zu tun. Nebst meinem Heimweh wurde mir erst in der Rodtegg richtig bewusst, dass ich eine Beeinträchtigung habe und mich diese das ganze Leben begleiten wird. In der Primarschule war ich der Einzige mit einer Beeinträchtigung.

    «Ein ganzes Jahr hatte ich Heimweh»

    Das erste Jahr in der Rodtegg telefonierte ich oft mit meinen Eltern. Ich zählte jeweils die Stunden bis Freitagnachmittag - bis wieder nach Illgau zu meiner Familie durfte. Als ich mich an die Situation gewöhnt hatte, begann es mir besser zu gehen. Meine schulischen Leistungen nahmen stetig zu. Bis dahin drückte ich mich nur mit meiner Lautsprache und mit einer ABC-Tafel aus. Da ich in Illgau immer mit den gleichen Personen in Kontakt war, gelang die Kommunikation ohne Talker gut. Mit der Anschaffung des Talkers in der zweiten Oberstufe begann mein Lese-Verständnis zu wachsen. Dies auch im Zusammenhang mit der Absetzung meiner Epilepsie-Medikamente, die bis dahin meine Schulzeit geprägt haben. Von da an begann es mir immer besser zu gehen.

    «Es war der Beginn des bisher schwierigsten Jahres in meinem Leben.»

    Die Berufswahl: Handwerker und Grafiker kommt nicht in Frage

    Als es auf die Berufswahl zuging, wollte ich sehr lange nichts von Computer-Arbeit wissen. Ich wollte immer einen handwerklichen Beruf lernen. Dass dies nicht möglich ist, wurde mir erst bewusst, als ich die Firma Victorinox besichtigen durfte. Da wusste ich, dass ich nur im Büro eine Chance habe, weil alles andere nicht realistisch war. Ich entschied mich für das zweijährige Bürowärckjahr. Es war eine super Zeit. Ich habe den Computer kennen gelernt und gemerkt, dass es ganz spannend ist und ich damit sehr viel machen kann. Ich liebt es, zu gestalten. Mein neuer Traumberuf war Grafiker, dies war schon etwas realistischer. Natürlich wusste ich, dass ich schulisch zu viel verpasst hatte, um Grafiker werden zu können. Schon bald kam die Frage auf, was ich nach diesen zwei Jahren machen würde. Deshalb schnupperte ich eine Woche in der Bürofachschule in der Rodtegg. Ich war die ganze Woche sehr aufgeregt, da ich nicht wusste, ob meine schulischen Leistungen ausreichen würden. Doch ich habe es geschafft - ich durfte ein Jahr die Büroschule absolvieren.

    "Praktiker PrA Büroarbeiten"

    Für das anerkannte Diplom zum "Praktiker PrA Büroarbeiten" werden jedoch zwei Ausbildungsjahre verlangt. Die IV gab mir aber das zweite Jahr nicht und ich konnte meine Ausbildung nicht abschliessen. Die Begründung war, dass ich nie in der freien Marktwirtschaft arbeiten könne. Im Jahr 2017 lockerte die IV die Regelung für die Ausbildungen. Ich wollte meinen Abschluss unbedingt machen und durfte bei INSOS Schweiz einen Leistungsnachweis einbringen. Wieder war ich aufgeregt - reichen meine Leistungen oder muss ich noch ein Jahr die Schule besuchen? Es hat gereicht! 2017 erhielt ich meinen Abschluss zum «Praktiker PrA Büroarbeiten».

    Es war mehrheitlich eine sehr schöne und gute Zeit in der Rodtegg. Ich konnte sehr viel lernen und danke der Rodtegg von Herzen für alles.

    Es freut mich sehr, dass ich mit Herrn Helmut Bühler, Direktor der Rodtegg, ein Interview führen durfte.

    Interview mit Herrn Helmut Bühler, Direktor der Stiftung Rodtegg

    Herr Bühler, würden Sie sich kurz vorstellen?

    Ich bin Helmut Bühler, 54 Jahre, verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern und wohne in Ruswil. Nach langer Tätigkeit als Lehrer für Geschichte und Pädagogische Psychologie an einer kantonalen Mittelschule in Luzern habe ich 12 Jahre als Rektor eine Mittelschule geleitet und 2019 in die Stiftung Rodtegg gewechselt.

    Was bietet die Rodtegg an?

    Die Stiftung Rodtegg bietet Menschen mit körperlicher Behinderung ein umfassendes Dienstleistungsangebot an. Dieses umfasst Schulung, Ausbildung, Arbeiten und Wohnen. Wir sind zudem stark in Pflege, Therapie und Beratung und dies seit nunmehr 40 Jahren mitten in Luzern.

    Wie lange sind Sie bereits Direktor der Rodtegg?

    Seit September 2019 - also 15 Monate.

    Was ist Ihre Motivation, Direktor der Rodtegg zu sein. Warum haben Sie sich gerade die Rodtegg ausgewählt?

    Ich arbeite gerne mit Menschen für Menschen. Die Rodtegg bietet mir ein Arbeitsumfeld, das mir von der ersten Minute an gefällt. Es freut mich, meine Arbeit und meine Kompetenzen in einer sozialen Institution einzubringen. Die Stiftung Rodtegg ist mit ihrem Angebot sehr breit und vielfältig. Das macht die Arbeit spannend. Ich schätze dabei besonders den Austausch mit den Klientinnen und Klienten. Das ist stets bereichernd.

    Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?

    Er ist geprägt von vielen Sitzungen – derzeit häufig in Teams oder Zoom – und vielen auch unplanbaren Fragestellungen. So kann es vorkommen, dass plötzlich ein Thema auf dem Pult ist, mit dem ich an diesem Tag nicht gerechnet habe. Derzeit hat häufig die Corona-Aktualität Vorrang. Oft wird mein Arbeitsablauf durch Mailings oder Telefonanrufe mitbestimmt. Da muss ich häufig entscheiden, was ist wichtig und was dringlich.

    Wie viel arbeiten Sie? Haben Sie genug Erholungszeit?

    Ich schreibe meine Arbeitszeit nicht auf. Im Normalfall stehe ich an meinem Pult. In der zweiten Hälfte des Nachmittags werden dann die Beine gewöhnlich müde und ich gönne mir den Stuhl. An den Wochenenden achte ich darauf, dass ich viel draussen sein kann. Das ist für mich die beste Erholung.

    Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

    Ich lese gerne Literatur und geschichtliche Bücher, dann pflege ich meinen privaten Zoo (div. Vögel und Fische) und treibe viel Ausdauersport in der Natur, vorzugsweise in den Bergen. Das Zusammensein mit Familie und Freunden bedeutet mir viel.

    Welche Herausforderungen bring Ihr Job mit sich?

    Ich darf mit vielen Menschen zusammenarbeiten. Meine Rolle ist häufig die der Führung und Leitung in Projekten und Sitzungen. Mir gefällt es, mich auf unterschiedliche Situationen und Menschen einzustellen und mit ihnen zusammen etwas zu erreichen. Dabei muss ich darauf achten, dass all die vielen Themen durch mich gut und effizient gemanagt werden. Dazugehört immer auch die passende Kommunikation.

    Womit sind Sie im Moment am meisten beschäftigt?

    Derzeit muss ich viel kommunizieren nach allen Seiten: Die Corona-Pandemie ist da im Vordergrund. Es läuft aber auch das Alltagsgeschäft weiter und wir planen jetzt schon viel an der Zukunft: Das 40 Jahr-Jubiläum der Rodtegg im 2021 steht bald an.

    Die Institutionen entwickeln sich stets weiter, eine Neuorientierung ist im Gang. Auch der Kanton Luzern möchte, dass sich die Institutionen mehr öffnen und neue Angebote schaffen. Dies auch im Bereich externe Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen. Das Ziel ist unter anderem, mehr Wahlfreit zu ermöglichen. Welche Rolle nimmt die Rodtegg in diesem Prozess ein?

    Wir wollen da unseren Beitrag leisten. Einzelne Leistungen, die wir jetzt bereits stationär in der Rodtegg anbieten, möchten wir in Zukunft auch ambulant erbringen. In Frage kommen da Fachassistenz bei begleitetem Wohnen oder die Öffnung der Therapien für externe Personen. Damit können wir es einzelnen Klientinnen und Klienten ermöglichen, sich konkrete mit dem Gedanken von selbständigem Wohnen auseinander zu setzen und dann in einem zweiten Schritt diesen Weg auch zu wagen. Das wäre schön.

    Was ist Ihre Aufgabe als Direktor in dieser Neustrukturierung?

    Meine Aufgabe dabei ist, die Mitarbeitenden für diesen Weg zu gewinnen, die Rahmenbedingungen zu gestalten und die Finanzierung zu sichern. Das alles kann die Rodtegg nicht allein, wir müssen uns mit anderen Institutionen vernetzen und im Austausch mit dem Kanton Luzern sein.

    Die Subjektfinanzierung nimmt immer mehr Fahrt auf. Studien sagen, dass wenn jemand 24 Stunden Assistenz braucht, er zwar zu Beginn mehr kostet, längerfristig jedoch günstiger kommt als in einer Institution. Geschweige bei Personen, die nicht so viel Assistenz brauchen und auch kein Fachpersonal benötigen. Bereitet Ihnen diese Entwicklung Kopfschmerzen oder sehen Sie diese als Chance?

    Da bin ich in meiner Rolle in der Tat etwas gespalten. Einerseits unterstütze ich das Bestreben nach individuellen, passförmigen Lösungen ganz klar. Ich kann den Wunsch nach Entscheidungsfreiheit, Selbständigkeit und Autonomie gut verstehen. Die «Subjektfinanzierung» könnte es einigen Menschen erleichtern, den Schritt noch vermehrt in diese Richtung zu gehen, was wünschenswert ist. Anderseits fordert uns die Komplexität der vielfältigen Möglichkeiten stark heraus. Ich denke da an die betreffenden Menschen mit Behinderung, deren Angehörige und auch an die Anbieter von Dienstleistungen. Entscheidend wird sein, wie kompliziert und um welchen Preis das alles zu haben ist. Damit meine ich den bürokratischen Aufwand und die vielen Absprachen, die nötig sein werden.  

    Die Rodtegg darf dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiern. Ist ein Fest geplant?

    Am Samstag 12.06.2021 findet ein Jubiläumsfest auf dem Areal der Rodtegg statt. Wir planen vielfältige Attraktionen für alle Interessierten und die Öffentlichkeit. Das Datum sollte man sich sofort merken. Wir hoffen derzeit, unsere Pläne werden nicht durch die aktuelle Pandemie durchkreuzt, sind aber freudigen Mutes.

    Möchten Sie noch etwas sagen?

    Vielen Dank, dass ich die Gelegenheit erhalten habe zu diesem Interview. Ich mache das gerne und verfolge interessiert Ihre Aktivitäten. Alles Gute!

    Herr Bühler, ich danke Ihnen herzlich, dass Sie sich für das Interview Zeit genommen haben. Das ganze Active-Team gratuliert der Rodtegg zum 40-Jahre-Jubiläum.

    Im nächsten Blog werde ich über meine Physiotherapie berichten und erzählen, wie ich mich fit halte.

  • Nebst der Wohnungssuche war die Suche nach Assistenten der zweite grosse Teil der Vorbereitung in ein noch selbstbestimmteres Leben. Als ich noch in der Institution wohnte und arbeitete, begann ich mein Assistenzteam aufzubauen. Schon früh habe ich Personen angefragt, die früher einmal in der Institution gearbeitet haben oder immer noch dort arbeiten. Da ich die Assistenten im Nebenjob anstelle, haben einige direkt zugesagt. Zusätzlich habe ich viele Menschen, die ich kenne über WhatsApp angeschrieben und gefragt, ob sie bei mir arbeiten möchten. So hatte ich schnell 14 Assistenten zusammen.

    Team-Aufbau im Eiltempo

    Oft liegt die Schwierigkeit darin, zuerst eine Wohnung zu finden, da diese meistens innerhalb von drei Monaten bezogen werden muss. Das würde bedeuten, man müsste in den drei Monaten das ganze definitive Assistenzteam aufbauen, Arbeitsverträge ausstellen, alle Anträge schreiben, alle Hilfsmittel organisieren, vielleicht noch die Wohnung umbauen usw. Ich bin sehr dankbar, dass mir mein Vermieter, die Pensionskasse Luzern, fünf bis sechs Monate Zeit gab.

    Im Juli/August 2020 habe ich gespürt, dass das Assistenz-Management sehr gut läuft, ich jedoch noch mehr Personal brauchen könnte. So schrieb ich ein Inserat auf Facebook und führte Vorstellungsgespräche durch. Glücklicherweise konnte ich vier neue Assistenzpersonen anstellen.

    Was gibt’s zu tun?

    Meine Assistenten unterstützen mich hauptsächlich in Alltags- und Haushalts-Tätigkeiten oder sie leisten mir Hilfestellungen. Sie kochen für mich, helfen mir beim Essen einnehmen und machen den Haushalt. Sie helfen mir bei gewissen Transfers und bereiten alles vor, damit ich danach wieder selbständig sein kann. Zum Beispiel betten Sie jeweils die Bettdecke so, dass ich mich selbst zudecken kann. Sie legen das Ladekabel vom Elektrorollstuhl auf das Bett, damit ich ihn einstecken kann (wenn ich dann einmal ins Bett gehen würde😊). Ich habe Socken-Anziehhilfen. Die Assistenten stülpen jeden Tag neue Socken über die Anziehhilfen, damit ich die Socken am nächsten Morgen allein anziehen kann.

    «Ich bin sehr dankbar, dass ich ein Team von 18 Assistenten habe - dank ihnen kann ich in meiner eigenen Wohnung leben und ein selbstbestimmtes Leben führen.»

    Meine Schwester ist hauptverantwortlich für den Haushalt

    Meistens arbeiten die Assistenten am späten Vormittag oder um die Mittagszeit sowie am Abend. Bei mir machen alle Assistenten alles, je nach Diensteinteilung. Meine Schwester ist jedoch hauptverantwortlich für den Haushalt (natürlich mit mir zusammen). Sie kommt einmal pro Woche meine Wohnung putzen, Wäsche waschen und sie macht alles was in einem Haushalt so anfällt. Wir besprechen immer zusammen welche übrigen Aufgaben im Haushalt wann von wem erledigt werden müssen. Damit ich nicht alles 18x erzählen muss, arbeiten wir viel mit Anleitungen. Das funktioniert sehr gut. So haben wir auch gemeinsam ein Corona-Schutzkonzept erarbeitet, welches wir immer wieder an die vorgegebenen Massnahmen und an meine Situation anpassen.

    Assistenz-Management

    Das ganze Assistenz-Management mache ich. Im Outlook-Kalender habe ich Terminserien mit allen Standard-Assistenzdiensten erstellt, dort steht auch was die Assistenten etwa im Dienst erledigen. Meine Assistenten dürfen ihre Dienste frei wählen. Wenn einige Dienste noch nicht abgedeckt sind, schreibe ich die Daten in unseren WhatsApp-Chat, den wir vor allem für die schnelle Kommunikation nutzen. Falls eine Assistenz-Person krank ist oder aus anderen Gründen den Dienst nicht übernehmen kann, schreibt diese sofort in den Chat und sucht selbständig Ersatz.

    Ich biete Unterstützung beim Assistenz-Management

    Meine Assistenten und ich sind ein eingespieltes Team und haben oft sehr viel Spass zusammen. Das Management ist komplex, aber es bereitet mir grosse Freude. Gerne unterstütze ich Sie, falls Sie ein Wohnen mit Assistenz aufbauen möchten, wenn Sie beim Assistenz-Management Unterstützung benötigen oder wenn Sie sich einfach einmal mit mir austauschen möchten. Besonders in der Corona-Zeit bin ich auch gerne über Online-Chat für Sie da. Ich freu mich auf Ihre Kontaktaufnahme!

  • Die erste Ferienwoche der Herbstferien verbrachte ich mit meinen Eltern und meiner Schwester. Von Illgau aus machten wir diverse Ausflüge. Wir fuhren mit der Hochstuckli-Bahn (die Bahn ist sehr speziell, denn sie dreht während der Fahrt ein paar Mal um die eigene Achse), überquerten eine Hängebrücke (eine wackelige Angelegenheit mit dem Elektrorollstuhl) und grillierten im Wald.

    Meine zweite Ferienwoche verbrachte ich mit einem Freund in Interlaken. Ich freute mich schon lange auf diese Woche. Wir gingen in Luzern noch etwas trinken, bevor wir mit dem Zug nach Interlaken fuhren. In der Jugendherberge wurden wir sehr freundlich empfangen. Am nächsten Tag gingen wir in den Naturschutzpark. Bäume, Pflanzen, Moore und noch viel mehr – sogar Eichhörnchen haben wir gesehen. Abends gingen wir meistens essen oder kochten etwas. Ich esse sehr gerne. Essen gehört für mich zu den Ferien. Natürlich darf der Wein auch nicht fehlen.

    Interlaken ist bekannt für Paragliding. Bereits als ich ca. 12 Jahre jung war, hatte ich den Traum vom Gleitschirmfliegen. Viele Jahre ging ich mit der Familie nach Fiesch in die Ferien. In Fiesch sah ich immer wieder Gleitschirmflieger und ich dachte das möchte ich auch einmal machen. Als ich genug alt war, bekam ich von meinen Eltern einen Flug in Fiesch geschenkt. Der Flug war sehr schön und für mich ging ein Traum in Erfüllung. Vor zwei Jahren ging ich zum zweiten Mal in Fiesch fliegen und noch ein weiteres Mal in Emmetten. Es ist zu einem Hobby geworden für mich. Mein Ziel ist es, ein bis zwei Mal pro Jahr gleitschirmfliegen zu gehen. Natürlich buchte ich auch in Interlaken einen Flug.

    «Es war bereits mein fünfter Gleitschirmflug.»

    Wir fuhren mit dem Auto auf den Beatenberg. Mein Pilot trug mich vom Auto zum Startplatz und zog die Gleitschirmschnallen an. Er und die Helfer hingen alle Karabiner ein und prüften die Sicherheit. "Alles OK" sagten sie, ausser der Wind. Wir mussten wenige Minuten warten bis wir optimalen Wind zum Starten hatten. Ein Mann war links und einer rechts und stützten den Gleitschirm. Da ich nicht selbst springen kann, sprangen Sie mit uns mit.  Sie halfen uns beim Absprung und schon waren wir in der Luft. Wir flogen über 30 Minuten wie ein Vogel über Interlaken. Die Natur von oben sehen, die Luft spüren und geniessen. Ich fühlte mich frei. Beim Landeanflug kamen drei Helfer angerannt. «Die Beine nach vorne strecken» sagte mein Pilot. Ich kam mit den Beinen und mit meinem Gesäss auf den Boden auf. Die Helfer bremsten uns ab. Dank der guten Polsterung bereitete mir die Landung keine Schmerzen. Am Boden angekommen hingen die Helfer wieder alle Karabiner aus und halfen mir aus den Gurten raus. Da kam auch schon ein Helfer mit meinem Elektrorollstuhl angefahren. Leider war es schon zu Ende. Am nächsten Tag bat ich meinen Freund noch einmal anzurufen und nachzufragen, ob ich noch einmal fliegen könnte. Er sagte zu mir: «Dieses Mal möchte ich auch fliegen» und wir buchten zwei Paragliding-Flüge. Beide Flüge in Interlaken machten mir sehr viel Spass und es war traumhaft schön. Eindrücke von unseren Flügen finden Sie in meinem Video.

    Im November-Blog werde ich die Arbeit meiner Assistenten genauer vorstellen. Bis dann!

  • zum Blog
  • Da Active Communication ein Unternehmen der Schweizer Paraplegiker-Stiftung ist, durfte ich am Einführungstag in Nottwil teilnehmen. Dieser ist für alle neuen Mitarbeiter der Gruppe bestimmt. Ich habe mich sehr auf diesen Tag gefreut. Mein Assistent war bereits um 06:30 Uhr bei mir. Zusammen fuhren wir mit dem ÖV nach Nottwil.

    Im SPZ angekommen nahmen wir am ersten Vortrag über die Unternehmenskultur teil, es war sehr spannend. Nach der Pause starteten wir mit dem Rundgang. Wir lernten zuerst die Paraplegiker-Vereinigung kennen, die ihre Mitglieder in den verschiedensten Lebenssituationen unterstützt. Normalerweise organisiert die Vereinigung bis zu 350 Anlässe pro Jahr, das ist einfach gigantisch! Dieses Jahr ist bekanntlich alles etwas anders. Ausserdem haben Sie ein grosses Ferienangebot. Gerne würde ich einmal mitfahren.

    Die neuen Sanitäter-Ausbildungsräume waren das grosse Highlight des Rundgangs. Die Räume wurden so gestaltet wie im Spital mit einem Bett, Beatmungsmaschinen und noch viel mehr. Mit Vorhängen kann innerhalb von wenigen Sekunden ein neuer Raum «erstellt» werden. Ein Vorhang war ein Operationssaal, der nächste ein Wohnzimmer und der dritte war eine Baustelle. In einem Bett lag eine Puppe. Diese können die Dozenten vom Kontrollraum aus steuern. Zum Beispiel befindet sich im Mund der Puppe ein Mikrofon, über welches die Auszubildenden von der Puppe authentische Antworten erhalten, welche von den Dozenten gesteuert werden. Die Kontrollräume befinden sich hinter einer Scheibe und hatten eine Ähnlichkeit mit einem Verhörraum im Kommissariat.

    «Es wurde mir bewusst, dass ich ein Teil von etwas ganz Grossem bin.»

    Auf dem Weg nach draussen sahen wir einen Rega-Helikopter, der für die Ausbildung gebraucht wird. Nach dem Mittag stellte unser Geschäftsführer, Fiore Capone, die Active Communication vor. Es wurde mir bewusst, dass ich ein Teil von etwas ganz Grossem bin. Für mich war es speziell, nicht als Kunde, sondern als Angestellter im SPZ zu sein.

    In Sachen Mobilität und Orthopädie für Menschen mit Beeinträchtigungen ist die Firma Orthotec eine sehr kompetente Anlaufstelle. Sie gehört ebenfalls zur Unternehmensgruppe der Schweizer Paraplegiker Stiftung. Wir durften die Autogarage besuchen. Dort werden Autos auf individuelle Bedürfnisse angepasst und umgebaut. Die Ortothec macht einfache sowie auch sehr komplexe Umbauten, wie zum Beispiel ein Auto mit Joysticksteuerung. In der Rollstuhl-Werkstatt der Orthotec war ich nicht zum ersten Mal - ich bin ein sehr zufriedener Kunde. Handrollstühle, Elektrorollstühle, Fahrräder und noch viele weitere Hilfsmittel werden abgeklärt, angepasst und gewartet, darunter auch Sitzschalen. Ich brauche eine neue Sitzschale, da die jetzige nicht mehr passt. Es ist sehr wichtig, dass dieses Hilfsmittel korrekt angepasst ist, da wir Rollstuhlfahrer sehr viele Stunde im Rollstuhl sitzen.

    Zum Abschluss durften meinen neuen Arbeitskollegen von der SPG in der Turnhalle ihre eigene Erfahrung mit einem Rollstuhl machen. Ich finde das sehr wichtig. Ich danke der Schweizer Paraplegiker-Stiftung und der Active Communication, dass ich an diesem spannenden Einführungstag teilnehmen durfte. Mit viel Freude und Motivation werde ich für Active Communication arbeiten. Ich bin stolz, dass ich ein Mitarbeiter der SPG sein darf.

    Lesen Sie in meinem September Blog wie ich mit dem ÖV reise: Was muss ich beachten? Welche Hürden gibt es? Was bedeutet die Maskenpflicht im ÖV für mich?

  • Bis ich meine eigene Wohnung hatte, war es ein langer Weg. Als ich mich im September 2018 entschieden habe, dass ich ein selbstbestimmtes Leben aufbauen möchte, konnte ich vieles noch nicht: morgens vom Bett in den Elektrorollstuhl transferieren, meine Kleider anziehen, aufs WC gehen und noch vieles mehr. Meine Entscheidung hat mich verändert. Sie gab mir eine riesige Motivation, alles aus mir herauszuholen. Dazu kam, dass ich von klein auf immer wieder Therapie gemacht habe. Deswegen war ich geistig und körperlich bereit für grosse Veränderungen.

    «Nicht alles ist möglich, aber sehr vieles.»

    Ich hatte ein Ziel. Und ich habe mir gesagt, es ist nicht alles möglich, aber sehr viel. So habe ich begonnen, viele Dinge mit Aufsicht selbst zu versuchen. Nach einiger Zeit habe ich meine Physiotherapeutin gefragt, ob ich in eine REHA gehen kann. Ich wollte Zeit haben, damit ich Sicherheit gewinne und die richtige Technik für den Alltag erlernen kann. Ende Februar 2019 ging ich für sechs Wochen ins REHAB nach Basel. Fünf Tage pro Woche hatte ich von morgens bis abends Therapie oder selbständiges Training. Ich kam oft an meine Grenzen. Etwa drei Wochen habe ich fast jeden Tag geübt, die Socken allein anzuziehen. In der Ergotherapie haben wir verschiedene Hilfsmittel ausprobiert, bis wir das richtige gefunden hatten und ich die Socken allein anziehen konnte. Auf diese Weise habe ich auch transferieren gelernt. Mein Elektrorollstuhl ist seit der REHA vorne und hinten auf beiden Seiten mit Schlaufen ausgestattet, so dass ich mich beim Transferieren in den Elektrorollstuhl hinüberziehen kann. Wir haben alle täglichen Herausforderungen besprochen und nach Lösungen gesucht. Nebenbei haben sie mich bei der Assistenzplanung unterstützt.

    «Ich liebe es, in der Natur zu sein.»

    Heute lebe ich mit Assistenz. Anfang dieses Monats habe ich einen Tagesausflug mit einer Assistentin gemacht. Wie ich gehofft habe, war das Wetter schön. Wir machten eine grossartige Schifffahrt vom Verkehrshaus Luzern nach Beckenried. Dann gings weiter mit der Seilbahn auf die Klewenalp. Es wurde Zeit fürs Mittagessen. Da ich am Morgen bereits Therapie hatte, war mein Appetit gross. Während meine Assistentin auch etwas zu sich nahm, legte ich mich an die Sonne. Am Nachmittag gingen wir auf den Rundweg. Wir sahen sehr viele Blumen. Ich liebe es, in der Natur zu sein.

    Einige Tage später ging ich mit meinem Kollegen, der auch mein Assistent ist, wandern. Da haben wir wieder einmal gelernt, dass wir uns vorher richtig über die Rollstuhlgängigkeit der Wanderwege erkundigen sollten. Das war ein grosses Abenteuer, das zum Glück gut ausging. Wir haben alles gut überstanden und mein Rollstuhl kam auch einwandfrei in Illgau bei meinen Eltern an. Nur war er noch nicht ganz geeignet für die Wohnung. Mein Vater musste ihn zuerst reinigen. Dies ist jedoch für meine Eltern nichts Neues. Am nächsten Tag ging ich wieder in die Natur wandern und mein Rollstuhl musste erneut geputzt werden. Ich geniesse die Ausflüge und die neu gewonnene Freiheit und freue mich schon jetzt auf das nächste Mal.

    Nächte Woche habe ich meinen Einführungstag im SPZ in Nottwil. Dort erhalten alle neuen Mitarbeiter einen Einblick in die SPG-Gruppe und die verschiedenen Tochtergesellschaften. Ich freue mich sehr darauf. Wie ich diesen Tag erlebt habe, wie es mir gefallen hat und noch viel mehr aus meinem nicht ganz alltäglichen Alltag könnt ihr im August-Blog lesen. Bis dahin wünsche ich allen eine schöne Sommerzeit.

  • Am Montag 25. Mai war es endlich soweit: Ich kehrte zurück nach Luzern in meine eigene Wohnung. Es war ein Gefühl von Heimkehren. Ein Gefühl, das ich in den letzten 12 Jahren kaum hatte. Langsam beginne ich zu realisieren, dass sich mein Leben um 180° gedreht hat. Alles was mit dieser Veränderung zu tun hat, habe ich selbst, mit Hilfe von Beratung, bestimmt. Selbstbestimmung ist für mich sehr wichtig. Ich hätte jedoch kaum gedacht, dass ich lernen muss, mit so viel Selbstbestimmung umzugehen. Wann möchte ich Assistenz und wann nicht? Möchte ich am Wochenende einen Ausflug mit einer Assistenzperson machen? Möchte ich nur mittags und abends Assistenz haben?  Oder möchte ich doch lieber zu meiner Familie gehen? Diese Entscheidungen selbst treffen zu können, ist sehr schön, jedoch auch noch ungewohnt für mich.

    Seit ich in meiner eigenen Wohnung lebe, werde ich oft gefragt, wie ich die Assistenten bezahle. Als ich in der Institution lebte, war dies fast nie ein Thema, obwohl das Assistenzmodell vielfach als kosteneffizienter erscheint. Es scheint, als ob das Assistenzmodell noch zu neu und zu wenig bekannt ist - das möchte ich ändern! Es darf nicht sein, dass das Wohnen in einer Institution und das Wohnen mit Assistenz einander gegenübergestellt werden. Das Ziel sollte die Wahlfreiheit sein. Dafür müsste es aber noch mehr Anlaufstellen, wie "luniq" in der ganzen Schweiz geben, die eine begleitende Rolle einnehmen. Auch zentrale Stellen, welche die ganze Assistenz-Administration übernehmen, könnten sehr hilfreich sein, da die Anforderungen für das Assistenzmodell hoch sind. Diese Arbeit könnten auch Bürowerkstätten in Institutionen übernehmen.

    Nun, wie erstelle ich die Assistenzabrechnung?
    Jeden Monat erhalten meine Assistenten einen neuen Rapport, den sie ausfüllen. Sie notieren dort die Anzahl Stunden, die sie täglich arbeiten. Anfangs des Folgemonats zähle ich alle Stunden jeder Assistenzperson zusammen und erstelle die Lohnabrechnungen. Ich überweise die Löhne und versende die Lohnabrechnung per E-Mail. Jeden Monat schreibe ich zudem eine Rechnung an die IV. Darauf stehen alle Stunden, die ich im Monat Assistenz gebraucht habe, die ich dann vom IV-Assistenzbeitrag zurückerstattet bekomme.

    Am Donnerstag, 18. Juni durfte ich meinen ersten Arbeitstag in Steinhausen erleben. Ich fuhr mit dem ÖV von Luzern nach Steinhausen. Während der Fahrt dachte ich über meinen Weg nach, welchen ich bis zu diesem Tag zurückgelegt habe. Es war ein unbeschreibliches Gefühl und ich hatte grosse Freude.

    Um die Mittagszeit kam ich bei Active Communication an. Ganz spontan habe ich das Marketing-Team in die Mittagspause nach draussen begleitet. Nach dem Mittag kam auch Thomas Bräm von mitschaffe.ch an. Das Einführungsgespräch war sehr spannend und verlief super. Die Zusammenarbeit mit mitschaffe.ch und die wichtigsten Regelungen wurden besprochen. Noch ein schönes Gruppenfoto und dann ran an den Computer. Doch zum Arbeiten kam ich noch nicht wirklich, wir waren mit der Einrichtung meines Arbeitsplatzes beschäftigt. Ein Blick auf die Uhr und schon war Feierabend. Glücklich und zufrieden machte ich mich nach meinem ersten Arbeitstag in Steinhausen auf den Heimweg nach Luzern.

    Ich freue mich auf einen spannenden und sinnvollen Job bei Active Communication.

    So geht es in meinem Juli-Blog weiter:

    • Privat habe ich vor, mit den Assistenten Tagesausflüge zu machen und so noch mal einen Teil meiner neuen Selbstbestimmung kennenzulernen. Wie wird das für mich sein?
    • Ich blicke auf die letzten zwei Jahre zurück: Wie habe ich mich auf das Wohnen mit Assistenz vorbereitet? Warum ging ich sechs Wochen in die REHA? Und wie war die REHA für mich?
  • Mein erster Arbeitstag

    Am 5. Mai 2020 war mein erster Arbeitstag bei Active Communication. Leider nicht vor Ort in Steinhausen, sondern von Zuhause aus per Video-Besprechung. Ich wurde offiziell begrüsst und lerne meine zukünftigen Aufgaben kennen. Dieser Tag war für mich sehr speziell - ein langjähriger Traum nahm an diesem Tag seinen Anfang. Meine Freude war so gross, dass ich in der darauffolgenden Nacht kaum einschlafen konnte. Obwohl ich als Botschafter schon lange ein Teil von AC bin, durchdrang mich ein unbeschreibliches Gefühl. Ich darf bei der Firma arbeiten, die zu einem grossen Teil mein Leben, so wie ich es jetzt leben kann, ermöglicht hat. Mit viel Freude werde ich meinen Teil zu unserer Mission WE INTEGRATE. ACTIVE beitragen.

    Wohnsituation

    Aufgrund der Corona-Krise wohne ich nach wie vor in Illgau bei meiner Familie. So lange hier zu sein bedeutet für mich auch, dass ich nicht in die Physiotherapie gehen kann. Doch wenn ich wieder in meiner Wohnung bin, muss ich teilweise ohne Assistenz allein zurechtkommen. Es sind dann keine Eltern mehr da, die ich rufen kann (was momentan sehr bequem ist 😉)

    Seit einiger Zeit gehe ich etwa an fünf Tagen pro Woche je ca. 45 Minuten mit meinem Rollator spazieren. Meine Schwester, die gleichzeitig auch meine Assistentin ist, begleitet mich dabei. "Seit wann kannst du denn so zu Fuss gehen?" fragen mich die Menschen im Dorf. Sie kennen mich fast nur im Rollstuhl. Am Donnerstag, 7. Mai, war ich eine Stunde und 15 Minuten zu Fuss unterwegs - das ist der Rekord! Laufen stärkt meine Muskeln, regt die Durchblutung an und fördert meine Koordination. Auch die Transfers mache ich oft allein, damit ich bereit bin, wenn ich Ende Mai wieder in meine Wohnung nach Luzern zurückkehre.

    Um auch in meiner eigenen Wohnung die sozialen Kontakte möglichst bescheiden zu halten, konnte ich aus meinem 14-köpfigen Assistententeam ein Kernteam von drei Personen zusammenstellen.

    Gerne möchte ich euch meine Rolle als Arbeitgeber vorstellen: Was sind meine Aufgaben? Der IV-Assistenzbeitrag ist so aufgebaut, dass ausschliesslich Privatpersonen angestellt werden können. Also musste ich meine Assistenten selbst suchen. Die IV hat mir ein Muster eines Arbeitsvertrages zur Verfügung gestellt, welches ich nach meinen Bedürfnissen anpassen konnte. Die Procap hat mich dabei unterstützt. Schon 1.5 Jahre vor meinem Umzug begann ich, mir folgende Gedanken zu machen: Wann brauche ich Hilfe?, Wo brauche ich Unterstützung, Was kann ich noch dazu lernen?

    Aus diesen Überlegungen erstellte ich einen Grundplan ohne Namen. Meine Assistenten teilen mir dann mit, wann sie arbeiten können. Anschliessend nehme ich die Personaleinteilung vor und versende den definitiven Arbeitsplan. Ab diesem Zeitpunkt sind die Assistenten selbst für ihre Dienste verantwortlich. Dies bedeutet, dass Sie bei Dienstverhinderung innerhalb des Teams selbst Ersatz suchen müssen.

    Lesen Sie im Juni-Blog:

    • Wie erstelle ich die Assistenzabrechnung?
    • Wie wird die Rückkehr nach Luzern in meine Wohnung?
    • Wird der Arbeitsstart im Juni in Steinhausen möglich sein?
  • Im Februar 2020 habe ich meine eigene Wohnung in Luzern bezogen und lebe seither mit Assistenz. Dies bedeutet, dass ich 14 Assistenten angestellt habe. Bevor ich meine eigene Wohnung bezog, lebte ich mehr als elf Jahre in der Stiftung Rodtegg, wo ich als Büropraktiker und in der «bürowärckstatt» in der Buchhaltung tätig war. Ich bin Botschafter und ab Mai neu auch Mitarbeiter bei Active Communication, was mich sehr freut.

    Aufgrund der aktuellen Situation rund um den Coronavirus (COVID-19) habe ich mich mit meiner Familie entschieden, über diese Zeit in Illgau bei meinen Eltern zu leben. Diese Entscheidung war richtig, dennoch war sie schwer für mich.

    Nach 1.5 Jahren Vorbereitung durfte ich am 1. Februar 2020 meine erste eigene Wohnung beziehen. Der Umzug verlief sehr gut und auch die Assistenzplanung funktionierte einwandfrei. Ich fühlte mich wohl und meine Wohnung wurde schnell zu meinem neuen Zuhause.

    Nun bin ich seit dem 20. März in Illgau. Es geht mir sehr gut hier bei meiner Familie, jedoch vermisse ich meine Wohnung, meine Selbständigkeit und meine Assistenten. Ich lebe gerne in Illgau. In den letzten Wochen war das Wetter traumhaft. Hier in der Natur gibt es viele schöne Orte die ich mit dem Rollstuhl besuchen kann, ohne die Vorgaben des Bundes zu verletzen. Vorausgesetzt es gibt keine Ausgangssperre.

    Die Zeit Zuhause habe ich genutzt, um das Assistenz-Management zu vereinfachen und dadurch viel Zeit einzusparen. Somit habe ich - wenn ich wieder in Luzern wohne - viel mehr Zeit für andere Dinge. Wie zum Beispiel für meine Arbeit bei Active Communication.

    Ich habe im Office-Programm Excel mein eigenes Buchhaltungs-Programm mit sehr vielen Formeln programmiert. So, dass ich jeweils per Ende des Monates nur noch zwei Zahlen pro Assistenten eintragen muss und ich dann alles auf einen Blick sehe: Die Löhne, Monatsstunden, Monatsrechnung, Jahresrechnung, mein momentanes Jahresstundenguthaben und noch viel mehr. Ich finde die Tabelle super. Nicht weil ich sie selbst erstellt habe, sondern weil durch mein Assistenz-Management-Programm alles einfacher, übersichtlicher und viel weniger zeitintensiv ist.

    Bei Interesse an diesem Programm, dürfen Sie mir gerne eine Anfrage senden. Ich würde das Programm dann auf Ihre Wünsche anpassen.

    Falls Sie einmal live mit mir sprechen möchten, bin ich aktuell über Video-Chat für Sie da. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme. Bleiben Sie gesund.

    Daniel Rickenbacher

    PS: Im Mai-Blog berichte ich über meinen Arbeitsstart bei Active Communication. Lesen lohnt sich!

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